Ruhig Blut!
Getränkeschrank in der Speisekammer. Vergnügt euch, aber rührt das Zeug in den grünen Flaschen nicht an… Ach, ich schätze, ihr kommt auch damit zurecht.«
Kleine blaue Gestalten bewegten sich schemenhaft, und dann war das Zimmer leer.
»Wir haben etwas, das Oma nicht hat«, verkündete Nanny. »Was denn?« fragte Agnes.
»Magrat hat das Baby. Ich habe keine Skrupel. Und wir beide haben
dich.«
»Was nützt uns das?«
»Nun, zunächst einmal: Es stecken zwei Personen in dir…«
Glas klirrte in der Speisekammer, und Stimmen erklangen: »Ha, das hab ich zuerst gesehen!«
»Ich hab’s trotzdem vor dir entdeckt! Rübe ab!«
»Ich hau euch alle um, wenn ihr den Weg zu den Flaschen noch länger versperrt!«
Wieder klirrte Glas.
»Wir kehren alle ins Schloß zurück«, sagte Nanny. »Gemeinsam. Und dort zeigen wir’s dem Grafen. Und wir nehmen Knoblauch und Zitronen und das ganze andere Zeug mit. Und auch das Weihwasser von Hilbert Himmelwärts. Alles zusammen muß funktionieren.«
»Die lassen uns doch nicht einfach so eintreten«, erwiderte Agnes. »Sie werden sich um andere Dinge kümmern müssen«, sagte Nanny. »Wegen der wütenden Menge vor dem Tor. Wir nehmen den Hintereingang.«
»Welche wütende Menge?« erkundigte sich Magrat.
»Wir organisieren eine«, antwortete Nanny.
»Man kann keine wütende Menge organisieren «, gab Agnes zu bedenken. »Eine wütende Menge findet sich spontan ein.«
Es leuchtete in Nanny Oggs Augen.
»Hier leben neunundsiebzig Oggs«, sagte sie. »Das ist Spontaneität genug.«
Sie betrachtete kurz den Wald aus vertrauten Bildern, zog dann einen Stiefel aus und klopfte damit gegen die Wand. Nach einigen Sekunden knallte eine Tür, und jemand stapfte am Fenster vorbei.
Jason Ogg, Schmied und männliches Oberhaupt des Ogg-Clans, sah herein.
»Ja, Mama?«
»Vor dem Schloß wird sich spontan eine wütende Menge einfinden, und zwar in einer halben Stunde«, sagte Nanny. »Gib den anderen Bescheid.«
»Ja, Mama.«
»Sag allen, daß sie nicht unbedingt dabeisein müssen«, fügte Nanny hinzu. Jason sah zur Ogg-Hierarchie. Weitere Erklärungen Nannys waren nicht nötig. Jeder wußte, daß die Katzenkiste ab und zu eine neue Auskleidung benötigte.
»Ja, Mama. Ich sage den anderen, daß sie nicht kommen müssen, wenn sie nicht wollen.«
»Braver Junge.«
»Äh… sind diesmal brennende Fackeln dran, oder sollen wir Sensen und den anderen Kram mitbringen?«
»Eine solche Entscheidung fällt immer schwer«, sagte Nanny. »Ich glaube, in diesem Fall sollte beides zum Einsatz kommen.«
»Rammbock, Mama?«
»Äh… nein, ich glaube nicht.«
»Gut! Immerhin ist es meine Tür«, sagte Magrat.
»Sollen die Leute irgend etwas Besonderes rufen, Mama?«
»Oh, ich glaube, allgemeines Geschrei reicht aus.«
»Und die zu werfenden Gegenstände?«
»Nur Steine, bei dieser Gelegenheit«, sagte Nanny.
»Aber keine großen!« warf Magrat ein. »Ein Teil des Mauerwerks beim
Haupteingang ist alles andere als stabil.«
»Na schön, nichts Härteres als Sandstein, in Ordnung? Und sag unserem Kev, er soll ein Faß von meinem Bier Nummer Drei zum Schloß rollen«, sagte Nanny. »Außerdem soll er eine Flasche Brandy hineinschütten, damit alle vor der Kälte geschützt sind. Tja, es kann ganz schön kalt werden, wenn man vor einem Schloß singt und winkt. Und unser Nev soll zu Frau Kükenarm laufen und ihr einen Gruß von Frau Ogg ausrichten und sie um ein halbes Dutzend große Käse und zehn Dutzend Eier bitten, und frag Frau Fuhrmann, ob sie so nett ist und uns ein großes Glas mit den eingelegten Zwiebeln überläßt, die immer so gut schmecken. Leider haben wir keine Zeit, irgend etwas zu braten, aber ich schätze, solche Unannehmlichkeiten muß man eben in Kauf nehmen, wenn man spontan sein will.« Nanny Ogg zwinkerte Agnes zu.
»Ja, Mama.«
»Nanny?« fragte Magrat, als Jason forteilte.
»Ja, meine Liebe?«
»Vor einigen Monaten schlug Verence eine Besteuerung der für den
Export bestimmten Spirituosen vor, woraufhin vor dem Schloß eine große Menge protestierte, und er meinte: ›Na schön, wenn das der Wille des Volkes ist…‹«
»Nun, es war der Wille des Volkes«, sagte Nanny.
»Oh. Gut.«
»Manchmal vergißt das Volk, was sein Wille ist.«, meinte Nanny. »Nun, du kannst die kleine Esme nebenan bei Jasons Frau lassen…« »Ich nehme sie mit«, beharrte Magrat. »Sie fühlt sich wohl auf meinem
Rücken.«
»Das geht doch nicht!« wandte Agnes ein.
»Wag es bloß nicht, mir
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