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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zahlen, falls Stein ihn hängen läßt.«
    »Der billige Dreckskerl«, sagte ich. »Mir hat er nicht einen Cent angeboten.« Ich lachte. »Natürlich hörte er sich so an, als würde er mir gleich Segarras Posten anbieten – zumindest bis Montag.«
    »Genau, Montag ist der Tag der Entscheidung«, sagte Sala. »Er wird uns ausbezahlen müssen, wenn er eine Zeitung machen will.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube, das will er gar nicht – er hat alles an Stein verkauft.«
    Er schnaubte. »Was soll’s. Wenn er die Redaktion nicht bezahlen kann, ist er am Ende, egal, was er will. Eins weiß ich ganz genau – er wird die graueste Zeitung der westlichen Hemisphäre leiten, wenn ich am Montag meinen Scheck nicht kriege. Ich komme morgen her und räume das gesamte Bildarchiv leer – neunundneunzig Prozent von dem ganzen Zeug gehört mir.«
    »Himmel, ja«, sagte ich. »Nimm es als Pfand.« Dann grinste ich. »Natürlich würden sie dich wegen schweren Diebstahls drankriegen, wenn er dich anzeigt – könnte sein, daß er sogar das mit der Tausend-Dollar-Kaution noch weiß.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mein Gott, daran habe ich gar nicht mehr gedacht – meinst du, er hat das wirklich bezahlt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Wahrscheinlich hat er es wieder zurückbekommen, aber ich würde mich lieber nicht darauf verlassen.«
    »Ach, zum Teufel damit«, erwiderte er. »Laß uns zu Al’s gehen.«
    Es war eine heiße, schwüle Nacht, und ich hatte gute Lust, mich richtig vollaufen zu lassen.
    Wir waren ungefähr eine Stunde dort und schütteten den Rum in Rekord-Geschwindigkeit hinunter, als Donovan hereingebraust kam. Er war den ganzen Nachmittag draußen beim Golfturnier gewesen und hatte die Neuigkeiten gerade erst gehört. »Heiliges Kanonenrohr!« rief er. »Ich bin zurück in die Zeitung, und niemand war da, nur
Schwartz, und der hat sich den Arsch aufgerissen.« Er ließ sich in einen Stuhl fallen. »Was war los – sind wir erledigt?«
    »Ja«, sagte ich. »Du bist erledigt.«
    Er nickte ernst. »Gleich ist Redaktionsschluß«, sagte er. »Ich muß den Sportteil fertig kriegen.« Er ging los Richtung Straße. »Bin in einer Stunde zurück«, versicherte er uns. »Muß nur noch diese Golfgeschichte schreiben. Zum Teufel mit dem Rest – ich bring einfach einen Cartoon über die volle Seite.«
    Sala und ich tranken weiter, und als Donovan zurückkam, erhöhten wir das Tempo. Um Mitternacht waren wir ziemlich aufgekratzt, und ich mußte an Chenault denken. Ich blieb noch eine Stunde, und sie ging mir nicht aus dem Kopf. Dann stand ich auf und sagte, ich würde nach Hause gehen.
    Auf dem Rückweg hielt ich in Condado an und besorgte eine Flasche Rum. Als ich ins Apartment kam, saß sie auf dem Bett, las Herz der Finsternis und hatte immer noch dasselbe Hemd an.
    Ich knallte die Tür hinter mir zu und ging in die Küche, um einen Drink zu machen. »Wach mal auf und denk an die Zukunft«, sagte ich über meine Schulter. »Ich habe heute Nacht gekündigt und bin zwei Minuten später gefeuert worden.«
    Sie schaute auf und lächelte. »Kein Geld mehr?«
    »Kein gar nichts mehr«, erwiderte ich und goß Rum in zwei Gläser. »Ich verschwinde. Ich habe genug.«
    »Wovon hast du genug?« fragte sie.
    Ich brachte einen der Drinks rüber zum Bett. »Hier«, sagte ich. »Hier ist eines der Dinge, von denen ich genug habe.« Ich drückte ihr das Glas in die Hand, dann schlenderte ich zum Fenster und schaute auf die Straße hinunter.
»Vor allem«, sagte ich, »habe ich keine Lust mehr, ein Penner zu sein – ein menschlicher Saugfisch.« Ich grinste. »Weißt du, was ein Saugfisch ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Die haben kleine Saugnäpfe an ihren Bäuchen«, sagte ich. »Und sie hängen sich an Haie dran – und wenn der Hai eine große Mahlzeit fängt, bekommt der Saugfisch die Reste.«
    Sie kicherte und trank einen Schluck.
    »Lach nicht«, fuhr ich sie an. »Du selbst bist der lebende Beweis – erst Yeamon, dann ich.« Es war fies, das zu sagen, aber ich war völlig am Ausrasten, und es war mir egal. »Himmel«, fügte ich hinzu. »Ich bin auch nicht besser. Wenn jemand zu mir kommen und sagen würde, ›Sagen Sie, Mr. Kemp, was ist eigentlich Ihr Beruf?‹ Dann würde ich antworten: ›Tja, sehen Sie, ich schwimme in trüben Gewässern, bis ich etwas Großes und Böses finde, woran ich mich festkrallen kann – einen guten Ernährer, irgendwas mit großen Zähnen und einem kleinen

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