Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)
TRIB, damit wir beide was zu lesen hatten, und dann fiel mir noch ein, zwei Ausgaben der, wie ich vermutete, letzten Nummer der SAN JUAN DAILY NEWS zu kaufen – als Souvenir.
Wir frühstückten am Tisch beim Fenster und tranken danach Kaffee und lasen Zeitung. An diesem Morgen empfand ich das einzige Mal ein Gefühl der Ruhe und des Friedens in meinem Apartment. Und als ich darüber nachdachte, war ich sprachlos, weil das der einzige Grund war, warum ich es überhaupt gewollt hatte. Ich lag auf dem Bett und rauchte und hörte Radio, während Chenault das Geschirr spülte. Von draußen kam eine angenehme Brise, und als ich aus dem Fenster schaute, konnte ich über die Bäume und die roten Dächer hinweg bis zum Horizont sehen.
Chenault trug wieder mein Hemd, und ich sah, wie es um ihre Schenkel flatterte, als sie in der Küche herumging. Nach einer Weile stand ich auf und schlich zu ihr hinüber, hob das Hemd und packte mit beiden Händen ihre Pobacken. Sie kreischte und wirbelte herum, dann ließ sie sich lachend auf mich fallen. Ich legte meine Arme um sie und zog spielerisch den Hemdzipfel über ihren Kopf. Wir standen da und gerieten leicht ins Schwanken,
dann trug ich sie hinüber zum Bett, wo wir uns leise liebten.
Es war noch am Vormittag, als ich das Haus verließ, aber die Sonne war schon so heiß wie sonst erst am Nachmittag. Als ich den Strand entlang fuhr, erinnerte ich mich, wie sehr ich den Morgen gemocht hatte, als ich neu nach San Juan gekommen war. Die ersten Stunden eines Tages in der Karibik haben etwas Frisches und Kühles, eine freudige Erwartung, daß etwas geschehen wird, vielleicht nur weiter die Straße hinauf oder um die nächste Ecke. Wann immer ich auf diese Monate zurückblicke und versuche, die guten von den schlechten Zeiten zu trennen, denke ich an diese Vormittage, an denen ich früh einen Termin hatte – wenn ich mir Salas Wagen auslieh und den von großen Bäumen gesäumten Boulevard entlangdonnerte. Ich erinnere mich, wie sich der kleine Wagen anfühlte, der unter mir vibrierte, und die plötzliche Hitze der Sonne auf meinem Gesicht, wenn ich aus dem Schatten in einen Flecken Licht raste; ich erinnere mich, wie strahlend hell mein Hemd war und an den Klang der Seidenkrawatte, die im Wind neben meinem Kopf flatterte, erinnere mich an das euphorische Gefühl beim Durchtreten des Gaspedals und an den plötzlichen Spurwechsel, um einen Laster zu überholen und noch bei Gelb über die Ampel zu kommen.
Dann in einen von Palmen gesäumten Zufahrtsweg abbiegen und auf die quietschenden Bremsen treten, das Presseschild von der Sichtblende nach unten an die Scheibe schnippen und den Wagen in der nächstliegenden Parken-Verboten-Zone stehen lassen. In die Lobby eilen, das Jackett meines neuen schwarzen Anzugs anziehen und in der einen Hand die Kamera baumeln lassen, während mir ein schmieriger Empfangschef meinen Mann
ruft, um sich den Termin bestätigen zu lassen. Dann mit einem leisen Fahrstuhl hoch in die Suite – großes Hallo, pompöses Gespräch, schwarzer Kaffee aus einer Silberkanne, ein paar schnelle Photos auf dem Balkon, Grinsen und Händeschütteln, dann mit dem Fahrstuhl wieder nach unten und weiter.
Auf dem Weg zurück in die Redaktion, die Tasche voller Notizen, würde ich an einem Strandrestaurant anhalten auf ein Clubsandwich und ein Bier; würde im Schatten sitzen, die Zeitungen durchblättern und über den Wahnsinn der Nachrichten nachdenken, oder mich zurücklehnen, gesund und voller Leben all die leuchtend verpackten Nippel angrinsen und abwägen, wie viele ich betatschen könnte, ehe die Woche zu Ende war.
Das waren die guten Vormittage, wenn die Sonne brannte und vielversprechende Dinge in der Luft lagen und das Tempo hoch war, wenn das, worum es wirklich ging, in greifbarer Nähe schien und ich das Gefühl hatte, daß ich, wenn ich nur ein kleines bißchen schneller fuhr, dieses leuchtende und vergängliche Ding, das immer dicht vor mir war, überholen könnte.
Dann kam der Mittag, und der Morgen verblaßte wie ein verlorener Traum. Der Schweiß war eine Qual, und der Rest des Tages war übersät mit den toten Überresten all der Dinge, die vielleicht hätten passieren können, aber der Hitze nicht standhielten. Wenn die Sonne heiß genug wurde, brannte sie alle Illusionen weg, und ich sah den Ort, wie er war – billig, mürrisch und aufdringlich – als würde hier niemals irgendwas Gutes passieren können.
Manchmal in der Abenddämmerung, wenn
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