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Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Rum Diary: Roman zum Film (German Edition)

Titel: Rum Diary: Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hunter S. Thompson
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zurück an den Strand werfen würde.
    Als ich aufbrach, wurde es dunkel und die Insekten kamen hervor, Millionen kleiner kranker Mücken, die man nicht sehen konnte. Ich hatte einen unangenehmen schwarzen Geschmack im Mund, als ich zu meinem Wagen stolperte.

20
    MONTAG WAR DER ENTSCHEIDENDE TAG, und als ich aufwachte, konnte ich die Spannung schon spüren. Wieder hatte ich verschlafen, es war fast Mittag. Nach einem kurzen Frühstück eilte ich hinunter in die Redaktion.
    Als ich ankam, sah ich Moberg auf der Treppe zum Eingang stehen. Es war eine Mitteilung, die an der Tür hing. Sie war lang und umständlich und sagte im Wesentlichen, daß das Blatt verkauft und ein Konkursverwalter eingesetzt worden war und daß alle Ansprüche an den früheren Eigentümer von Stein Enterprises in Miami, Florida, berücksichtigt würden, so wie es den Vorschriften entsprach.
    Moberg las zu Ende und drehte sich zu mir. »Das ist unverschämt«, sagte er. »Wir sollten einbrechen und den Laden ausplündern. Ich brauche Geld, alles, was ich habe, sind zehn Dollar.« Ehe ich ihn davon abhalten konnte, schlug er die Glastüre ein. »Komm schon«, sagte er und wollte durch das Loch schlüpfen. »Ich weiß, wo er das Kleingeld aufbewahrt.«
    Plötzlich läutete eine schrille Glocke, und ich riß ihn zurück. »Du verrückter Dreckskerl«, sagte ich. »Du hast den Alarm ausgelöst. Wir müssen schnell abhauen, bevor die Bullen kommen.«
    Wir rasten zu Al’s und fanden die anderen, die dicht gedrängt um einen großen Tisch im Hof saßen und wild durcheinander redeten. Der Nieselregen ließ alle noch
näher zusammenrücken, als sie die Ermordung Lottermans planten.
    »Dieses Schwein«, sagte Moberg. »Er hätte uns am Freitag bezahlen können. Er hatte genug Geld. Ich hab’s gesehen.«
    Sala lachte. »Hitler hatte auch viel Geld und hat trotzdem nie seine Rechnungen bezahlt.«
    Schwartz schüttelte traurig den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte in die Redaktion. Ich muß ein paar Anrufe machen.« Er nickte bedeutungsvoll. »Ferngespräche – Paris, Kenia, Tokio.«
    »Was willst du mit Tokio?« sagte Moberg. »Dort könnten sie dich umbringen.«
    »Du meinst, dich könnten sie dort umbringen«, gab Schwartz zurück. »Ich kümmere mich wenigstens um meine eigenen Angelegenheiten.«
    Moberg schüttelte den Kopf. »Ich habe Freunde in Tokio. Du wirst nie Freunde finden – du bist einfach zu dumm.«
    »Du dreckiger kleiner Säufer!« rief Schwartz und stand plötzlich auf. »Noch einen Ton von dir, und ich schlag dir ins Gesicht!«
    Auf Mobergs Gesicht lag ein leichtes Grinsen. »Du drehst langsam durch, Schwartz. Du solltest ein Bad nehmen.«
    Schwartz machte einen schnellen Schritt und holte aus, als würde er einen Baseball werfen. Moberg hätte sich ducken können, falls er noch irgendwelche Reflexe gehabt hätte, aber er saß einfach nur da und ließ sich vom Stuhl schlagen.
    Es war ein starker Auftritt, und Schwartz war offensichtlich zufrieden mit sich. »Das soll dir eine Lehre sein«, murmelte er und ging zur Tür. »Bis später, Jungs«, rief er
uns im Gehen zu. »Ich halte diesen Säufer einfach nicht mehr aus.«
    Moberg grinste und spuckte ihm hinterher. »Ich komme später wieder«, sagte er nur. »Ich muß eine Frau in Río Piedras treffen – ich brauche Geld.«
    Sala schaute ihm nach und schüttelte betrübt den Kopf. »Ich habe eine Menge Krücken in meinem Leben gesehen, aber der hier schießt absolut den Vogel ab.«
    »Unsinn«, sagte ich. »Moberg ist dein Freund. Vergiß das nicht.«
    Später am Abend gingen wir auf eine Gartenparty, die von der Rum-Liga und der Handelskammer von San Juan zu Ehren des Geistes amerikanischer Gelehrsamkeit gegeben wurde. Das Gebäude war aufwendig mit Stuck verziert, dahinter befand sich ein großer Garten. Es waren ungefähr hundert Gäste da, die meisten in Abendkleidern. Auf der einen Seite des Gartens gab es eine lange Bar, und ich eilte sofort hin. Donovan war auch da und trank ordentlich. Er öffnete diskret sein Jackett und zeigte mir ein Fleischermesser, das in seinem Gürtel steckte.
    »Schau dir das an«, sagte er. »Wir sind bereit.«
    Bereit, dachte ich – bereit wofür? Lotterman die Kehle aufzuschlitzen?
    Der Garten war voll von reichen Prominenten und Gaststudenten. Ich bemerkte Yeamon, der etwas abseits von der Menge seinen Arm um ein außergewöhnlich hübsches Mädchen gelegt hatte. Sie teilten sich ein großes Glas mit Gin und lachten verschwörerisch. Yeamon

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