Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Seeufer genähert hatten, hatte Pilgrim zurückbleiben müssen. Er war auf ein verlassenes Grundstück gefahren, hatte eine Weile gewartet und war dann vorsichtig den Rücklichtern gefolgt, nur um gleich darauf wieder zurückzufallen. Schließlich bogen sie in eine Straße ein. Er fuhr an den Autos vorbei, bog nach rechts in die Robert E. Lee Street ein und lenkte den Wagen ein paar Straßen weiter südlich wieder in das Viertel.
Sein Mobiltelefon brummte.
»Der Keller greift ein sicheres Haus der CIA an.« Ben klang hektisch. »In dem Haus wird eine Gruppe Araber ausgebildet, die als Spione in Terroristennetzwerke eingeschleust werden sollen.«
Dieser gottverdammte Verräter, dachte Pilgrim. Kalter Hass ergriff sein Herz. Ganz ruhig, sagte er sich.
»Aber ich habe keine Ahnung, wo das Haus ist …«
»Darüber brauchen Sie sich nicht den Kopf zu zerbrechen. Ich bin schon dort. Ben, das haben Sie großartig gemacht«, sagte Pilgrim.
»Ich glaube, ich weiß, wo Hectors Basis hier ist. Ein Lagerhaus in der Nähe des Flughafens.« Er gab Pilgrim die Adresse. »Vochek versucht, die CIA zu warnen. Ich fahre zu diesem Lagerhaus, um herauszufinden, ob ich dort Beweise gegen ihn finden kann. Oder soll ich zu Ihnen kommen? Brauchen Sie Hilfe?«
»Ich komme hier schon allein klar.«
»Pilgrim …«
Pilgrim legte auf. Es gab nichts mehr zu sagen, und er durfte keine Zeit verlieren. Verdammt, Ben, das war ein Volltrefer. Ihm fiel ein, was er zu Ben gesagt hatte, mit einem verächtlichen Unterton in der Stimme: Sie haben nicht das Zeug dazu. Er hatte sich geirrt.
Ich rette die CIA, das ist wirklich die Ironie des Schicksals. Ich kämpfe für die CIA, obwohl sie damals erst etwas unternommen hat, um mich aus dem Gefängnis in Indonesien zu holen, nachdem ich zugesagt hatte, mich ihrer schmutzigen, geheimen Gruppe anzuschließen, dachte er.
Er war wieder dort, wo er angefangen hatte. Das also war das Endergebnis seines Lebens. Es war ganz anders als das, was er sich vorgestellt hatte. Er dachte daran, wie stolz sein Stiefvater gewesen war, als er sein Studium abgeschlossen hatte und zur CIA gegangen war, und an die Mischung aus Schock und Ehrfurcht, die er bei der Geburt seiner Tochter empfunden hatte, an die Wärme des neuen Lebens, das er in den Armen gehalten hatte. Damals war alles voller Hoffnung gewesen. Wenn er doch nur nicht Gumalar verfolgt hätte, um seine Familie zu beschützen – wenn er damals, als er durch das Fenster auf den Drachen geschossen hatte, nicht danebengeschossen hätte – wenn er nicht von der Polizei erwischt worden wäre.
Wenn. Wenn. Wenn.
Keine Wenns mehr. Seine Vergangenheit verblasste immer mehr, als wäre er damals ein anderer Mann gewesen, und jetzt zählte nur noch das, was war – und das vermutlich kurz bevorstehende Ende seines Lebens. Er befand sich auf einem Kollisionskurs mit dem Mann, der sein Leben zerstört hatte, und machte sich keine Illusionen darüber, dass er dieses Chaos nicht lebend überstehen würde.
Pilgrim parkte den Wagen auf einem verlassenen Grundstück und stieg aus. Er schlich zwischen zwei halbfertigen Häusern hindurch und sah eine Straße vor sich, in der die meisten Häuser abgerissen worden waren. Auf zwei Grundstücken stand hohes Gras, und er rannte in geduckter Haltung durch das Grün.
Einen halben Block vor sich hörte er ein leises Peng. Eine Straßenlaterne, die vermutlich erst nach Katrina dort aufgestellt worden war, ging aus. Bevor ihr Licht erlosch, konnte er ein großes Haus erkennen, das von einem großen Garten und einer neu erbauten Mauer umgeben war und etwas abseits von den anderen Häusern und Grundstücken stand.
Das Ziel.
Das Team des Kellers würde schnell sein. Das sichere Haus hatte vermutlich gesicherte Türen und Fenster, doch die Agenten würden das Alarmsystem deaktivieren. Dann würden sie innerhalb von sechzig Sekunden das Haus stürmen, die Araber eliminieren und wieder verschwinden. Aus dem ersten Stock des Hauses drang Licht – jemand, der nicht schlafen konnte oder zur Wache eingeteilt war.
Als Pilgrim in der Ausbildung gewesen war, hatte er nie gut geschlafen; er war zu wissbegierig gewesen, er hatte Daten, Methoden und Analysen wie ein Schwamm in sich aufgesogen. Die Nachteule im Haus war für ihn eine verwandte Seele.
Er rannte zum Van. Dann schoss er das Schloss heraus und riss die Tür auf. Der Mann, der im hinteren Teil des Vans saß, trug einen Kopfhörer und drehte sich zu ihm um. Er wollte nach seiner
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