Rund um die Ponyfarm
Bauch bückte, vergaß er völlig, die Zügel zu halten. Die braune Stute trat einen Schritt zurück und setzte dabei zufällig einen Fuß auf die schleifenden Zügel. Pete mochte noch so sehr zerren und schieben, das Pony rührte sich erst vom Fleck, als die anderen Reiter ihm einen Klaps auf das Hinterteil gaben.
Pete schien sehr verlegen. Hoffentlich war ihm nun nicht endgültig die Lust vergangen.
Doch zu meiner Überraschung schien er sich nicht allzu viel daraus zu machen. Nachdem er einmal im Sattel saß, hatte er sogar ein ganz vergnügtes Gesicht. Wir starteten also zu unserem ersten richtigen Ausritt.
Carol beugte sich in Scheherezades Sattel weit vor. Sie öffnete das Gatter, das zur Landstraße hinausführte, und die ersten Reiter verließen den Hof. Kirsty drängte sich mit ein paar übermütigen Sätzen an Firefly vorüber. Sie wollte auf keinen Fall die Letzte sein.
In diesem Augenblick hörten wir im Haus das Telefon läuten, und wenig später tauchte Andy in der Tür auf.
„Alles anhalten!“, rief er Carol zu. „Der Besitzer vom Hotel Halfway hat gerade angerufen. Zwei seiner Gäste möchten heute gerne ausreiten. Ich habe ihm angeboten, dass die beiden Damen sich unseren Gästen anschließen können.“
„Aber wie denn, Andy?“ Carol schüttelte den Kopf. „Alle unsere Ponys sind schon vergeben. Codlin muss sich noch schonen, und Blueberry hat eine Kolik gehabt. Ich wüsste nicht, welche Pferde wir ihnen anbieten könnten.“
„Und diese beiden?“ Andy bahnte sich zielstrebig einen Weg durch die unruhig drängelnden und tänzelnden Ponys.
Er griff zuerst nach Kirstys und dann nach Fireflys Zügeln. „Tut mir leid.“ Er warf Pete und mir einen kurzen Blick zu. „Wir brauchen die beiden Ponys heute selbst. Ich habe euch ja gleich gesagt, dass ihr nur reiten könnt, wenn Pferde frei sind. Wir betreiben den Reiterhof nämlich, um Geld damit zu verdienen.“
Fassungslos sah ich zu Pete hinüber. Auch er schien ehrlich enttäuscht zu sein. Doch dann gab er sich einen Ruck und glitt aus dem Sattel.
„Komm, Pippa!“ Mit sanftem Druck löste er meinen Fuß aus dem Steigbügel. „Davon geht die Welt schließlich auch nicht unter.“
Pete und ich schauten den Reitern traurig nach.
Carol führte Kirsty und Firefly an einer Leine neben sich her, und ich dachte voller Neid an die beiden Damen, die nun im Hotel Halfway warteten und bald an unserer Stelle im Sattel sitzen würden. Warum konnten wir nicht auch bei den Reitern sein, die lachten, schwatzten und vergnügt waren? Sogar die Ponys schienen sich auf den Tag zu freuen, der vor ihnen lag, und schritten munter aus. Nur Pete und ich mussten zurückbleiben. Es war erst zehn Uhr, und bis die Gäste zum Tee heimkehrten, vergingen noch sechs lange Stunden. Was sollten wir nur die ganze Zeit tun?
Tapfer drehte ich mich zu Andy um.
„Wir können uns doch inzwischen bestimmt ein bisschen nützlich machen?“
Ein abfälliges Lächeln spielte um seine Lippen, und mit einem Schulterzucken schlenderte er in die Sattelkammer.
„Hier!“ Er nahm drei Trensen von ihren Haken und warf sie vor uns auf den Arbeitstisch. „Die könnt ihr sauber machen. Oder wisst ihr etwa nicht, wie das geht?“
„Wir waschen die Trensen in warmem Wasser, trocknen sie gut ab und reiben sie blank.“ So hatte ich es aus meinen Pferdebüchern gelernt. „Dann wird das Leder gereinigt. Dazu nehmen wir Sattelseife, damit sich auch alles Fett ablöst.“
„Hoffentlich seid ihr auch so schlau und nehmt das Zaumzeug vorher auseinander!“, unterbrach Andy mich ungeduldig. Mir wurde klar, dass ich mir gar keine Mühe zu geben brauchte. Andy war davon überzeugt, dass wir doch alles falsch machen würden. „Passt auf, dass das Zaumzeug nicht zu nass oder zu seifig wird. Und lasst das Leder gut trocknen. Später könnt ihr es noch einmal mit Sattelseife einreiben, damit die Riemen weich und elastisch bleiben.“
Eigentlich sahen die Trensen noch ganz sauber aus. Ich hatte den Verdacht, dass Andy uns nur beschäftigen wollte. Und dabei war ihm jede Arbeit recht, auch wenn sie noch so überflüssig war.
„Der wird sich noch wundern!“, schwor ich Pete, als Andy hinausgegangen war. „Wir werden das Zaumzeug so sauber putzen, dass ihm die Luft wegbleibt. Und wenn wir fertig sind, nehmen wir uns auch noch die Sättel dort drüben vor. Er wird schon noch merken, dass wir uns hier auf dem Hof wirklich nützlich machen und keine Nieten sind.“
Meine Begeisterung
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