Rund um die Ponyfarm
gab Ponys, mehr als genug. Aber jedermann war offenbar energisch bemüht, uns nicht in ihre Nähe zu lassen!
Niedergeschlagen folgte ich Pete zur Straße.
Ich war so enttäuscht, dass ich kaum auf meine Umgebung achtete. Und als plötzlich die Hupe eines Range Rovers erklang, schaute ich nicht einmal auf.
„Hallo, ihr beiden!“ Es war Lord Glencairn, der uns freundlich durch das Wagenfenster zuwinkte. Ich konnte es kaum glauben.
Offenbar erging es dem Stalljungen ebenso. Als wir zu dem Range Rover liefen, um Lord Glencairn zu begrüßen, merkte ich, wie der dunkelhaarige Junge uns verblüfft anstarrte. Und dann hatte er es plötzlich sehr eilig und kam mit langen Schritten zu seinem Arbeitgeber gelaufen.
„Ich war auf der Suche nach euch beiden“, erklärte der Lord, als er aus dem Wagen stieg. „Ich habe nämlich heute Morgen zwei Gruppen von dem Reiterhof getroffen. Aber euch konnte ich nirgendwo entdecken. Also, was ist los? Keine Lust zu einem Ausritt?“
„Lust schon“, gestand ich und zuckte die Achseln.
Pete war wegen unseres Pechs vom Vormittag nicht ganz so bekümmert, und er erzählte dem Lord, was geschehen war.
„Pferde, Pferde, wohin man auch schaut! Und nicht ein Einziges für euch! Das ist es doch, nicht wahr?“ Der Lord zwinkerte mir verständnisvoll zu. „Nun, das dürfen wir nicht zulassen. Ich habe da zufällig zwei Ponys und niemanden, der sie reiten will.“ Einen Augenblick schien sein Blick in weite Ferne zu schweifen. „Meine beiden Enkel leben viele tausend Meilen von hier entfernt. Mein Sohn betreibt nämlich mit seiner Frau eine Schafzucht in West-Australien.“ Er wandte sich an den Stallburschen, der uns erstaunt und verdrießlich zugleich ansah. „Bitte, Jock, lauf zu Three Acres und bring mir für unsere kleinen Freunde Beau und Forrester auf den Hof!“
Wir kletterten in den Range Rover und fuhren gemeinsam zum Reitstall.
„Warum ist Silver Knight hier in Duncreggan?“, fragte ich Lord Glencairn. „Die Saison für Springturniere ist doch mitten im Gange.“
Pete versetzte mir entsetzt einen Stoß in die Rippen.
„Sei nicht so neugierig, Pippa!“, zischte er.
Der Lord warf mir über die Schulter einen verblüfften Blick zu.
„Woher weißt du denn, dass Silver Knight an Springturnieren teilnimmt, Pippa? Hat Hamish Macdonald ihn wiedererkannt?“
„Das war gar nicht nötig.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich habe den Hengst schon im Fernsehen gesehen.“
„So, dann bist du also eine Anhängerin von Springturnieren.“ Lord Glencairn lenkte seinen Wagen an den Straßenrand und machte einem Bus voller Urlauber Platz. „Dann hast du bestimmt auch noch andere Turnierpferde im Fernsehen gesehen. Würdest du die auch wiedererkennen, oder ist Silver Knight dein besonderer Liebling?“
„Jetzt schon. Schließlich habe ich ihn ja persönlich kennengelernt.“ Ich konnte meine Begeisterung nicht verbergen. „Aber ich glaube, ich würde auch noch viele andere wiedererkennen. Dieser Rotfuchs, den wir bei Silver Knight auf der Koppel gesehen haben, das ist Barney’s Pride, nicht wahr?“
Lord Glencairn nickte.
„Richtig. Barney’s Pride hat sich beim Großen Preis von Rotterdam eine Sehne gezerrt. Und Silver Knight muss eine Verletzung am Fesselgelenk auskurieren. Die meisten dieser Pferde hier sind mir zur Pflege anvertraut. Sie sollen sich aus dem einen oder anderen Grund in Duncreggan erholen.“
Wir hatten den Hof erreicht, und Lord Glencairn lehnte sich für einen Augenblick in seinem Sitz zurück. Er sah mich nachdenklich an.
„Du hast eine gute Beobachtungsgabe, Pippa. Und anscheinend auch ein besonderes Gefühl für Pferde. Verfolgst du eigentlich nur die Springturniere, oder bist du auch an anderen Arten des Pferdesports interessiert?“
Pete kam mir zuvor.
„Ob Springreiten oder Geschicklichkeitsprüfungen, ob Dressur, Militaries oder Geländeritte, Pippa schwärmt für alles. Sogar für Galopprennen!“ Er verdrehte ergeben die Augen gegen den Himmel. „Man braucht nur irgendeinen Wettbewerb zu erwähnen, und Pippa weiß Bescheid. Es gibt keine Übertragung, bei der sie nicht vor dem Fernseher hockt, und wenn sie noch so lange dauert. Pippa hat einfach einen Pferdefimmel!“
„Und Sachverstand noch obendrein.“ Der Respekt in Lord Glencairns Stimme war nicht zu überhören. Und bevor er aus dem Wagen stieg, schaute er erst Pete und dann mich an. Er machte ein sehr ernstes Gesicht. „Nun, kleines Fräulein, manchmal gehen im
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