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Rune

Rune

Titel: Rune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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mich, wie ich Aaron das Schicksal ersparen konnte, das Hürdenspringer ereilt hatte.
    Feuer und Glaube – weil das Feuer die Dinge reinigt.
    Wenn es überhaupt getan werden konnte, dann mußte Olaf wieder durch die Bäume getötet werden. Sein Heim, sein Schrein, seine Quelle der Macht – das war der Schlüssel. Doch ich mußte Aaron bezwingen und uns beide nach Tri-Lakes bringen. Irgendwelche Drogen im Haus? Da waren Dads Herztabletten – doch dann hätte ich es auch gleich mit Baldrian versuchen können.
    Ich hatte keine Wahl. Es mußte mit Gewalt geschehen.
    In der Nähe quietschte ein Brett. Im Eßzimmer, vielleicht im Flur.
    Es war nicht die Zeit, sich wie ein Fisch im Netz zwischen Bett und Wand fangen zu lassen. Er könnte die Wände des Zimmers mit meinem Hirn verzieren, wenn er mich erwischte. Ich kniete mich, stand dann auf, langsam, vorsichtig, leise. In die Nähe der Tür zu kommen, mehr brauchte ich nicht, nur ein paar Fuß weiter. Dank meines rechten Knies, das ebenfalls angeschwollen war, fühlte ich mich so tolpatschig wie nie zuvor. Ich wollte den rechten Fuß hinter mir herziehen, um kein Gewicht darauf zu verlagern, doch man kann schwerlich leise sein, wenn man ein Glied nachschleift. Komm schon, du schaffst es …
    Jener schwarze Geruch drang ins Zimmer, wurde stärker und dicker, näherte sich wie eine Nebelbank auf dem Meer …
    Ich biß die Zähne zusammen und konzentrierte mich, wollte Aaron aus dem Hinterhalt die Schaufel über den Kopf ziehen – und in diesem Moment ließ ich sie gegen einen Pfosten seines Bettes knallen. Es schien fast einen Widerhall zu geben, und er hätte sich kein besseres Signal wünschen können.
    Er stürmte schreiend durch die Tür und rannte mit dem Schürhaken auf mich zu.
    Ich verdanke mein Leben allein der Tatsache, daß er beim Laufen durch die Tür nicht in der Lage war, richtig auszuholen. Was nicht heißt, daß er nicht effektiv gewesen wäre. Der Schürhaken streifte mich an der rechten Seite des Kopfes und riß Fleisch auf. Wärme floß meine Wange und meinen Hals hinab, ergoß sich in meinen Verband. Mein Kopf drehte sich, meine Knie wurden weich, und eine Galaxie voller Sterne wirbelte durch das Zimmer.
    Aaron verdoppelte sich, dann sah ich ihn fast vierfach. Er wurden wieder zu einem einzigen Aaron, als er mit dem Schürhaken zum letzten Schlag ausholte. Allein der Reflex brachte mich dazu, die Schaufel wieder zu erheben, und die beiden Werkzeuge knallten funkensprühend gegeneinander. Etwas sauste an meiner Nase vorbei und fiel dann zu Boden – die Schaufel. Ich hatte nur noch den winzigen Griff in der Hand.
    Der Raum drehte sich. Mein Kopf hatte die Größe eines Basketballs und wuchs beständig. Alles schien aus dieser Wunde an meiner Schläfe zu explodieren. Ich fiel zurück, halb kniend, halb sitzend, und hielt mich an Aarons Kommode fest.
    Er grinste, und seine Zähne funkelten im Zwielicht, als er mit dem Schürhaken auf mich zukam. Déjà vu. Nur das letzte Mal war er um einiges fetter gewesen und hatte eine Armbrust gehabt. Er hielt den Schürhaken wie einen Speer und wollte ihn werfen.
    Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
    Ich fiel vornüber, gerade als er seine Lanze schleuderte, und landete genau vor ihm auf den Knien. Ich traf ihn mit dem stumpfen Ende des Schaufelgriffes drei Zoll unterhalb des Brustbeins, und die Luft entwich ihm stinkend. Er keuchte, und dann stand ich auf und schlug seinen Kopf gegen die Wand. Es gab einen dumpfen Aufschlag, und er rang noch immer nach Luft, während ich ihm den Schürhaken wegnahm. Es leistete erfreulich wenig Gegenwehr.
    Ich hielt inne und versuchte, die Situation einzuschätzen. Aber zum Teufel, ich konnte noch nicht einmal klar sehen. Es gab nur eines, das ich tun konnte: laufen.
    Ich taumelte den Gang entlang, die Treppen hinab und die Tür hinaus, ohne groß nachzudenken. Die kalte Nachtluft war ein willkommener Schlag ins Gesicht, ein wundervoller, befreiender Stoß kristallener Klarheit. Ich atmete tief ein und sah, wie die Nachbarschaft vor meinen Augen wieder Konturen annahm, lief dann hinters Haus.
    Lichter überall – in allen Häusern, nebenan, auf der anderen Straßenseite, in den Hinterhöfen. Ich konnte in jede Richtung rennen, stellte ich fest, als ich durch die Garage in den Hof lief, und würde überall wohl ein gutes Versteck finden. Doch um keinen Preis würde ich andere in Gefahr bringen. Das Blut zu vieler Unschuldiger klebte bereits an meinen Händen. Bevor es

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