Runlandsaga - Wolfzeit
er ihnen, was er mit seinen Kriegern vorhat: Er will die vier Wächterdrachen von Luft, Feuer, Wasser und Erde umbringen, die den magischen Schutzwall um diese Welt aufrecht erhalten. Wenn sie tot sind, wird es dem Heer der Serephin ein Leichtes sein, Runland und alles Leben darauf zu vernichten. Den Ersten der Vier, den Drachen der Luft, haben die Serephin bereits gefunden. In ihren Geistkörpern machen sich Ranárs Sturmkrieger auf, ihn zu bekämpfen.
Inzwischen sind die Flüchtlinge aus Andostaan an den Weißen Klippen angekommen, die sich etwa eine halbe Tagesreise westlich von der zerstörten Stadt befinden. Suvare beschließt, die Leichen von Themets Eltern von Bord zu bringen und ihnen am Strand eine Feuerbestattung zukommen zu lassen, um die aufgeregten Gemüter an Bord ein wenig zu beruhigen. Enris schwört während des Totenrituals vor allen Anwesenden, sich von nun an um Themet zu kümmern. Dessen Freund Mirka hofft, seine Mutter in Menelon wiederzufinden, falls sie sich mit dem Rest der Überlebenden, die auf dem Landweg aus Andostaan flüchteten, dorthin durchschlagen konnte.
Der Scheiterhaufen für die beiden Toten ist kaum niedergebrannt, als die Flüchtlinge von Piraten angegriffen werden und um ihr Leben kämpfen müssen. Doch der Kampf wird von einem gewaltigen Wirbelsturm unterbrochen. Es ist der Wächterdrache der Luft, der an den Weißen Klippen beheimatet war, und der nun von den Serephin in ihren Geistkörpern bedrängt wird. Alle am Strand sind nur noch damit beschäftigt, sich in Sicherheit zu bringen. Arcad legt gerade noch rechtzeitig einen Schutzzauber um die Suvare , als die Tjalk schon von dem Wirbelsturm erfasst und mitgerissen wird. Für einen kurzen Moment teilt Enris das Bewusstsein des Wächterdrachens und sieht die Welt, die dieser beschützt, mit dessen Augen. Dabei hat er eine Vision von Neria, die in Sarns Hütte aus einem Traum hochschreckt und ihn ebenfalls wahrnimmt. Doch die Verbindung zum Geist des Wächterdrachens reißt ab, als es den Serephin gelingt, diesen zu töten. Mit letzter Kraft erweckt Arcad seine magische Harfe Syr zum Leben. Sie verwandelt sich in einen riesigen schwarzen Falken, der das Schiff davor bewahrt, zerschmettert zu werden, als der Drache stirbt und der Wirbelsturm, der sein Körper war, sich auflöst. Die Tjalk gleitet unbeschadet aus der Luft zurück ins Meer. Arcad aber hat all seine Lebenskraft für jenen letzten Zauber verbraucht und liegt nun im Sterben.
Kurze Zeit später stößt Neria endlich zu den Flüchtlingen. Das Dehajar , die Schicksalsgemeinschaft, die sich der Vernichtung dieser Welt entgegenstemmen soll, scheint vollständig. Arcads letzte Worte gelten den verschwundenen Verwandten der Endarin aus den Mondwäldern. Er trägt Enris auf, die Dunkelelfen zu finden und um Hilfe zu bitten. Doch dem jungen Mann bleibt nicht mehr viel Zeit, denn die Serephin suchen schon nach den verbliebenen drei Wächtern des magischen Schutzwalls um Runland ...
Vellardin
Die verbannten Serephin um ihren Anführer Oláran, die sich seit ihrer Flucht aus Vovinadhár »Endarin« nannten, siedelten im Südosten von Runland. Es war dies das Gebiet von Aligonyar, dem Fünfseenland. Wo sich heute nur noch die Sümpfe von Kasal zum Meer hin erstrecken, lag damals eine fruchtbare Ebene, im Westen begrenzt von Syrneril, dem Größten der fünf Seen, und dem dahinter liegenden Waldgebiet, das von den Endarin zu dieser Zeit noch Sunavara, die Sonnenwälder, genannt wurde.
Syrneril trug seinen Namen »Schale der Nacht« wegen seiner stillen und dunklen Wasser, die kaum von Wellen bewegt wurden und so ruhig wie die eines Gebirgsees erschienen. Wenn die Sonne hinter den hohen Gipfeln der Meran Ewlen versunken war, die Runland wie der schuppige Rücken eines riesigen Lindwurms von Norden nach Süden durchzogen, dann spiegelte sich in klaren Nächten der Sternenhimmel in Syrnerils dunkler Oberfläche, und Majanir, das leuchtende Siebengestirn, schwamm auf den Wassern.
Es heißt, dass Oláran die erste Nacht in der neuen Heimat der Endarin damit zubrachte, am Ufer des Sees zu sitzen und schweigend Wache zu halten. Der Mond zog langsam auf einem sternklaren Himmel seine Bahn, ebenso wie sein Spiegelbild auf den Wellen. Die Stunden vergingen. Olárans Blick war auf das Siebengestirn gerichtet, den Übergang zur Welt der Serephin, dessen Lichter auf dem Wasser glitzerten, und sein Herz war schwer.
»An diesem Ort werden wir, die wir unsere Heimat verloren, eine Stadt
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