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Runterschalten!

Runterschalten!

Titel: Runterschalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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Sie sagen, den Kurs legt der Kapitän fest, der Steuermann führt ihn nur aus. Aber wir Künstler der Lebensführung sind Einhand-Segler. Die Funktion, zu entscheiden und Entscheidungen umzusetzen, liegt in einer Hand, auch wenn wir dabei die Menschen, die uns wichtig sind, „mit an Bord“ holen sollten. Aber dazu später.
    Für das „Bestimmen und Einhalten des Kurses“ sind zwei Fähigkeiten des Steuermanns entscheidend: Navigieren und Driften. Wenn es einen TÜV für Führungskräfte gäbe, müssten diese beiden Fähigkeiten auf dem Prüfstand stehen: Wer sich selbst nicht führen kann, wird auch andere nicht führen können.
    Navigieren bedeutet, das Ziel aktiv und bewusst zu bestimmen, den Kurs dorthin abzusetzen und auch selbst zum Ziel zu steuern. Damit sind nicht nur Langzeitziele gemeint. Unser innerer Navigator ist auch im Spiel, wenn es darum geht, etwa mit Stimmungstiefs und Hochs umzugehen, mit Launen, Motivationslöchern und sonstigen Schwankungen unserer Inneneinrichtung. Er wird versuchen, die inneren Abweichler „auf Kurs“ zu halten, um das Ziel zu erreichen. Dazu braucht der Steuermann einen guten Draht zu seiner Innenausstattung, er muss Bauchgefühle als Botschaften aus dem „Rumpf“ erkennen, schätzen und auswerten können. Er muss wissen, wann es sinnvoll ist, diesen Bauchgefühlen Raum zu geben, ihnen zu vertrauen und zu folgen, oder wann die kühlen Berechnungen des Kopfes wertvoller sind.
    Driften wiederum kommt an Bord in zwei Varianten vor: Vom Steuermann gewollt, also kontrolliert, oder eben nicht. Kontrolliert driften heißt, Sie entscheiden sich bewusst dafür und überlassen sich, weil es momentan ratsam erscheint, für eine selbst bestimmte Zeitspanne den Gegebenheiten. Genau wie beim Navigieren gibt es das durch Lebensphasen Driften und das gedankliche Driften: das Draußen auf sich zukommen lassen und in der Innensicht neu erleben, sich treiben lassen bei geöffneten Augen, um dabei für all das offen zu sein, was vorbeischwimmt und beim bewussten Steuern in eine Richtung übersehen werden kann. Für kreative Prozesse ist diese Art des gedanklichen Abschweifens überaus wertvoll: Ideen finden und gestalten durch kontrolliertes Driften, aktives Passiv-Sein. Es ist ein Tauchgang in die Innenwelt, bei dem man selbst Anfang und Ende setzt. Haben Sie heute schon gedriftet? Das kontrollierte Driften hat noch einen Vorteil: Ein paar Minuten wegdriften entlastet den Steuermann, es ist erholsam.
    Was aber, wenn der Steuermann Fische füttert, noch wenig Erfahrung am Steuer hat oder lieber in der Sonne liegt? Dann fährt unser Lebensschiff ohne Steuermann, mit ein paar allgemeinen Voreinstellungen vielleicht – bestenfalls auf Autopilot. Das Risiko dabei ist, dass der Betroffene das nicht unbedingt merkt und sich auf der sicheren Seite wähnt. Erst in der Rückschau fällt ihm auf, dass er ohne eigene Kontrolle gedriftet ist.
    Das gedanklich unkontrollierte Driften heißt nicht unbedingt, dass Sie ständig in irgendwelchen Rauschzuständen sind oder etwa jenseits der Wirklichkeit ein „Second life“, eine zweite Existenz im Internet, führen. – Es kann auch bedeuten, dass Sie aus der passiven Haltung, diedas Driften ja ausmacht, nicht mehr herauskommen und antriebslos sind, weil der Steuermann pausiert.
    Auf die Langzeitachse bezogen, haben wir das unkontrollierte Driften schon kennen gelernt: Ohne nachzudenken, welche Bedürfnisse man selbst hat, tun wir das, was die anderen tun. Wie gesagt, in bestimmten Lebensphasen kann diese Art des Driftens angebracht sein. Wenn man jung ist und sich selbst als Erwachsener noch gar nicht so genau kennt, zum Beispiel. Doch je älter man wird, desto mehr möchte man für gewöhnlich das Steuer in die Hand nehmen.
    Als Karriereberater nach altem Schlag würde ich Sie jetzt fragen, wie sieht Ihr neues Ziel aus. Sie sind schließlich der Steuermann, Sie wollen runterschalten. Wohin soll es gehen? Navigieren Sie, setzen Sie sich ein neues Ziel, planen Sie Zwischenziele – eins, zwei, drei –, und leben Sie danach. Dann könnte ich mir ein paar Kapitel sparen und wäre auch prima aufgehoben im Mainstream unserer Beratungskultur, die meint: Es ist Ihr Leben, es ist Ihr Problem. Sie allein sind verantwortlich für den Erfolg Ihres Lebensentwurfs. Aber so einfach komme ich nicht davon.
Alles ist im

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