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Runterschalten!

Runterschalten!

Titel: Runterschalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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angepasste Streber hervor?
    Stellen Sie sich nur einen Moment mal Gründertypen vor wie Anita Roddick, Jil Sander oder Götz Werner – hätten sie ein AC bestanden? Wohl kaum.
    4. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Vorgeben, sich angepasst zu verhalten.
Phase fünf: Laufbandtraining im Unternehmen
    â€žIrgendwann hatte ich kapiert, was die wollten. Und ich hatte Glück. Beim dritten AC hat es dann geklappt. Noch zwei Gespräche, und der Vertrag war unterschrieben. Ein Gefühl wie nach einem Hürdenlauf. Ich war so was von froh, endlich angekommen zu sein. Aber die wahren Hürden kamen ja erst …“ berichtet Axel Wendel weiter.
    Im Unternehmen fängt die Normierungsmaschine erst richtig an zu laufen. Den Job-Einsteiger erwarten „Trainings-on-the-job“, Projektmanagement-Seminare und Führungskräftetrainings. Personalverantwortliche überwachen in regelmäßigen Abständen die Leistungen der Nachwuchskräfte. Die „Vergleichbarkeit“ – denn objektiv will man ja sein – soll mit Evaluierungsbögen hergestellt werden, die von Mitarbeitern und Vorgesetzten ausgefüllt werden.
    Unser Bewerber, egal ob Mann oder Frau, ist angekommen auf einem Laufband, das ihn nach oben transportieren und gleichzeitig „formen“ soll, damit er zur Kultur des Hauses und der Branche passt. Beim Militär nennt man das „schleifen“. Dieser Transport geht relativ geräuschlos vonstatten, wenn der Aufstiegs-Kandidat sich an bestimmte Regeln hält. So wird zum Beispiel seine Bereitschaft vorausgesetzt, Privatzeit für die Pflege von beruflichen Kontakten zu opfern. Problematisch wird es, wenn unser Aspirant ein „Lifestyle-Problem“ hat: Das kann zum Beispiel darin bestehen, dass Männer sich ihrer Familie widmen wollen.
    In den USA gibt es in Personalabteilungen von dot-com-Firmen für Mitarbeiter oder Bewerber die Kategorie „Zero Drag“. Ursprünglich war damit die reibungsfreie Bewegung von Rädern gemeint. Dort aber wendet man den Begriff auf Menschen an, die bereit sind, von einem Job zum nächsten zu wechseln, ohne familiäre Bindungen oder Verpflichtungen.
    Der Zero-Drag-Manager ist der „Traumprinz“ der Personalbranche: Er ist gesund, jung und „flexibel“, also ungebunden, und kann sich ganz und gar den geschäftlichen Aufgaben widmen, ohne lästigen „Anhang“. Mit anderen Worten: Gesucht werden im Grunde keineMenschen mit eigenem Leben und eigenen Zielen und Gefühlen. Und wenn, dann sollen das „zu vereinbarende“ Ziele sein. Gesucht werden gleichartige Funktionsträger. Je mehr die Reibung zunimmt, desto störender fürs Unternehmen und die Karriere. Wer dann irgendwann mal runterschalten will aus einer gehobenen Position, hat aus Sicht vieler Personaler also nicht nur ein „Lifestyle-Problem“, sondern auch einen geringeren Marktwert.
    5. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Anpassung an die Firma
Phase sechs: Ritterschlag zum „Entscheider“
    â€žDie ersten Jahre vergingen wie nichts. Ich fand es prima, in einem großen Unternehmen mit gutem Namen zu arbeiten. Die Arbeit hörte gar nicht mehr auf, aber sie machte Spaß. Ich bekam auch bald in der Projektarbeit eigene Teams. Es gab immer mehr Verantwortung und ich habe das für selbstverständlich genommen. Ich hatte den Eindruck, wichtig fürs Unternehmen zu sein.“ Axel Wendel ist „angekommen“ in der Normkarriere!
    Inzwischen sind Kandidat oder Kandidatin funktionierende Rädchen im Getriebe. Falls es ein Kandidat ist, kommt er immer mehr in Regionen, in denen jene mystisch verklärte Eigenschaft von ihm erwartet wird, die die Managerklasse angeblich auszeichnet: Entscheiden. Schnell und richtig. Manager sind „Entscheider“. Entscheider-Sein hat etwas Kämpferisches, da geht es ums Überleben, hopp oder topp. Frauen zaudern, Männer entscheiden, zumindest in Filmen ist das so.
    Auf dieser Stufe der Karriereleiter winkt also – für Männer – ein ganz wichtiger Gratifikationseffekt: Männliche Identität. Ohnehin gehören Beruf und Karriere zu den wichtigsten Identitäts-Stiftern für Männer. Frauen, die erfolgreich sind, müssen sich dagegen vielerorts dafür verteidigen: Durchsetzungsfähigkeit, Ambition und Macht gelten in der „gefühlten Arbeitswirklichkeit“ noch als männliche Attribute. Vielleicht ist das

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