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Runterschalten!

Runterschalten!

Titel: Runterschalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Sponagel
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Zwangsjacke“. Oder stimmt es etwa, dass wir Deutschen einfach nur gut sind im „Klagen auf hohem Niveau“, wie gelegentlich behauptet wird? Und wenn, reicht das, um diese Klagen als „unbegründet“ vom Tisch zu fegen und zur Tagesordnung zurückzukehren?
    Niemand kündigt leichtfertig, auch nicht innerlich. Diese Form der Kapitulation steht am Ende einer langen, zähen Durststrecke. Erstes Signal sind Frustrations- und Ohnmachtsgefühle, gepaart mit dem Entschluss: „Jetzt zeig ich's denen erst recht!“
    Sabine Reuter kennt diese Art von Frustrationen. Sie ist leitende IT-Entwicklerin in einem Weltkonzern. Sie „rennt immer wieder gegen Mauern“, wenn sie nach Meetings darauf besteht, dass die gefassten Beschlüsse auch umgesetzt werden. Sie hört dann von ihrem Vorgesetzten, so sei das nicht gemeint gewesen. Wenn sie auf Protokolle verweist, sagt man ihr, sie solle endlich aufhören, zu meckern.
    Es ist dieser Führungsstil nach Gutsherrenart, der Menschen frustriert: Informationen werden zurückgehalten, Mitwirkung wird entmöglicht, Diskussionen werden abgewürgt. Die betroffenen Mitarbeiter erleben das als Kontrollverlust und Machtlosigkeit. Trotzdem wird sich ein Kandidat für die innere Kündigung, nennen wir ihn (Frauen sind hier natürlich auch gemeint) Martin Schmidt, erst mal deutlich mehr anstrengen. Er wird mehr Gespräche suchen und sich aktiv um eine Verbesserung der Arbeitssituation bemühen. Aber irgendwann merkt Martin Schmidt, dass diese Bemühungen versanden. Sie kommen nicht an. Erst jetzt, nachdem er deutliche Klimmzüge in Richtung Leistungssteigerung unternommen hat, setzt die Resignation ein und erst dann wird Schmidt zum „Dienst nach Vorschrift“ übergehen.
2. Fehlende Anerkennung
    â€žDas haben Sie gut gemacht!“ – Wann haben Sie diesen Satz zum letzten Mal gehört?
    Anerkennung, ganz einfach in Worten ausgesprochen und weitergegeben, scheint allgemein ein gesuchter Rohstoff zu sein. Der Schluss liegt nahe, dass es mit den Sozialkompetenzen bei Führungskräften nicht weit her ist oder dass sie in der Einstellungs- und Beförderungspraxis keine Rolle spielen bzw. nur auf dem Papier existieren. Oder hängt es mit dem Gleichmachungssystem in großen Unternehmen zusammen, dass der Sinn fürs Individuelle einfach verlorengeht?
    Offenbar gibt es immer diesen Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit, er ist ein Hauptmerkmal der gefühlten Arbeitswirklichkeit. Alle reden von Vertrauen, von Wertschätzung, von „wertvollem Humankapital“. Was aber bei vielen ankommt, sind Kontrolle, Geringschätzung und Arbeitsplatzangst.
    Dass Anerkennung wichtig ist, weiß man schon lange. Inzwischen sind die Arbeitsforscher aber einen Schritt weiter und sie sagen: „Fehlende Anerkennung macht krank.“ Johannes Siegrist, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, fand bei seinen Untersuchungen heraus: Was zählt, ist nicht irgendein verallgemeinertes Schulterklopfen oder ein höheres Gehalt, sondern echte Wahrnehmung der individuellen Leistung. Allerdings, auch das zeigen seine Analysen, ist diese Erwartung bei den meisten Vorgesetzten fehl am Platz: Fehler erkennen und benennen sie, Leistungen und gute Ergebnisse dagegen eher nicht.
3. Stress bis zum Umfallen
    â€žIch kann nachts einfach nicht mehr abschalten. Bei der Arbeit kann ich es niemandem recht machen, und zuhause muss ich den verantwortungsvollen Vater und Ehemann geben. Die ganze Verantwortung lastet auf mir. Wo bleibe ich eigentlich?“ Solche Klagen höre ich häufig von meinen Klienten.
    Die Konsequenz aus nicht beachteter Leistung wird von den Arbeitsforschern „berufliche Gratifikationskrise“ genannt und kann zu körperlichen und seelischen Erkrankungen führen. Denn der oder die Betroffene erlebt die fehlende Anerkennung und seine Machtlosigkeit als Stress: Die Herzfrequenz steigt, Stresshormone werden ausgeschüttet, was wiederum vielfältige Folgen haben kann: Herzprobleme, Schlafschwierigkeiten, Magen-Darmerkrankungen, Depressionen, Rückenbeschwerden, um nur ein paar zu nennen.
    Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem aus der inneren Kündigung von Herrn oder Frau Schmidt eine echte werden sollte. Gesundheit gegen Arbeit, das ist ein fauler Handel. Aber die meisten Herren und Damen Schmidt

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