Runterschalten!
einer der Gründe, warum viele Frauen es an dieser Stelle der Norm-Karriere vorziehen, nicht weiter zu streben: Während Männer männliche Identität gewinnen, je weiter sie beruflich kommen, geht den sogenannten Karrierefrauen das weibliche Selbstverständnis, soweit es auf Bestätigung von auÃen beruht, verloren. Aber nicht nur Frauen neigen dazu, in diesem Stadium nicht weiter zu wollen. Auch viele Männer sind, hier angekommen, mit dem Erreichten zufrieden. Sie befinden sich in einer âSandwich-Positionâ, auf mittlerer Hierarchie-Ebene. Der Verdienst ist gut, aber Umstrukturierungen sind allgegenwärtig. Der Stress auch.
6. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Dem Männlichkeits-Zauber erliegen.
Phase sieben: Verantwortung loswerden
âDann klingelte irgendwann das Telefon und ein Headhunter war dran. Die neue Stelle bot einfach noch mehr und ich fiel nach oben. Wenn ich ehrlich bin, war da auch Glück im Spiel; ich kannte die richtigen Leute, die mich ins Gespräch brachten. Knapp zwei Jahre später passierte das Gleiche noch mal. Ich tauschte den einen Chefsessel mit dem nächsten, und was aus meinen Entscheidungen später wurde, habe ich so nicht mitgekriegt â¦â so erlebte Axel Wendel seinen Weg nach oben.
Auf Stufe sechs der Norm-Karriere gab es mit der Beförderung zum âEntscheiderâ den Ritterschlag, ein echter Mann zu sein. Die Vereinheitlichungs-Maschine rattert derweil weiter, und nimmt ins Visier, was unser frisch geschlagener Ritter eben noch als seins feierte: Entscheidungen. Immer mehr Unternehmen haben immer mehr gleiche Entscheidungsmuster. Als Grund dafür sieht man in der Soziologie die schon beschriebene Vorliebe der Wirtschaftsleute fürs Vernünftige, die âRationalitätsfiktionâ: Was vermeintlich rational ist, wird als ideales Entscheidungsmuster bezeichnet und zu Handlungsanweisungen umgegossen. Diese vorgeformten Abläufe und Entscheidungswege heiÃen âBest Practiceâ.
Ein erfolgreiches Unternehmen, das eine so genannte Best Practice hervorgebracht hat, bekommt Vorbildcharakter, und andere Firmenorientieren sich daran. Daher wird ein Manager, der eines der vermeintlich bewährten Best Practice Modelle anwendet, nie Fehler machen. Es lassen sich immer andere Gründe finden und der Verweis auf das Best Practice Prozedere wirkt zusätzlich entlastend.
Im Klartext heiÃt das: Entscheidungsprozesse werden auf Autopilot gestellt. Persönliche Verantwortung, die ein angestellter Manager im Unterschied zu einem selbstständigen Unternehmer ja sowieso kaum kennt, wird von seinen Schultern genommen. Mithin wird die Fähigkeit für Fehlerbewusstsein und Selbsterkenntnis von der Normierungsmaschinerie immer mehr rausgefiltert. Nebenbei gesagt ist das einer der Gründe, warum Manager Coaches brauchen: Um ihre Selbsterkenntnis zu reaktivieren, um sie herauszuholen aus dem Umfeld der Beifallspender.
7. Schritt zur Selbst-Losigkeit: Verantwortung vergessen
Phase acht: Status â die Krönung des Norm-Managers
âIch war viel auf Reisen, zu Geschäftspartnern, Tagungen, Meetings im Unternehmen. Die Hotels waren top und man schüttelte immer andere, aber auch immer wieder die gleichen Hände. Man kennt sich halt in der Branche. Es war so ein Golfclub-Gefühl, man war unter sich, das gehörte dazu.â
Ein letztes Steinchen fehlt noch in unserem Mosaik der Normkarriere, es heiÃt âCorporate Identityâ (CI) und bringt ähnlich wie der Ritterschlag zum Entscheider eine essentielle Form der Anerkennung: Ein Zugehörigkeitsgefühl, das insbesondere Manager mit âZero Dragâ, also vollem Einsatz und wenig Privatleben, brauchen. Sie sind Entscheider, und zwar in einem Unternehmen, das ihnen eine starke âCIâ bietet. Schon der Mitarbeiter soll sich mit dem Unternehmen identifizieren, selbst einfachen Angestellten werden Anreize geboten wie interner Wäsche- oder Einkaufsservice, damit mehr Zeit für das Unternehmen da ist und nebenbei ein âWir-Gefühlâ entsteht. Führungskräfte erhalten umfangreiche finanzielle Incentives, die es einfach machen, sich âmit dem Ladenâ zu identifizieren: Statussymbole wie Firmenwagen und Handys, bezahlte Zweitwohnungen, Geschäftsreisen mit Luxusfaktor und so weiter. SolchermaÃen mit Zugehörigkeit und Selbstbewusstsein ausgestattet, sind auch âunangenehme Entscheidungenâ
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