Runterschalten
zunehmen wird. Da bin ich sofort wieder beim Thema „Runterschalten“. Wenn mir der Arbeitgeber nun ermöglicht, Auszeiten für diesen Zweck zu nehmen, und ich kann am nächsten Tag beruhigt ins Büro oder in die Werkshalle kommen, weil ich weiß, mein Arbeitsplatz ist noch da, dann ist das letztlich leistungssteigernd.
Der andere Punkt sind die Frustration und Demotivation, die Fehlzeiten aufgrund von echter oder simulierter Krankheiten inklusive psychischer Probleme. Das ist alles andere als ideal und leistungsfördernd, wird aber in Kauf genommen.
Laut Weltgesundheitsorganisation ist Stress die Gesundheitsgefährdung Nr. 1 weltweit und auch ein enormer Kostenfaktor. Wird aus Ihrer Sicht in Unternehmen genug gegen Stress getan?
Nach meiner Erfahrung ist das nicht im Blickwinkel der Unternehmen, sondern nur der Krankenkassen. Da gibt es Präventivprogramme unterschiedlichster Art, im Bereich Ernährung, Ergonomie, und es gibt auch immer mal ein Angebot zum Thema Stress und Zeitmanagement und so weiter. Aber es kommt kaum vor, dass das Unternehmen der Impulsgeber ist.
Ist die Politik, immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern zu verteilen, in dieser Hinsicht hilfreich?
Nein.
In den letzten Jahren wurden durch Vereinheitlichung der Studienabschlüsse und internationalisierte Ansprüche in Firmen bestimmte modulartige Karriereverläufe gefördert und Normkarrieren nachgefragt. Neuerdings macht das Schlagwort „Diversity Management“ die Runde – ist das aus Ihrer Sicht eine Gegenbewegung?
Das könnte natürlich ein Einfallstor werden, aber im Moment sehe ich das sehr stark unter der Überschrift, es ist schick, es ist Mode. Angelsächsische Unternehmen werben auf der Website oder ja gern mit Menschen unterschiedlichster Hautfarbe, aber in Deutschland kommt das kaum vor, ich meine dieser Marketingansatz – nicht dass ich meine, es gäbe in der betrieblichen Alltagswirklichkeit keine Diversity-Strukturen. Aber ob das darüber hinaus etwas bringt, da bin ich skeptisch. Denn das würde auch unterschiedliche Standpunkte darüber voraussetzen, was Leben ist und was Arbeit. Also von sich aus hätte Diversity Management wohl die Möglichkeit, das Runterschalten einzugliedern, aber ich glaube nicht, dass das irgendwo schon so integrativ gesehen wird.
Runterschalten ist kein Karriereknick
Im Gespräch mit Jens Seeberger, Managing Consultant HAPEKO Frankfurt
Jens Seeberger, Jahrgang 1974, studierte nach einer kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Banken und Sportökonomie. Nach seiner Tätigkeit bei einer Bank war er Moderator und Börsenreporter für die deutsch- und englischsprachigen Kanäle eines Finanz- und Wirtschaftsnachrichtenfernsehsenders.
Anschließend leitete er bei einem Medienanalysen-Unternehmen die nationale und internationale Unternehmenskommunikation. Er ist Fachautor zum Thema „Planung und Erfolgskontrolle im Sportsponsoring“ und Dozent für Personalwirtschaft an der Dualen Hochschule Mannheim. Seit 2008 ist er Managing Consultant in der FrankfurterNiederlassung des Hanseatischen Personalkontors. Er beobachtet, unter anderem in den Bereichen Vertrieb, Marketing, IT, Assistenz und Finance, genau, wie sich der Personalmarkt entwickelt, und unterstützt vor allem mittelständische Unternehmen bei der Suche nach Fach- und Führungskräften.
Herr Seeberger, man spricht in der Personalerbranche ja gern vom „Perfect fit“, das der Headhunter zustande bringt. Ist das immer eine hundertprozentige Anpassung des Kandidaten an das Unternehmen oder ist es ein Kompromiss zwischen den Erwartungen beider Seiten?
Perfect fit ist aus unserer Sicht der Kandidat, der den Anforderungen des Unternehmens zu hundert Prozent entspricht. Da geht es definitiv darum, inwieweit er das Anforderungsprofil abdeckt. Es geht also um die Passung des Kandidaten ins Unternehmen. Gerade im Mittelstand suchen viele Unternehmen oft die sogenannte eierlegende Wollmilchsau. Nur gibt es die kaum. Hier ist es wünschenswert, dass die Unternehmen sich stärker mit dem verfügbaren Angebot an Arbeitskräften auseinandersetzen und ihr Profil dementsprechend anpassen. Das zu kommunizieren ist auch unsere Aufgabe als Personalberater!
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Thema Runterschalten gemacht?
Einer meiner Bewerber hat mir dazu seine Geschichte erzählt. Er habe selbst mal runtergeschaltet. Er hatte eine 60-Stunden-Wwoche, habe nebenher noch eine berufliche Weiterbildung gemacht und nachdem er
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