Runterschalten
das glaube ich nicht. Die Themen Umsatz, Gewinn, Ergebnis und so weiter bekommen immer mehr Bedeutung, und das wird auch in den nächsten Jahren so weitergehen. Das ist oft mit Druck verbunden, der sich in Stress niederschlägt.
Ist die Politik, immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern zu verteilen, in dieser Hinsicht hilfreich?
Nein. In den letzten Jahren wurden durch Vereinheitlichung der Studienabschlüsse und internationalisierte Ansprüche in Firmen bestimmte modulartige Karriereverläufe gefördert und Normkarrieren nachgefragt.
Neuerdings macht das Schlagwort „Diversity Management“ die Runde – ist das aus Ihrer Sicht eine Gegenbewegung?
Naja. Das ist schwierig – man kann nicht einfach sagen, jeder darf so sein, wie er ist, und kann gut beitragen. Es gibt in Unternehmen eben auch gewisse Regeln, an die sich der Einzelne halten muss. Insofern ist es gut möglich, dass dieser Trend eher an der Oberfläche bleibt.
Gesunde und produktive Mitarbeiter brauchen wir!
Im Gespräch mit Martina Nowak (Name geändert), Personalmanagerin im Unternehmen
Martina Nowak ist Personalmanagerin in einem großen SoftwareUnternehmen in Südhessen. Sie hat die Interview-Fragen in ihrem Team besprochen und antwortet aus Sicht von HR-Managern in Unternehmen.
Was meinen Sie, wie stehen die Zeichen der Zeit – gibt es in einer Krise mehr oder weniger Menschen, die runterschalten wollen oder können?
Ich nehme an, dass viele Menschen nach wie vor runterschalten wollen, weil die Arbeit für den Einzelnen immer mehr wird. Aber ob sie auch runterschalten können, das ist die Frage. Einerseits werden viele Angst um den Arbeitsplatz haben, und viele werden dann bei einem krisengeschüttelten Unternehmen auch mehr arbeiten, um wieder aus der Krise zu kommen.
Welche Erfahrungen haben Sie gemacht mit Angestellten, die runterschalten wollen?
Das ist ganz unterschiedlich. Manche möchten die Stelle oder das Team wechseln, andere möchten die Arbeitszeit reduzieren. Es ist dann im Einzelfall zu klären, wie und ob das umgesetzt werden kann.
Welche der folgenden Modelle empfinden Sie aus der Unternehmensperspektive als am geeignetsten, um runterzuschalten?
Teilzeit
Sabbatical
Elternzeit für junge Väter
Teleworking – Arbeit von Zuhause
Andere Modelle, die Unternehmen anbieten können?
Teilzeit ist nicht unbedingt ein Modell, das auch mit weniger Stress oder mit weniger Arbeit einhergeht. Das Sabbatical ist eine gute Möglichkeit zum Runterschalten, aber das kommt kaum vor. Elternzeit für junge Väter wird immer stärker nachgefragt, und bei Telearbeit gibt es bekanntermaßen Vor- und Nachteile. Auch gemeinsame Sportangebote im Unternehmen können eine gute Möglichkeit zum Runterschalten sein.
Ist Runterschalten aus Unternehmenssicht überhaupt wünschenswert?
Grundsätzlich ist es aus Unternehmenssicht wünschenswert, dass die Mitarbeiter gesund und produktiv sind. Wenn dies auch durch Runterschalten erreicht wird, ist es durchaus wünschenswert.
Angenommen, bei Ihnen bewirbt sich jemand mit eindeutig höherer Qualifikation auf einen Durchschnittsjob. Er gibt als Begründung an, dass er „runterschalten“ will. Kann er diesen Job aus Ihrer Sicht bekommen oder gibt es Hinderungsgründe?
Es kommt darauf an. Wenn ein Kandidat überzeugend begründen kann, warum er runterschalten möchte, dann ist das durchaus möglich. Es ist schwierig, eine pauschale Antwort zu geben, denn das hängt immer davon ab, was im Unternehmen gerade gebraucht wird und wie der Bewerber sonst zu dem Stellenprofil passt.
Ist das Runterschalten aus Ihrer Sicht ein Karriereknick?
Ich sehe das Bekenntnis zu einer Auszeit oder zum Runterschalten als Zeichen der Stärke und Selbstreflexion eines Mitarbeiters. In dieser Zeit sind weitere Karriereschritte eher eingeschränkt, aber nicht unmöglich.
Sollte sich ein Bewerber dazu bekennen?
Ein Bewerber sollte sich schon dazu bekennen, denn das Unternehmen muss ja wissen, mit welchem Arbeitseinsatz es von Seiten des Kandidaten rechnen kann.
Glauben Sie, dass Unternehmen von Menschen, die runterschalten, auch profitieren können?
Ja, durchaus, weil diese Menschen dann motivierter und zufriedener sind und in der Regel auch effizienter arbeiten.
Laut Weltgesundheitsorganisation ist Stress die Gesundheitsgefährdung Nr. 1 weltweit und auch ein enormer Kostenfaktor. Wird aus Ihrer Sicht in Unternehmen genug gegen Stress getan?
Bezogen auf die Mehrheit der Unternehmen, nein. Wir haben in unserem Haus ein
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