Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
in den Keller gerauscht, und sie fand, ich könne mir damit noch Zeit lassen.
Nach dem Vorfall vor dreieinhalb Wochen hatte es mich große Überwindung gekostet, wieder zu diesem Haus zu fahren. Ich hatte vergeblich gehofft, Rushs Anblick würde mich kaltlassen. Stattdessen hatte es mir das Herz so sehr zusammengeschnürt, dass es ein Wunder war, dass ich noch atmen konnte. Geschweige denn sprechen. Ich trug sein Kind unter dem Herzen … unser Kind. Doch die Lügen. Die Täuschungen. Er als Mensch. All das hielt mich davon ab, das zu sagen, was er eigentlich zu hören verdiente. Ich schaffte es nicht. Dabei war es falsch. Selbstsüchtig. Schon klar. Vielleicht würde das Baby ihn nie kennenlernen. Schließlich durften meine Gefühle für ihn nicht meine Entscheidungen für meine Zukunft – oder die meines Kindes – beeinflussen. Mein Vater, seine Mutter und seine Schwester würden nie am Leben meines Kindes teilnehmen. Das würde ich nicht zulassen. Auf gar keinen Fall!
»Natürlich! Japp, im Klub verdient man einfach super!« Er verstummte und fuhr sich durch das braune Haar. »Blaire, es hat sich nichts geändert. Also für mich. Du brauchst mich nicht um Erlaubnis zu fragen. Genau so wünsche ich es mir doch! Du, wieder hier … Wieder dein Gesicht zu sehen. Verdammt, Baby, ich schaff’s einfach nicht, so zu tun, als wärst du mir schnuppe. Ich flippe gleich aus vor Freude, weil du hier vor mir stehst!«
Ich konnte ihn nicht ansehen. Nicht jetzt. Dass er solche Sachen sagen würde, hatte ich nicht erwartet, hatte eigentlich eher mit einer gestelzten, nervösen Unterhaltung gerechnet. Und sie mir auch so gewünscht. Mit etwas anderem kam mein Herz nicht zurecht. »Ich gehe jetzt lieber, Rush. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es okay für dich ist, dass ich wieder hier bin. Ich werde Abstand halten.«
Ich wandte mich zum Gehen, doch ehe ich mich’s versah, hatte sich Rush zwischen mich und die Tür gestellt. »Sorry. Ich habe versucht, einen auf cool zu machen. Habe versucht, vorsichtig zu sein, aber ich hab’s vermasselt. Jetzt mache ich’s besser. Versprochen. Geh zu Bethy. Vergiss, was ich gerade gesagt habe. Ich bin brav. Versprochen. Aber bitte … bitte geht nicht weg von hier. Bitte!«
Was sollte ich darauf antworten? Irgendwie hatte er es fertiggebracht, dass ich ihn trösten wollte. Und mich bei ihm entschuldigen. Für meine Gefühlswelt und meinen gesunden Menschenverstand war er das reinste Gift. Abstand. Wir brauchten Abstand. Ich nickte und ging um ihn herum. »Ich … äh … wir sehen uns ja vermutlich mal«, brachte ich mit Mühe heraus. Dann öffnete ich die Tür und trat hinaus.
Ich sah nicht zurück, aber ich wusste, er sah mir nach. Nur deshalb rannte ich nicht einfach los. Abstand … wir brauchten Abstand. Und ich musste weinen.
E s war, als hätte Woods gewusst, dass ich kommen würde. Ich hatte schon beschlossen, gleich ins Restaurant zu gehen und mich nach Jimmy umzusehen. Ich dachte mir, wenn einer wusste, wo Woods steckte, dann er. Doch als ich die Hintertür zum Klubhaus öffnete, wartete Woods da schon auf mich.
»O welch Wunder! Sie kehrt zurück! Daran habe ich, ehrlich gesagt, nicht geglaubt«, meinte er, als die Tür hinter mir zufiel.
»Na ja, zumindest für eine Weile«, erwiderte ich.
Woods zwinkerte mir zu und wies dann mit dem Kopf den Gang hinunter zu seinem Büro. »Komm, unterhalten wir uns.«
»Okay«, sagte ich und folgte ihm.
»Bethy hat mich heute schon zweimal angerufen und wollte wissen, ob du schon bei mir warst.« Woods öffnete seine Bürotür und hielt sie auf, damit ich eintreten konnte. »Den Anruf allerdings, den ich vor rund zehn Minuten erhielt, mit dem hatte ich nicht gerechnet. Der hat mich wirklich überrascht. So, wie du Rush vor drei Wochen Knall auf Fall sitzen gelassen hast, hatte ich nicht erwartet, dass er deinetwegen hier anruft. Nicht, dass es notwendig gewesen wäre, wohlgemerkt. Ich hatte mich sowieso schon einverstanden erklärt, dass du den Job wieder bekommst.«
Ich blieb stehen und sah ihn an. Hatte ich gerade richtig gehört? »Rush?«, fragte ich und befürchtete fast schon, ich hätte mir die Bemerkung über ihn nur eingebildet.
Woods schloss die Tür und stellte sich dann vor seinen Schreibtisch. Er lehnte sich an das teuer wirkende Holzmöbelstück und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Lächeln erlosch. Jetzt sah er besorgt aus. »Ja, Rush. Ich weiß, dass die Wahrheit ans Licht gekommen ist. Jace hat
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