Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
»Ich kann’s mir ungefähr denken«, murmelte sie und schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, dass er hier aufgetaucht ist. Solche Kurzschlusshandlungen sind typisch für ihn.« Sie wollte ihn nicht verteidigen. Sie entschuldigte sich für ihn. Dabei war das gar nicht ihr Job. Weder war sie dafür verantwortlich, was dieser Volltrottel tat, noch war es ihre Schuld.
»Blaire, du brauchst dich doch nicht für ihn entschuldigen. Da würde ich ihn ja am liebsten gleich wieder in die Mangel nehmen«, knirschte ich, nicht imstande, mich zu beherrschen.
»Aber es ist meine Schuld, dass er hier war, Rush. Deswegen entschuldige ich mich. Ich habe ihn wütend gemacht, und er ist davon ausgegangen, dass das alles mit dir zusammenhängt, weshalb er hierhergefahren ist, anstatt das Ganze mit mir zu klären.«
Das Ganze mit ihr zu klären? Was zur Hölle musste Cain denn bitte mit ihr klären? »Der soll dich gefälligst in Ruhe lassen. Wenn der auch nur …«
»Rush, beruhige dich. Wir sind alte Freunde. Nichts weiter. Ich habe ihm mal ein paar Dinge gesagt, die längst überfällig waren. Das hat ihm nicht gefallen. Es war grausam, aber es musste mal raus. Ich hatte die Nase voll davon, ihn mit Samthandschuhen anzufassen. Er hatte es einfach zu weit getrieben. Das ist auch schon alles.«
Ich holte tief Luft, doch das Hämmern in meinem Kopf war lauter geworden.
»Bist du hier, um ihn zu sehen?« Ich musste wissen, ob sie allein deshalb hergekommen war. Wenn es gar nichts mit mir zu tun hatte, dann musste ich damit klarkommen.
Anstatt zum Wohnzimmer steuerte Blaire auf die Treppe zu. Ich bemerkte es. Und verstand. Auch wenn sie zu mir nach Hause gekommen war, wollte sie das Wohnzimmer nicht betreten, wo man ihre Welt in Schutt und Asche gelegt hatte. Noch nicht. Und vielleicht niemals mehr. »Vielleicht war er meine Ausrede, um mit Bethy herzufahren.« Sie hielt inne und seufzte laut auf. »Aber er war schon wieder weg, als wir ankamen. Hiergeblieben bin ich aus anderen Gründen … Ich … Ich muss mit dir reden.«
Sie war hergekommen, um mit mir zu reden. Ich tat mein Menschenmöglichstes, um stillzuhalten und sie nicht gleich in die Arme zu schließen. Mir war es egal, was sie zu sagen hatte. Dass sie mich sehen wollte, reichte mir schon. »Ich freue mich, dass du gekommen bist«, sagte ich schlicht.
Blaire furchte leicht die Stirn, wollte mich aber nicht direkt ansehen. »An meiner Haltung hat sich nichts geändert. Ich komme nicht darüber hinweg. Ich werde dir nie vertrauen können. Selbst … selbst, wenn ich es wollte. Ich kann’s einfach nicht.«
Verdammt, was meinte sie damit? Das Hämmern in meinen Ohren wurde noch lauter.
»Ich verlasse Sumit. Ich kann da nicht bleiben. Ich muss das allein durchziehen.«
Was? »Ziehst du mit Bethy zusammen?« Ich fragte mich, ob ich vielleicht immer noch schlief und das alles hier nur träumte.
»Vorgehabt hatte ich es eigentlich nicht. Aber als ich dann heute Morgen mit Bethy darüber geredet habe, da dachte ich mir, wenn ich es schaffen würde, mit dir zu reden und mich dem Ganzen hier noch mal zu stellen, dann könnte ich vielleicht ein Weilchen hierbleiben. Allerdings nicht für ewig. In ein paar Monaten wäre ich wieder weg. Wenn ich weiß, wie’s weitergeht.«
Sie wollte also immer noch irgendwann wieder von hier verschwinden. Das musste ich ihr noch ausreden. Dafür hätte ich also ein paar Monate Zeit, falls sie bliebe. Zum ersten Mal seitdem sie mir gesagt hatte, ich solle das Hotel verlassen, schöpfte ich Hoffnung. »Eine gute Entscheidung. Es gibt ja gar keinen Grund für irgendwelche Kurzschlusshandlungen, wenn du hier doch so gute Möglichkeiten hast.« Sie konnte umsonst in meinem Haus wohnen. In meinem Bett. Mit mir. Aber das konnte ich ihr schlecht anbieten. Sie würde dem niemals zustimmen.
I ch werde wieder im Klub arbeiten. Und da werden wir uns wohl … ja … gelegentlich über den Weg laufen. Ich würde mir auch anderswo einen Job suchen, aber der Klub zahlt einfach spitzenmäßig, und ich brauche das Geld.« Ich erklärte das genauso mir, wie ich es Rush erklärte. Ich war mir nicht sicher gewesen, was ich ihm eigentlich bei unserer Begegnung sagen wollte. Ich wusste nur, dass ich ihm gegenübertreten musste.
Bethy hatte mich zunächst gedrängt, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen. Doch nachdem sie erfahren hatte, was genau sich an jenem Tag zwischen meinem Vater, Nan, ihrer Mutter und mir abgespielt hatte, war ihre Sympathie für Rush
Weitere Kostenlose Bücher