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Rushdie, Salman

Rushdie, Salman

Titel: Rushdie, Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luka und das Lebensfeuer
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Teppich von König Salomon dem
Weisen auf, doch Soraya machte Luka triumphierend darauf aufmerksam, dass es
sich dabei um mehr als nur Wolken handelte, denn dort hatten sich die gesamten
Windgötter der magischen Welt versammelt. «Und sie sind hier», versicherte ihm
Soraya, «weil den Göttern ganz entschieden daran liegt, dass du es nach Hause
schaffst, um das zu tun, was du zu tun hast.»
    Jetzt
konnte auch Luka in den Wolkenbergen die Gesichter der Windgötter erkennen,
die mit aufgeplusterten Wangen so kräftig bliesen, wie sie nur konnten. «Allein drei chinesische Windgötter sind gekommen», rief Soraya
aufgeregt. «Chi Po, Feng Po-Po und Pan-Gu! Und siehst du das Rudel fliegender
Windlöwen, die Fong-shih-ye der Kinmen-Inselgruppe vor Taiwan? Meistens weigern
sich die Winde vom chinesischen Festland, mit ihnen zu reden oder auch nur
ihre Existenz anzuerkennen - aber jetzt sind alle hier und machen gemeinsame
Sache! Wirklich erstaunlich, wie sich dir zuliebe alle zusammentun! Füjin aus
Japan ist gekommen, und der zieht sonst nirgendwohin! Und sieh
nur, die amerikanischen Gottheiten, Ga-Oh, der Gott der Irokesen, und Täte, der
Gott der Sioux, und da drüben ist Oonawieh Unggi, der wilde Windgeist der
Cherokee. Dabei sind Sioux und Cherokee nie Verbündete gewesen, und dass sie
jetzt mit der Irokesen-Konförderation gemeinsame Sache machen - du meine Güte!
Selbst Chup, der Windgott vom Stamme der Chumash aus Kalifornien, hat sein
Sonnenbad unterbrochen, um herzukommen, dabei ist er sonst so entspannt, dass
er sich kaum zu einer leichten Brise aufraffen kann. Und auch die Afrikaner
sind da - das da drüben ist Yansan, die Windgöttin der Yoruba. Aus Zentral- und
Südamerika sind Ecalchot von den Niquiran-Indianern, Pauahtuns von den Mayas,
Unähsinte von den Zuni-Indianern und Guabancex aus der Karibik gekommen...
ehrlich gesagt, diese Götter sind so uralt, dass ich dachte, sie pfiffen längst
aus dem letzten Loch, aber offenbar haben sie doch noch ganz schön Puste! Und
dort ist Fa'atiu, der fette Samoer, da der bauschige Buluga von den Andamanen,
hier Ära Tiotio, der Tornadogott von Polynesien, und Paka'a aus Hawaii. Ays,
der armenische Windgott, ist ebenfalls da, sowie die Vila, die Göttinnen der
Slawen, und Hraesvelg, der geflügelte Riese aus Skandinavien, der nur mit den
Flügeln zu schlagen braucht, um einen Sturm zu entfachen, und die koreanische
Göttin Yondung Haimoni - was könnte sie pusten, würde sie sich den Mund nicht
ewig mit Reisküchlein vollstopfen, dieses nimmersatte Geschöpf! - und Mbon aus
Burma und Enlil...»
    «Hör auf,
bitte», flehte Luka sie an. «Mir ist egal, wie sie heißen - mir kommt es allein
darauf an, was sie tun.» Und was taten sie? Sie bliesen die Regenkatzen fort.
Unter lautem Gefauch und Gejaul verloren die Regenkatzen ihren Halt an der
Blase rund um den fliegenden Teppich und wurden ins Nichts geschleudert, wurden
Hals über Kopf in die Tiefen des geborstenen Himmels geblasen, woraufhin Reshams Besatzung
in großen Jubel ausbrach. Darauf legten sich die Windgötter erst richtig ins
Zeug, und der Teppich begann, in wahrhaft erstaunlichem Tempo dahinzujagen.
Selbst Soraya hätte ihn mit all ihrer Macht auch nur halb so schnell
beschleunigen können. Der Himmel und die magische Welt unter ihnen verschwammen
vor Lukas Blick, und er konnte nur noch den Teppich selbst sehen sowie die
dahinter versammelten Windgötter, die ihn nach Hause bliesen. «Bringt
mich rechtzeitig heim», flehte er in stummer Inbrunst. «Bitte,
lasst mich nicht zu spät kommen, bringt mich bloß rechtzeitig zurück.»
     
    *
     
    Der Wind
legte sich, der Teppich landete, die Windgötter verschwanden, und Luka war
daheim, nicht, wie erwartet, am Ufer des Silsilas, sondern direkt in der eigenen
Gasse vor seinem Elternhaus, genau an der Stelle, an der er Hund und Bär zum
ersten Mal reden gehört hatte, wo er Nobodaddy zum ersten Mal begegnet und dann
zu seinem großen Abenteuer aufgebrochen war. Die Farben der Welt waren noch
immer seltsam, der Himmel zu blau, die Erde zu braun, das Haus grüner und
pinkfarbener als gewöhnlich, aber es war auch kein alltäglicher Anblick, dass
ein fliegender Teppich vor der Tür parkte, mit einer Insultana der magischen
Welt, einem Titanen, einem Kojoten und zwei Elefantenvögeln an Bord, denen
allesamt sichtlich unbehaglich zumute war.
    «Ehrlich
gesagt, gehören wir nicht hierher, nicht so nahe an die Grenze», sagte Soraya,
als Luka, Hund der Bär und Bär

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