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Russen kommen

Russen kommen

Titel: Russen kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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nicht in Wien. Ich bin zu Popp, er war ja immerhin der Leibwächter von Dolochow, aber der Idiot war lieber mit seiner Valentina im Bett, als auf ihn aufzupassen. Ich habe ihm gesagt, was los ist. Er hat geantwortet, er wird sich darum kümmern. Ich habe es ihm geglaubt. Damals.«
    »Und als dann klar war, dass niemand Dolochow geholfen hat, als er tot war, seid ihr gemeinsam zurück nach Moskau«, ergänze ich.
    Sonja schüttelt den Kopf. »Nachdem ich Popp gesagt habe, was Flemming und Welser mit Dolochow machen, ist er hinausgegangen und hat telefoniert. Dann hat er mir tausend Euro gegeben und gesagt, den Rest bekomme ich später. Ich soll den Zug nehmen und vorausfahren, das sei sicherer für mich.«
    »Und das hast du getan?«
    Sonja nickt. »Ich denke, er hat mit Sachow telefoniert. Sie haben Dolochow einfach sterben lassen und sich das Geld genommen, nicht wahr? Oder haben es Welser und Flemming?«
    Ich schüttle den Kopf. »Sieht nicht danach aus. Du könntest schon recht haben.«
    »Ihr habt mir das Leben gerettet«, sagt Sonja.
    Mag sein. Jedenfalls sieht es so aus, als hätte Sachow die günstigen Umstände genützt. Vielleicht war es ihm dann genug, Sonja ausreichend einzuschüchtern, bis er das Geld gut versteckt hätte. Aber die Angst … Es muss grauenvoll sein, wochenlang mit der Angst zu leben, zu viel zu wissen.
    »Ich habe noch etwas«, sagt Sonja. »Ein Foto. Ich habe Welser und Flemming mit dem Handy fotografiert. Man sieht nicht viel, aber man sieht etwas. Ich habe das Foto auch auf den Computer von meinem Freund gespielt, bei dem ich mich versteckt habe. Er weiß nichts davon, ich dachte mir, sicher ist sicher.«
    Sie kramt ein Mobiltelefon aus der Innentasche ihrer Jacke, es ist dieselbe braune billige Jacke, die sie in Ismajlowo getragen hat, sie drückt ein paar Tasten.
    Vesna und ich starren auf den kleinen Bildschirm. Man sieht Welser von hinten, graue Haare, und Flemming von der Seite. Sie sind über eine Gestalt auf einer Liege gebeugt. Es ist zu erkennen, dass die Gestalt gefesselt ist.
    »Ihr dürft ihn nicht entkommen lassen«, fleht Sonja. »Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, dass ich nicht zur Polizei gegangen bin. Aber einer Russin in Wien, wer glaubt der schon? Sie hätten auch mich festgehalten. Ich dachte mir, Popp, der weiß schon, was man in einem solchen Fall tut.«
    Vesnas Telefon. Diesmal sagt sie gar nichts. Sie schaut uns bloß an. »Flemming ist am Flughafen. Er ist aus Leipzig gekommen.«
    »Sie wissen doch noch gar nicht …«, sagt Sonja verwirrt und bricht ab.
    »Wir haben Welser erzählt, du seist in Wien. Bevor wir wussten, dass du wirklich kommst. Wir wollten sehen, wie er reagiert. Ich hatte keine Ahnung …« Soll ich ihr sagen, dass ich keine Ahnung hatte, ob Boris Dolochow sie tatsächlich zu uns schicken würde? Vielleicht später.
    Ich muss Zuckerbrot erreichen. Daheim. Ich renne zum Computer, suche nach seiner Telefonnummer. Im elektronischen Telefonbuch ist keine eingetragen. Droch.
    »Ich brauche sofort die Privatnummer von Zuckerbrot«, sage ich ohne Einleitung.
    Droch gibt mir die Nummer, und dann erst fragt er: »Was ist los?«
    »Später!«, bitte ich.
    Ich erreiche bloß seine Frau. Sie kann nicht viel von mir halten, das ist klar. Ich versuche ihr so eindringlich wie möglich klarzumachen, dass Zuckerbrot zum Flughafen fahren muss. Sofort. Ich wisse, wer die Mörder im Russen-Fall seien.
    Vesna telefoniert inzwischen mit Bruno. Er setzt sich sofort in Bewegung, er soll Sonja beschützen. Sicher ist sicher. Wir haben keine Ahnung, wo Sachow und Popp stecken.
    Dann rasen wir zum Flughafen. Von Fran hören wir nichts. Das sollte bedeuten, dass die beiden das Flughafengelände nicht verlassen haben. Fran weiß nicht, dass er zwei Mörder vor sich hat. Slobo soll sich im Hintergrund halten. Wir reden wenig, so als wären wir dadurch schneller. Ich stelle das Auto in der Kurzparkzone ab, fast hätte ich eine Frau mit einem Trolley übersehen, sie schimpft hinter uns drein.
    Die beiden seien in der Businesslounge, hat Fran gesagt. Davon gibt es mehrere.
    Vesna ruft Fran an, er lotst uns telefonisch an Reisegruppen, an Menschen mit Koffern und Taschen, an Schwarzen und Weißen und Japanerinnen, an Boutiquen und Schaltern vorbei. Ich sehe Fran als Erste. Er stopft sein Mobiltelefon in die Hosentasche.
    »Sie reden aufeinander ein, seit mehr als einer Stunde«, flüstert Vesnas Sohn.
    Ich sehe mich um. Kein Zuckerbrot in Sicht. Ich wähle seine Nummer

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