Russische Volksmaerchen
hinter das Faß und sage: Fünf aus dem Fasse, prügelt meine Frau! und wenn sie sie ordentlich durchgeprügelt haben, so sage: Fünf wieder in das Faß!« Und der Bauer verneigte sich abermals gegen den Wind und ging nach Hause. Als er daselbst ankam, sprach er: »Da, Frau, da hast du anstatt eines Körbchens ein Faß.« Die Frau wurde böse auf ihn und sprach: »Was soll ich mit deinem Fasse machen? Warum hast du kein Mehl gebracht?« Als sie diese Worte sprach, ergriff sie die Ofengabel und wollte ihren Mann prügeln. Da stellte sich der Bauer sogleich hinter das Faß und rief: »Fünf aus dem Fasse, prügelt meine Frau ordentlich!« Auf ein Mal sprangen aus dem Fasse fünf Bursche hervor und fingen an, die Bauerfrau zu prügeln. Und als der Bauer sah, daß sie genug geschlagen worden war, und sie ihn um Barmherzigkeit bat, da rief er: »Fünf wieder in das Faß!« Da hörten sie alsbald auf, sie zu prügeln und verkrochen sich augenblicklich wieder in dem Fasse.
Von dieser Zeit an wurde seine Frau sanft. Dann fing der Bauer an, über sein Körbchen nachzudenken und faßte Verdacht gegen seine Gäste und vermuthete, daß sie es wohl verwechselt hätten. Er berathschlagte mit seiner Frau, wie sie ihr Körbchen wieder bekommen könnten, und die Frau sagte darauf zu ihm: »Da du jezt so ein wunderbares Faß hast, so kannst du nicht allein mit einem Menschen, sondern mit vielen Tausenden fertig werden. So gehe zu dem Edelmann und lasse dir dein Körbchen wiedergeben.« Der Bauer nahm dies als einen guten Rath an, ging zu dem Edelmanne und forderte ihn zu einem Zweikampfe heraus. Dieser aber lachte über die Thorheit dieses Bauern und mochte es ihm nicht abschlagen, denn er wollte sich über ihn lustig machen, und befahl deßhalb dem Bauer ins Feld zu gehen. Dieser nahm sein Fäßchen unter den Arm, begab sich in's Feld und wartete auf den Herrn, der in Begleitung seiner Leute zu dem Bauer fuhr. Als er näher zu ihm kam, befahl er seinen Dienern, den Bauer zum Spaß tüchtig durchzuprügeln. Der Bauer sah, daß man ihn zum Besten habe, als man ihn zu prügeln anfing, wurde böse auf den Edelmann und sprach: »Ei, Herr, befiehl, mir mein Körbchen wieder zu geben, sonst wird es euch allen schlecht gehen.« Allein er sah, daß man nicht aufhörte ihn zu prügeln und schrie: »Fünf auf Jeden aus dem Faß! prügelt sie tüchtig!« – Sogleich sprangen fünf Bursche auf Jeden und fingen an, sie unbarmherzig zu prügeln. Der Edelmann fürchtete, daß man ihn zu Tode prügeln möchte, und schrie aus vollem Halse: »Bauerchen, laß sie nur aufhören, uns zu prügeln.« Als der Bauer dies hörte, rief er: »He, Bursche, geht alle zurück in's Faß!« Da hörten die Bursche sogleich auf zu prügeln, und verkrochen sich im Fasse. Der Edelmann befahl sogleich seinen Bedienten, das Körbchen zu holen und zurück zu geben. Es geschah auf der Stelle. Der Bauer nahm sein Körbchen, ging nach Hause und lebte mit seiner Frau in großer Zufriedenheit und Ruhe.
9. Märchen von der Ente mit goldnen Eiern.
Es lebte einmal ein Greis mit einer alten Frau. Der Greis hieß Abrosim, und die alte Frau Fetinia, und sie lebten in großer Armuth und Dürftigkeit, und hatten einen Sohn namens Iwanuschka, der schon funfzehn Jahr alt war. Eines Tages brachte der Greis Abrosim eine Brodschnitte, um sie seiner Frau und seinem Sohne zu essen zu geben. Kaum aber fing er an, dieselbe zu zerschneiden, so sprang Krutschinaaus dem Ofen hervor, riß ihm die Brodschnitte aus den Händen, und lief wieder hinter den Ofen. Da fing der Greis an, sich vor Krutschina zu verneigen und sie zu bitten, daß sie ihm dieselbe zurückgebe, weil er mit seiner Frau nichts zu essen habe. Die alte Krutschina antwortete darauf: »Ich werde dir die Brodschnitte nicht wieder geben; aber ich will dir eine Ente dafür schenken, welche jeden Tag ein goldenes Ei legt.« – »Gut,« sagte Abrosim, »ich werde heute auf jeden Fall nicht zu Abend essen; nur betrüge du mich nicht und sage mir, wo ich die Ente finde.« – »Morgen früh, sobald du aufgestanden bist,« antwortete ihm Krutschina, »gehe in die Stadt; dort wirst du in einem Teiche die Ente sehen; fange sie und trage ste nach Hause.« Als Abrosim diese Worte gehört hatte, legte er sich schlafen.
Den andern Morgen stand er frühzeitig auf, ging in die Stadt und war sehr erfreut, als er wirklich eine Ente auf dem Teiche erblickte. Er begann sie zu locken und fing sie bald, trug sie nach Hause und gab sie der
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