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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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beherrschen, und setzte viele Beamte ein. Nach kurzer Zeit wählte er Einen, Luga, mit Namen, berief ihn zu sich, und sprach folgende Worte: »Mein treuer Diener und guter Ritter Luga, leiste mir einen Dienst, reise in mein Vaterland und begib dich gerade zu dem König, grüße ihn von mir, und bitte ihn, daß er dir den Kaufmann Abrosim, der sich vergangen hat, mit seiner Frau ausliefert, und wenn er dir sie übergeben hat, so bringe sie hierher zu mir; wenn er dir sie aber nicht überliefern will, so drohe ihm, daß ich sein Reich mit Feuer verheeren und ihn selbst zum Gefangenen machen würde.«
    Als der Diener Luga in das Vaterland des Iwanuschka gekommen war, ging er zu dem Zaren und bat ihn um Abrosim, der sich vergangen, und um Fetinia. Der Zar wußte, daß Abrosim ein reicher Kaufmann in seiner Stadt war, und wollte ihn nicht gern ausliefern; aber er überlegte dann, daß das Reich Iwanuschka's sehr mächtig und volkreich sei, und, deßhalb sich fürchtend, entließ er den Abrosim und die Fetinia. Luga aber empfing sie von dem Zaren, und begab sich in sein Reich. Als er sie zu dem Zaren Iwanuschka brachte, da sagte dieser zu seinem Vater Abrosim: »Ja, mein Vater, du hast mich aus deinem Hause vertrieben, und ich nehme dich dafür zu mir; lebt beide, du mit der Mutter, bis an's Ende eurer Tage bei mir.« Abrosim und Fetinia freuten sich sehr, daß ihr Sohn Zar geworden sei, und sie lebten bei ihrem Sohne viele Jahre, und sie starben hernach.
    Iwanuschka saß auf dem Throne dreißig Jahre in guter Gesundheit und Glückseligkeit. Alle seine Unterthanen liebten ihn aufrichtig bis zur letzten Stunde seines Lebens.
     

10. Märchen von Bulat, dem braven Burschen.
     
    Es war einmal ein Zar mit Namen Chodor. Dieser Zar hatte nur einen Sohn, Iwan Zarewitsch. Chodor übergab den Iwan Zarewitsch, als er ins Jünglingsalter trat, verschiedenen Lehrern, um ihn in verschiedenen ritterlichen Künsten unterrichten zu lassen. Als Iwan Zarewitsch erwachsen war, bat er seinen Vater, den Zaren Chodor, um die Erlaubnis, in andere Reiche zu reisen, Menschen zu sehen und sich sehen zu lassen. Zar Chodor entließ ihn und sagte, er sollte in andern Reichen seine Geschicklichkeit zeigen und dadurch sich und den Zaren Chodor berühmt machen.
    Darauf ging Iwan Zarewitsch in die zarischen Ställe, um sich ein gutes Roß zu wählen; das, worauf er seine Hand legen könnte, ohne daß es vor ihm auf die Knie stürzte, würde brauchbar für ihn sein. Und so durchging er alle Pferdestände und fand kein Roß nach seinem Sinne, und er verließ den Stall in großer Betrübnis. Er nahm den straffen Bogen und trockne Pfeile, und ging in das freie Feld, seinen Kummer zu zerstreuen. Sobald er in das freie Feld kam, erblickte er in der Luft einen Schwan, spannte seinen straffen Bogen und schoß nach diesem Schwan, aber er traf ihn nicht, und sein Pfeil verschwand ihm vor den Augen. Da wurde Iwan Zarewitsch sehr traurig, daß er seinen Lieblingspfeil verloren. Er suchte ihn auf dem ganzen Felde mit Thränen, kam an einen kleinen Berg und hörte eine Menschenstimme, welche ihm zurief: »Komme hierher, Iwan Zarewitsch!« Iwan Zarewitsch wunderte sich nicht wenig, daß er eine Stimme hörte und Niemanden sah. Diese Stimme rufte abermals, und Iwan Zarewitsch ging der Stimme nach, und bemerkte in dem Berge ein kleines Fenster mit eisernen Gittern, und in dem Fenster sah er einen Menschen, der ihn mit der Hand zu sich winkte. Als Iwan Zarewitsch zu ihm kam, sagte jener Mensch: »Worüber grämst du dich, guter Jüngling, Iwan Zarewitsch?« »Wie sollte ich mich nicht grämen?« antwortete ihm Iwan Zarewitsch, »ich habe meinen Lieblingspfeil verloren, und kann ihn nirgends finden, und noch ist mein Kummer darüber groß, daß ich kein gutes Ritterroß für mich nach meinem Sinne finde.« – »O dieser Kummer ist nicht groß,« sagte jener Mensch zu ihm, »ich schaffe dir ein gutes Roß und gebe dir deinen trocknen Pfeil zurück, denn er ist zu mir hereingeflogen; aber was wirst du mir dafür geben?« – »Ich werde dir Alles geben, was du nur fordern wirst,« sagte Iwan Zarewitsch zu ihm, »wenn du mir nur ein gutes Roß verschaffst, und den trockenen Pfeil zurückgibst.« – »Ich will weiter nichts von dir,« sagte jener Mensch, »als daß du mich von hier befreiest.« – »Und wie und von wem bist du hier eingesperrt worden?« fragte ihn Iwan Zarewitsch. »Dein Vater hat mich hier festgesetzt. Ich war ein berühmter Räuber und heiße Bulat, der

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