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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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und als er allein mit ihm war, faßte ihn Vowa Korolewitsch beim Barte, zog sein scharfes Schwert unter den Kleidern hervor und sagte: »Hier, Dadon, du Bösewicht, nimm den Lohn nun, daß du dich durch die Schönheit der Königin Militrisa Kirbitowna hast verführen lassen, meinen Vater meuchlings zu ermorden.« Als er diese Worte gesprochen hatte, schlug er ihm den Kopf ab, legte ihn auf eine silberne Schüssel, bedeckte ihn mit einem weißen Tuche und ging zu seiner Mutter Militrisa Kirbitowna. Als er in ihre Gemächer trat, sprach er zu ihr: »Meine gnädige Frau Mutter, ich bin gekommen, dir zu melden, daß dein geliebter Gemahl Dadon von seiner Wunde vollkommen hergestellt ist, und zur Meldung dieser angenehmen Kunde hat er uns mit diesem Geschenk zu dir geschickt.« – Darauf gab er ihr die Schüssel mit dem Kopfe Dadon's in die Hände. Militrisa Kirbitowna deckte das Tuch ab, und als sie das abgehauene Haupt Dadon's erblickte, entsetzte sie sich so, daß sie einige Zeit lang nichts sagen konnte; aber endlich fing sie an, die Haare und Kleider zu zerreißen, und schwur, den Vowa Korolewitsch zu ermorden, weil er den Dadon getödtet und sich ihren Sohn genannt hatte.
    Da verlangte Vowa Wasser, wusch sich mit dem weißen Pulver, und wurde jung und schön. Militrisa Kirbitowna erkannte ihn, fiel ihm zu Füßen und fing an, um Verzeihung zu bitten. Vowa Korolewitsch befahl dem Terwis, sie zu nehmen, in ein Faß einzuspunden und in's Meer treiben zu lassen. Dann berief er die Fürsten und Bojaren zu sich und erklärte ihnen, daß er Bowa Korolewitsch, der rechtmäßige Thronfolger seines Vaters Guidon, sei und sich bis jezt in fremden Ländern herumgetrieben habe; aber da er jezt seinen Feind Dadon getödtet, und seine Mutter für ihren Verrath bestraft, wolle er in seinem Reiche herrschen, und deßwegen verlange er von ihnen den Eid der Treue. Sogleich begannen alle Fürsten, Bojaren und andere Menschen, ihm zu schwören und zum Antritt der Herrschaft Glück zu wünschen. Deßhalb befahl er alle Speisen und Getränke einen Monat lang unentgeltlich und auf seine Kosten zu vertheilen.
    Nach dem Feste schickte Bowa einen Gesandten zu Saltan, um seine Tochter Miliheria zur Gemahlin für ihn zu erbitten, denn er glaubte, daß Druschnewna von den Löwen zerrissen sei. Mit dem Gesandten schickte er viele kostbare Geschenke dem Saltan selbst und seiner Tochter. Und als der Gesandte in der Stadt des Saltan Saltanowitsch anlangte, übergab er diesem die Urkunde, und Saltan Saltanowitsch las sie vor und ging alsdann zu seiner Tochter und sprach zu ihr: »Meine liebe Tochter, ich habe so eben ein Schreiben von dem Ritter bekommen, welchen du im Gefängnis gehalten hast und zu deinem Glauben belehren wolltest. Er ist ein Königssohn und herrscht jezt in seinem Reiche; er hat Geschenke an mich geschickt, und bewirbt sich um deine Hand. Ich bin zu dir gekommen, dir dieses zu melden und von dir zu erfahren, ob du deine Einwilligung dazu gibst.« Die schöne Miliheria freute sich sehr darüber und sagte, daß sie in Allem dem Willen ihres Vaters gehorchen wolle. Denselben Tag empfing er von dem Gesandten die Geschenke des Vova Korolewitsch und befahl darauf alles zur Reise Nöthige zuzubereiten.
    Die Königin Druschnewna war in der Zeit, wo der Gesandte des Vowa Korolewitsch bei Saltan Saltanowitsch anlangte, in derselben Stadt und wusch Kleider für Jedermann; damit ernährte sie sich und erzog ihre beiden Söhne, welche nicht nach Tagen wuchsen, sondern nach Stunden, und Alle durch ihre Schönheit übertrafen. Sie hatte nicht geglaubt, daß Vowa Korolewitsch noch lebe, aber da sie hörte, daß ein Gesandter von ihm gekommen sei, welcher bei Saltan Saltanowitsch um die Hand seiner Tochter anhalte, und daß dieser sie ihm auch geben wolle, nahm sie ihre beiden Söhne und begab sich in die Stadt Anton, wo er herrschte. Sie reiste mit großen Beschwerden und lange Zeit. Endlich langte sie an demselben Tage an, da Vowa mit Miliheria Saltanowna Hochzeit zu halten anfing. Sie wusch sich mit dem weißen Pulver und wurde schön, wie ehemals. Dann schickte sie ihre beiden Söhne in das Schloß, damit sie bis zu Vowa Korolewitsch vordrängen und von ihrem Stande und ihren Begebenheiten berichteten. Litscharda und Simbalda, so hießen ihre Söhne, stellten sich in den Gang, durch welchen Vowa Korolewitsch mit seinen Fürsten und Bojaren zur Tafel gegen mußte. Als er bei ihnen vorüber in sein Gemach ging, fiel plözlich sein Blick auf

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