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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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ich ein großes Geschenk machen mit einem Edelsteine, den ich besitze im See.« – Da sprach Jeruslan Lasarewitsch: Gib mir den Stein, so werde ich dich freilassen.« – Da ging das Ungeheuer in den See, und Jeruslan Lasarewitsch saß auf ihm. Er empfing den Edelstein von ihm und befahl ihm, ihn wieder an's Ufer zu bringen. Als das Ungeheuer den Jeruslan Lasarewitsch an's Ufer brachte, haute er ihm auch den dritten Kopf ab, setzte sich dann auf sein gutes Roß und ritt zu der Stadt Debri, wo ihm der Zar Worcholomei unter den Stadtpforten entgegen kam.
    Da sagte Jeruslan zu ihm: »Ich habe deinen Feind, den Verderber deiner Stadt, todt geschlagen.« – Und ihm antwortete Zar Worcholomei: »Ich weiß, Gott hat nicht den Todt von uns Sündern gewollt, er hat uns einen so tapfern Ritter geschickt und ihn durch dich vernichtet. Aber sage mir deinen Namen: welches Vaters und welcher Mutter Sohn bist du, und woher kommst du?«
    Jeruslan Lasarewitsch antwortete: »Ich komme aus dem Reiche des Zaren Kartaus, und bin der Sohn des Fürsten Lasar Lasarewitscht, und ich nenne mich Jeruslan Lasarewitsch. Ich habe beschlossen, im freien Felde zu spazieren.«
    Als der Zar diese Worte von ihm hörte, wurde er sehr erfreut, und es kamen alle Einwohner der Stadt ihm entgegen und verneigten sich tief vor ihm, und alle kleinen Kinder sprangen, und es war in der Stadt Debri große Freude. Und Zar Worcholomei gab in seiner großen Freude ein herrliches Fest. Er rief zusammen alle Fürsten und Bojaren, und Menschen von verschiedenem Range mit ihren Frauen und Kindern. Er nahm Jeruslan Lasarewitsch bei der Hand und führte ihn zu sich in's Gemach, ließ ihn neben sich am Tische sitzen, und sprach zu ihm: »Herr Jeruslan Lasarewitsch, dein Wille gebiete über mich und mein ganzes Reich; meine Schätze stehen dir offen, nimm dir Gold, Silber und Edelsteine, so viel du willst, nimm als Apanage Städte und schöne Kirchdörfer, und wenn du heirathen willst, so gebe ich dir meine Tochter, die schöne Prinzeß Anastasia, und als Mitgift mein halbes Reich.« – Als Jeruslan lustig wurde, sagte er: »Herr Zar Worcholomei, zeige mir deine Tochter!«
    Zar Worcholomei befahl sogleich seiner Tochter, sich mit kostbaren Kleidern zu zieren, und sie wurde so schön, daß menschliche Einbildungskraft sich nichts Schöneres vorstellen kann. Worcholomei nahm sie bei der Hand und führte sie zu Jeruslan. Sie reichte ihm einen goldenen Becher mit Wein, und Jeruslan sprach zu ihr: »Sei gegrüßt, meine liebe Prinzeß Anastasia, schönste der ganzen Welt, viele Jahre Dir Wohlergehen!« – Und er küßte sie auf die süßen Lippen.
    Prinzeß Anastasia sprach zu ihm: »Sei gesund, mein lieber und tapferer Herr Ritter.« – Dann ging er aus ihrem Gemach, begab sich zum Zaren Worcholomei und sprach zu ihm: »Herr Zar, deine Tochter, die schöne Prinzeß, hat mir gefallen, und ich will sie zur Frau nehmen.« – Zar Worcholomei befahl sogleich, Alles zur Hochzeit bereit zu machen. Dann fingen sie wieder an, mit Jeruslan zu essen, zu trinken und Kurzweil zu treiben. Und als Jeruslan sich hernach in's Bette gelegt hatte, konnte er die ganze Nacht nicht schlafen, weil sein jugendliches Herz von der Schönheit der Prinzeß entzündet war.
    Den andern Tag früh ließ der Zar wieder ein Fest bereiten, und nahm Jeruslan bei der Hand und sagte: Herr Jeruslan Lasarewitsch, tapferer Ritter, ich vertraue dir meine liebe und schöne Tochter Anastasia: liebe sie und lebe mit ihr in Eintracht. Und damit ich Augenzeuge eures fröhlichen Lebens sei, gebe ich dir als Mitgift mein ganzes Reich. Schütze es nur gegen Feinde.« – Dann sprach er zu seiner Tochter: »Meine liebe Tochter, lebe mit deinem Manne in Frieden und Liebe, und ehre ihn, denn der Mann ist immer das Haupt der Frau.«
    Dann befahl er ihnen, in die Kirche zu fahren und sich trauen zu lassen. Nach der Trauung gingen sie in die zarischen Gemächer. Jeruslan Lasarewitsch führte seine Gemahlin an der Hand und geleitete sie zu dem Zaren Worcholomei, seinem von Gott gegebenen Schwiegervater. Alle Fürsten, Bojaren und ihre Frauen trugen ihm viele kostbare Geschenke entgegen. Zar Worcholomei empfing sie und sprach: »Viele Jahre Wohlergehen meinem Herrn, dem Fürsten Jeruslan Lasarewitsch, meinem lieben Schwiegersohne, und seiner Gemahlin, meiner Tochter, der schönen Fürstin Anastasia Worcholomejewna!« – Dann riefen alle Fürsten und Bojaren einstimmig aus: »Sei gesund, Herr Jeruslan Lasarewitsch, mit deiner

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