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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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Leib hat zehn Klaftern in der Länge, zwei Klaftern zwischen den Schultern, und zwischen den Augenbrauen kann ein trockener Pfeil liegen. Mein Kopf ist wie ein Bierkessel. Meine Arme sind drei Klaftern lang; aber auch ich konnte vor dem Zaren nicht Stand halten. Der Zar ist stark und hat ein großes Heer. Schwert und Säbel verletzen ihn nicht, im Feuer verbrennt, im Wasser versinkt er nicht. Ich aber habe ein Schwert, das ihn verletzen kann, allein mich traf das Unglück, daß ich es nicht führen konnte, und er hat mich niedergemacht. Doch will ich dir Gutes thun, und dich auf den rechten Weg bringen. Wenn du an die Stadt Schtschetin kommst, und der Zar Feuerschild dich erblickt, und dich, ohne dich nahe an sich zu lassen, ausfragt, so sage ihm, daß du ihm dienen wolltest. Er wird zu dir sagen, du sollest ihm folgen, und dann folge ihm, und diene ihm treu und redlich, und erwarte die Zeit, da er ins freie Feld auf die Jagd reitet; auch dahin mußt du ihm folgen. Da erinnere ihn an mich, und er wird traurig sein; aber du mußt ihm sagen: daß du das Schwert erhalten könnest, das unter meinem Kopfe liegt. Er wird dir nicht trauen, aber schwöre ihm bei Gott, und sobald du zu mir kommen wirst, so werde ich mich von dem Schwerte wegrücken und dir es geben.« –
    Da verneigte sich Jeruslan Lasarewitsch vor dem Ritterkopfe, setzte sich auf sein gutes Roß, und ritt zu der Stadt Schtschetin. Als er noch drei Werst von der Stadt entfernt war, erblickte ihn der Zar, ritt in das freie Feld und brannte den Jeruslan Lasarewitsch. Jeruslan Lasarewitsch stieg von seinem guten Rosse und fächelte mit der Mütze. Da hörte der Zar auf, ihn zu brennen.
    Jeruslan warf sich mit der Stirn auf die Erde: »Viele Jahre Wohlergehen, Herr Freizar Feuerschild, Flammenlanze! Nimm mich in deinen Dienst.« –
    Da fragte ihn der Zar: »Wer bist du? woher kommst du? welches Vaters und welcher Mutter Sohn bist du, und wie nennest du dich?«
    Ihm antwortete Jeruslan Lasarewitsch: »Ich bin herumgeschweift im freien Felde, und jezt suche ich einen guten Herrscher, welchem ich meine Dienste anbieten kann. Geboren bin ich im Reiche des Zaren Kartaus, der Sohn des Fürsten Lasar Lasarewitsch und der Fürstin Epistimia, und ich nenne mich Jeruslan.«
    Da sprach zu ihm der Zar: Jeruslan Lasarewitsch, reite in meine Stadt, ich brauche Leute in meinem Reiche.«
    Jeruslan folgte nun dem Zaren in die Stadt, und der Zar setzte ihn noch tiefer, als seine zwölf Ritter. Er diente ihm lange Zeit, und eines Tages ritt der Zar in's freie Feld auf die Jagd, und nahm seine Fürsten und Bojaren, seine zwölf Ritter und jüngere Helden mit sich. Auch Jeruslan Lasarewitsch befand sich unter diesen. Als sie nahe bei dem Ritterkopfe waren, blieb Jeruslan Lasarewitsch stehen, und bewunderte den Ritterkopf. Da sprach der Zar zu ihm: »Warum bist du stehen geblieben, Jeruslan Lasarewitsch?« Und dieser antwortete: »Herr, erlaube deinem Diener, ein Wort zu sagen.« – »So sprich,« sagte der Zar.
    Da sagte Jeruslan: »Herr Freizar, ich sehe hier ein großes Heer erschlagen und diesen Ritterkopf, unter welchem ein so schönes Schwert liegt.« –
    Der Zar seufzete und sprach folgende Worte: »Dieser Ritter hat mein Heer erschlagen, und ich habe ihn getödtet. Sein Schwert liegt unter seinem Kopfe, und ich kann es nicht erhalten. Mich kann kein Schwert verletzen, ich brenne im Feuer, und versinke im Wasser nicht; aber dieses Schwert kann mich beschädigen, und wer es erhält, von dem werde ich ermordet werden. Darum würde ich den reichlich belohnen, der mir es brächte.«
    Da sprach Jeruslan Lasarewitsch: »Herr, erlaube mir, deinem Diener: ich werde das Schwert erhalten und dir bringen.«
    Und der Freizar antwortete: »Wenn du mir diesen Dienst leistest, und mir das Schwert bringst, so werde ich dich über alle meine Ritter setzen. Wenn du aber nur mit Worten prahlst, so wirst du dich weder im Wasser, noch unter der Erde, noch unter Felsen sichern.«
    Mit diesen Worten ritt der Zar in die Stadt, und Jeruslan Lasarewitsch blieb auf dem Felde, ritt zu dem Ritterkopf und sprach folgende Worte: »Herr Ritterkopf, ich hoffe von deiner Liebe und Freundschaft, daß du dein Versprechen erfüllst, und mir das Schwert unter dir gibst, denn ich habe dem Zaren mein Wort gegeben, ihm das Schwert zu bringen, und ich soll bösen Tod von ihm haben, wenn ich es ihm nicht bringe.« Der Ritterkopf sprach kein Wort. Jeruslan stieg von seinem guten Rosse, fiel auf die Erde vor ihm

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