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Russisches Poker

Russisches Poker

Titel: Russisches Poker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Akunin
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mit schreckgeweiteten Augen auf die Photos.
    »Ich muß mich entschuldigen«, sagte der Verteidiger und sammelte ohne Eile die Photos ein. »Das hat mit unserem heutigen Fall nichts zu tun. Die Photos gehören zu einem anderen Fall – Unzucht mit minderjährigen Jungen.«
    Anissi hatte den Eindruck, daß der Anwalt die Wörter »heutigen« und »anderen« auffällig betont hatte, aber das lag vielleicht auch an seiner eigenartigen Aussprache.
    »Also, stellen wir das Verfahren ein?« fragte der Anwalt, sah dem Richter direkt in die Augen und nahm die restlichen Photos vom Tisch. »Mangels einer strafbaren Handlung?«
    Gleich darauf wurde der Prozeß für geschlossen erklärt.
    Anissi stand aufgewühlt auf der Vortreppe und wartete, daß der fabelhafte Advokat und die Freigesprochene herauskämen.
    Und da waren sie: Mimi lächelte nach rechts und links und sah gar nicht mehr unglücklich und kläglich aus. Der Anwalt, gebückt gehend, führte sie am Arm, und mit der anderen Hand, in der er die Aktentasche hielt, wehrte er die Reporter ab.
    »Ich habe euch satt!« rief er ärgerlich, indes er seiner Begleiterin in die Kutsche half.
    Anissi wollte zu Mimi treten, aber sein Nachbar, der interessierte Kommentator des Prozesses, kam ihm zuvor.
    »Sie werden’s weit bringen, Kollege«, sagte er zu Mimis langnasigem Retter, klopfte ihm gönnerhaft auf die Schulter und schritt davon, gewichtig mit dem Rohrstock klappernd.
    »Wer war das?« fragte Anissi den Gerichtsdiener.
    »Aber-aber«, antwortete der mit grenzenloser Ehrfurcht. »Herr Plewako persönlich, Fjodor Nikiforowitsch.«
    In diesem Moment ließ sich Mimi auf den gefederten Sitz fallen. Sie drehte sich um und schickte Anissi eine Kußhand. Auch der Anwalt drehte sich um. Er musterte finster den jungen Beamten mit den abstehenden Ohren, und plötzlich zog er eine Grimasse und streckte eine breite knallrote Zunge heraus.
    Der Wagen polterte fröhlich über das Kopfsteinpflaster.
    »Halt! Halt!« schrie Anissi und stürzte hinterher, aber konnte er den Wagen einholen?
    Wozu auch?

Informationen zum Buch
    Im Hause des Moskauer Generalgouverneurs herrscht große Aufregung: Ein englischer Lord gibt vor, die Villa des Stadtoberhaupts gekauft zu haben, und verlangt, daß der Gouverneur, wie vereinbart, sofort ausziehe. Aber bald wird klar, daß er einem Betrüger aufgesessen ist, der unter dem Decknamen Pikbube in Moskau sein Unwesen treibt. Schon bei dessen nächstem Streich kommt Fandorin ihm auf die Schliche. Der gerissene Verwandlungskünstler weiß sich zu rächen, und das kann Fandorin natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Doch jagt er einem Gauner hinterher, der ihm an Kombinationsgabe, Geistesgegenwart und Schnelligkeit ebenbürtig ist.

Informationen zum Autor
    B ORIS A KUNIN ist das Pseudonym des Moskauer Philologen, Kritikers, Essayisten und Übersetzers aus dem Japanischen Grigori Tschchartischwili (geb. 1956). 1998 veröffentlichte er seine ersten Kriminalromane, die ihn in kürzester Zeit zu einem der meistgelesenen Autoren in Russland machten. Heute genießt er in seiner Heimat geradezu legendäre Popularität. 2001 wurde er dort zum Schriftsteller des Jahres gekürt, seine Bücher wurden in 30 Sprachen übersetzt.
    Bei Aufbau erschienen bisher Fandorin (2001), Türkisches Gambit (2001), Mord auf der Leviathan (2002), Der Tod des Achilles (2002), Russisches Poker (2003), Die Schönheit der toten Mädchen (2003), Der Tote im Salonwagen (2004), Die Entführung des Großfürsten (2004), Der Magier von Moskau (2005), Die Liebhaber des Todes (2005), Die Diamantene Kutsche (2006), Das Geheimnis der Jadekette (2008), Das Halsband des Leoparden (2009) und Die Moskauer Diva (2011).
    »Ich spiele leidenschaftlich gern. Früher habe ich Karten gespielt, dann strategische Computerspiele. Schließlich stellte sich heraus, dass Krimis schreiben noch viel spannender ist als Computerspiele. Meine ersten drei Krimis habe ich zur Entspannung geschrieben ... «
    Akunin in einem Interview
    mit der Zeitschrift Ogonjok
    www.akunin.ru

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