Rywig 04 - Die Glücksleiter hat viele Sprossen
selbst den Wagen braucht.“
Wir fuhren schnell, solange es ging, das heißt, so weit die Straßen asphaltiert waren und solange wir nicht riskierten, daß Tiere uns plötzlich über den Weg sprangen.
Wir machten Pause in Keekorok und aßen Lunch.
Heiko guckte mich an.
„Was meinst du, Impala? Wollen wir doch hier übernachten? Und morgen früh mit den Meerkatzen baden?“
„Ja, wollen wir, Heiko? Wenn kein Appartement frei ist, schlafen wir im Wagen!“
Keekorok. Das wunderbare Keekorok. Allein mit Heiko.
Und morgen - morgen würden wir in Seronera sein. Wir beide. Wir würden auf dem Fleckchen Erde stehen, wo ich damals
gestanden hatte, als ich Heiko das entscheidende „Ja“ sagte.
Wir würden frühmorgens vor unserem Zelt sitzen, ganz, ganz still, Hand in Hand. Vielleicht würden wir ein fernes Löwengebrüll hören, vielleicht das Heulen einer Hyäne.
Noch einmal würden wir sehen, wie die Sterne erblichen, wie die Nacht wich und wie die Sonne über der afrikanischen Steppe aufging.
„Woran denkst du, Liebling?“ fragte Heiko sanft.
„An Seronera“, flüsterte ich. „Und an noch etwas.“
„An was denn?“
„Ich denke daran, daß wir einmal in der Zukunft hoffentlich Kinder kriegen. Und daß unsere erste Tochter Helene heißen soll.“
„Einverstanden“, sagte Heiko.
NACHTRAG
Meine lieben jungen Leserinnen!
Manchmal hat ein Buch ein Vorwort, dieses kriegt aber ein „Nachwort“. Nachdem ich das Buch beendet und an den Verleger geschickt hatte, geschah mir das große Glück, zum dritten Mal nach Ostafrika reisen zu können. Jetzt sitze ich vor meinem grünen Zelt in Seronera, „im Herzen von Serengeti“, und sehe, wie der Tag anbricht. Ein paar hundert Meter weg weiden friedlich zwei Topiantilopen. Muntere kleine Webervögel hopsen herum und picken die Krümel auf, die ich ihnen hingestreut habe.
Ich denke an meine gestrige Pirschfahrt, an die Tausende und abermals Tausende von Zebras, Gazellen und Antilopen - an die spielenden Löwenkinder auf einem „Inselberg“ in der Steppe - und ich bin dem lieben Gott demütig dankbar, daß ich dies alles noch einmal erleben durfte.
Viele von Euch haben mir geschrieben, nachdem mein voriges Buch „Meine Träume ziehen nach Süden“ erschienen ist. Ihr habt gefragt, wie es nun Sonja und Heiko weiter ergangen ist, Ihr habt mich gebeten, weiter zu erzählen. Beinahe alle Briefschreiber haben gefragt, ob es wahr ist, was ich erzählt habe. Dazu muß ich „ja und nein“ antworten. Alle Personen sind erdichtet. Aber meine Schilderungen aus Afrika sind wahr, und Sonjas Glück, wenn sie in diesem Wunderland ist, ist mein Glück, so wie es das Glück jedes Natur- und Tierfreundes ist.
Von ganzem Herzen gönne ich Euch, die Ihr jung seid und das Leben vor Euch habt, dieses Glück zu erleben. Ich gönne es allen Menschen, herzukommen und diese Wunderwelt mit eigenen Augen zu sehen. Wer das erlebt hat, wird immer das Seine tun, damit dieses Paradies auf Erden, dieses Gottesgeschenk, für die kommenden Generationen erhalten bleibt.
Seronera, 6. März 1970
B erte B ratt
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