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Rywig 10 - Machst Du mit Senta

Titel: Rywig 10 - Machst Du mit Senta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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rief ich. „Das Pfeifen - das ist ja genau wie in den Alpen - hier müssen Murmeltiere sein.“
    Eine hohe Felswand neben der Straße wurde mit Ferngläsern abgesucht - und ganz richtig: Auf einem Vorsprung saß ein großes, hellgraues Murmeltier aufrecht, in der Stellung, die ich bei den Alpenmurmeltieren so oft gesehen hatte. Es war der „Wächter vom
    Dienst“, der Ausschau hielt und gellende Warnpfiffe von sich gab, wenn ein Raubvogel oder eine andere Gefahr zu sehen war.
    Wir warteten und schwiegen. Das große Tier beruhigte sich und fing an zu äsen. Jetzt rührte sich etwas unterhalb des Vorsprunges. Aus einer Höhle kamen drei kleine mollige Murmelkinder und fingen an zu spielen. Sie waren so munter, so sorglos ausgelassen in der hellen Morgensonne! Die längsten Teleobjektive traten in Funktion. Unsere Schmalfilmamateure waren Feuer und Flamme.
    Diese Tiere waren viel größer, viel kräftiger und auffallend heller in der Färbung als ihre grauen Verwandten in den Alpen.
    Wir konnten uns einfach nicht losreißen von dem Anblick der drei entzückenden kleinen Kobolde. Aber das Spiel bekam ein jähes Ende, als der Wächter ein paar ganz schrille Pfiffe von sich gab und wie ein Blitz in seine Höhle verschwand. Dasselbe machten die drei kleinen, und jetzt sahen wir den Grund: Ein großer Raubvogel segelte durch die Luft, in beängstigender Nähe der Murmelkolonie.
    Oh, was war heute für ein schöner Tag. Das Wetter war himmlisch, nicht zu fassen, daß wir vor 24 Stunden im Nebel am Eismeer gesessen hatten.
    Bevor wir zum Endpunkt der Autostraße kamen, erlebten wir noch eine Herde Schneeziegen. Sie waren allerdings sehr scheu und befanden sich ganz weit oben an einer Felswand. Aber durchs Fernglas konnten wir sie gut sehen. Das war für uns alle neu. Heiko konnte uns aus seinem unerschöpflichen Wissen erzählen, daß die Schneeziegen nur in Nordamerika leben, ihre nächsten europäischen Verwandten sind die Gemsen. Man sah es an den Kletterkünsten. Als wir lange gewartet hatten, wurde endlich unsere Geduld belohnt: Eins der Tiere hatte vielleicht auf einem winzigen höherliegenden Vorsprung etwas Appetitliches entdeckt, denn plötzlich machte es einen Riesensprung, und stand im nächsten Augenblick sicher auf seinen vier geschickten Beinen auf einer Fläche, die so klein war, daß zwei Menschenfüße bestimmt nicht Platz genug gehabt hätten!
    Wir hatten jetzt die Wälder hinter uns. Um uns nur Berge mit Rentiermoos und Hochgebirgsflora. Wir sahen noch eine Murmeltierkolonie - hier waren die Tiere beinahe weiß - und etliche kleine Hörnchen, die rumhuschten und gar keine Angst vor den Menschen hatten.
    Und immer im Blickfeld der herrliche Gipfel, der Mount McKinley mit seinen mehr als sechstausend Meter Höhe!
    Auf der Rückfahrt meldete sich die Müdigkeit. Wir waren ja mitten in der Nacht aufgestanden, und der gestrige aufregende Tag hatte uns auch arg zugesetzt.
    Es war schade, etwas von dieser einmalig schönen Fahrt zu verschlafen, aber es waren schon etliche nickende, hängende Köpfe zu sehen. Selbst war ich auch nicht taufrisch, beileibe nicht. „Sprich mit mir, Rolf“, sagte ich. „Sonst schlafe ich ein.“
    „Schlafen kannst du nachher“, meinte Rolf. „Jetzt sollst du genießen, daß du in dieser herrlichen Gegend bist. Außerdem wollen wir Ausschau nach Elchen halten. Die haben wir bis jetzt nicht gesehen.“
    Ich raffte mich zusammen, hielt Ausschau - aber wie war ich müde! Nur einen Augenblick die Augen zumachen.
    Dann merkte ich einen Schubs an den Arm.
    „Sentachen! Sei nun brav und bleibe wach, dann kaufe ich dir was Schönes in Anchorage.“
    Wenn etwas eine Frau wach und hellhörig machen kann, dann ist es wohl die Aussicht, ,was Schönes’ zu kriegen!
    Also sperrte ich die Augen auf und wurde dafür belohnt. Denn ich war es, die den Elch entdeckte! Einen Bullen, ein Riesentier mit einem enormen Schaufelgeweih. Es stand wenige Meter von der Straße, mucksmäuschenstill und guckte unseren Bus ziemlich uninteressiert an. Schläfrige Augen wurden wach gerieben, müde Hände streckten sich nach Fotoapparaten und Filmkameras, der Bus blieb stehen, der Elch zum Glück auch. Ich möchte mal wissen, wieviel Meter Film er uns sozusagen ,aufgefressen’ hat.
    Es war aber ein sehr schöner Abschluß eines herrlichen Ausflugs.
    Aber als wir zu unserem Hotel zurückkamen, konnte ich eben nur irgend etwas essen, das tat ich im Halbschlaf, ohne zu ahnen was ich aß. Dann fiel ich ins Bett

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