S - Spur Der Angst
»Eine Armee?«
»Ich weiß es nicht. Was ist mit Flannagans ›Eliteeinheit‹, dieser ›Spezialkampftruppe‹? Das sind die Jugendlichen, die uns bewachen – die, die für die anderen Schüler zuständig sind, die sie anleiten sollen. Wie verrückt ist das denn?« Sie dachte scharf nach. Warum das Ganze? Obwohl, wer wusste schon, wie es um Lynchs geistige Gesundheit bestellt war?
»Was ist mit Lauren Conway?«, fragte Trent. In dem Augenblick flackerten die Lampen, und für eine Sekunde war das Haus in tiefe Dunkelheit getaucht, das Feuer im Kamin die einzige Lichtquelle.
»Hoffentlich bricht nicht auch noch die Stromversorgung zusammen«, sagte Jules.
»Wir sollten uns besser darauf einstellen.« Trent hatte bereits seinen Stuhl zurückgeschoben und wühlte in der Schublade einer Anrichte nach einem Feuerzeug. »Was glaubst du, wie passt Lauren da hinein?«
»Keine Ahnung, aber scheinbar ist irgendetwas schiefgelaufen, sonst wäre sie doch längst wieder aufgetaucht und hätte sich bei ihren Angehörigen oder wenigstens bei einer Freundin gemeldet.«
»Niemand hat seit ihrem Verschwinden etwas von ihr gehört oder gesehen.« Er zündete die Kerosinlampen an.
»Ich weiß.« Seufzend blickte Jules auf die Unterlagen auf dem Tisch. Auf keiner stand Laurens Name. Hatte eine solche Akte überhaupt je existiert? War sie den Flammen zum Opfer gefallen?
»Ich sage es nur ungern, aber ich denke, Lauren ist längst tot. Entweder hat sie etwas herausgefunden, das sie nicht hätte wissen sollen, oder sie ist bei dem Versuch verunglückt, Blue Rock zu verlassen. Das Seltsame ist nur: Wenn sie einen Unfall gehabt hat, in den Wäldern oder irgendwo auf dem Campus, hätte eigentlich ihr Leichnam gefunden werden müssen.«
»Das meine ich auch«, bestätigte Trent. Das Licht flackerte erneut. Er stellte eine der Kerosinlampen auf den Tisch und setzte sich wieder in seinen Stuhl. »Doch soweit ich es verstanden habe, gehörte sie ganz und gar nicht zu den Schwachen, wäre mit Sicherheit kein leichtes Opfer gewesen. Sie war tough, clever, sportlich.« Nachdenklich kniff er die Augen zusammen. »Glaubst du, sie wusste zu viel? Ist über irgendetwas gestolpert?« Er ergriff Missy Albrights Akte. »Missy war eine der CBs, die Lauren unter ihre Fittiche nehmen und sie mit allem vertraut machen sollten. Wenn du recht hast mit deinen Vermutungen –«
»Das habe ich.« Jules spürte, dass sie sich nicht täuschte.
»Dann ist sie vermutlich tot.«
Jules nickte, ehe sie sagte: »Auf manchen der Akten ist kein roter Streifen. Hier habe ich zum Beispiel zwei von Kids aus deinem Trupp, Chaz und Maeve, ihre Aktendeckel sind nicht markiert.«
»Großartig. Dann sind dies ausnahmsweise zwei ›normal‹ gestörte Jugendliche, willst du das damit sagen?«
»Wahrscheinlich gibt es noch sehr viel mehr. Aber entweder hat sich Lynch nicht die Mühe gemacht, Akten über sie anzulegen, oder sie sind verbrannt. Ich habe keine Unterlagen über Shay, Ollie Gage oder Crystal Ricci gefunden, um nur einige zu nennen.« Was für eine Erleichterung.
»Na schön, nehmen wir an, du hast recht. Doch wenn Lynch nicht gerade einen Militärputsch plant – wen will er überhaupt stürzen? Die Stadtverwaltung von Medford? Den Gouverneur von Oregon? Warum holt Lynch all diese Jugendlichen nach Blue Rock? Um sie zu beobachten? Um sie nach seinen Vorstellungen zu formen? Und warum befördert er sie zu Collaboratoren und stellt sie seinen Lehrkräften zur Seite?« Er nahm Roberto Ortegas Akte zur Hand. »Das ergibt einfach keinen Sinn.«
»Natürlich tut es das«, widersprach Jules und spürte, wie sie Sodbrennen bekam. »Wenn man die psychologischen Gutachten mit dem hier verknüpft«, ergänzte sie und reichte ihm mehrere versengte Seiten.
»Was ist das?«
»Unterlagen über Finanzen.«
Trent schnappte sich eins der Blätter und überflog die Vermögensangaben von Eric Rolfes Eltern. Als er damit fertig war, stieß er einen langen Pfiff aus.
»Ich weiß. Ich war ebenfalls überrascht. Erics Vater ist Multimillionär, ein deutscher Industrieller. Und er steht mit seinem Vermögen nicht allein da. Sieh mal hier.« Sie reichte ihm eine Vermögensaufstellung von Missy Albrights Familie. »Missy ist die erstgeborene Tochter einer prominenten Reedereierbin und ihres dritten Ehemanns. Und das ist so krank, wie es klingt«, sagte sie. »Sieht so aus, als hätten die meisten der CBs Eltern mit sehr viel Geld.«
»Und sozialen Verbindungen«, dachte
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