S3, Spuk in der Bibliothek: Eine Annäherung an das Unheimliche (German Edition)
würde mir das gerne erzählen. Er müsse einfach mit jemandem darüber reden, so „Horst“. Während er das sagt, kann er sich kaum das Lachen verkneifen und im Hintergrund machen irgendwelche Leute „Gespenster-Geräusche“: Buuuuuh und Woaaaahahahaha. Ich sage „Fick dich, Horst“ und lege auf. Einige Sekunden später klingelt das Telefon noch einmal. Ich ziehe den Stecker raus und mache den Fernseher an.
Wie heißt es so schön: Die Mutter der Idioten ist immer schwanger. Zumindest kann ich davon ausgehen, dass meine Zettel noch hängen.
15. Eine Mail von Achim
Sonntag, 22. März 2008: Ich hatte ganz vergessen, dass auf meinen Aushängen auch meine E-Mail-Adresse steht. Bisher hatte ich ja nur Anrufe. Heute morgen aber war in meinem Postfach eine Mail von einem gewissen Achim. Er habe sich von meinem Flugblatt angesprochen gefühlt und ich könne ihn ja mal anrufen. Er schreibt mir seine Mobil-Nummer.
Beim zweiten Versuch habe ich Achim dran. Nein, er könne gerade nicht, er müsse gleich was aus dem Ofen holen. Ich denke schon: Das wars, der will nicht mehr. Nach dem Scherzanruf gestern abend bin ich immer noch etwas genervt. Aber etwa eine halbe Stunde später ruft mich Achim selbst zurück und entschuldigt sich dafür, dass er mich gerade so „abgewimmelt“ habe. Klar, kein Problem, natürlich würde er bei einem Interview mitmachen. Allerdings habe er erst wieder ab Mittwoch Zeit.
16. Achims Erlebnis
Mittwoch, 26. März 2008: Wir haben uns für 16 Uhr an der Uni verabredet, am Eingang zur Mensa. Ich bin ein paar Minuten zu spät aber passenderweise verspätet sich auch Achim. Nachdem wir uns gefunden haben, suchen wir einen leeren Raum, in dem wir uns ungestört unterhalten können.
Achim ist 28 Jahre alt und studiert im siebten Semester Biologie. Zuvor absolvierte er eine Ausbildung zum Chemielaboranten. Möglicherweise sprechen jetzt die Vorurteile aus mir, aber Achim wirkt nicht so, wie ich mir einen Biologiestudenten und Chemielaboranten vorstelle. Er ist groß und sportlich, eher der Surfer-Typ. Er hat nichts „nerdiges“ an sich.
[Beginn der Aufnahme]
I: Ok, wenn du einfach mal erzählen würdest.
R: Soll ich direkt über das Erlebnis...?
I: Wie du willst.
R: Ok, dann nehm ich n bisschen Anlauf (lacht) ... ich hab ja 2005 angefangen zu studieren und dann kamen ja auch bald diese scheiß Studiengebühren. Und heute ist es halt so, wenn Papi nicht gerade Steuerberater oder Chefarzt ist, dann muss man halt nebenher arbeiten. Ich hab n Job gesucht und weil ich mich ganz gut auskenn mit Computer hab ich beim Rechenzentrum nachgefragt, ob die jemand für irgendwas brauchen ...das wird zu lang oder?
I Nee, is schon ok.
R: Aber du musst das nachher alles aufschreiben.
I: Kein Problem, ich hab Übung.
R: Okay, das musst du wissen. (lacht) Also ich hab n Job gesucht und dann hab ich das in der Bib bekommen. Die vom Rechenzentrum haben das vermittelt. Und ähm ... in der Bib stehen ja was weiß ich hundert Computer rum und die müssen eben gewartet werden oder gehen mal kaputt. Und ich war so der Erste Hilfe-Mann, ich bin dann hin, wenn einer den Geist aufgegeben hat und oft war nur irgendein Kabel locker oder abgeknickt ... also ich hab das so drei Monate gemacht und ähm, worum es eigentlich geht ... ich bin eben zu einem Computer und ähm...
I: Wann war das dann, also...
R: Das war im November 2006.
I: Und welche Uhrzeit?
R: So gegen sechs, zwischen sechs und sieben. Tag weiß ich auch noch: Freitag.
I: Okay du bist dann zu nem Computer ... wo stand der?
R: Du kennst doch diese Treppe, wie so ne Wendeltreppe, immer im Kreis rum. Und da, auf den Stockwerken, stehen mehrere Computer, also auch so um die Treppe rum.
I: Ach so, dann war das gar nicht auf S3, das war dann dort wo Philosophie und so was ist.
R: Genau, S3 ist in der Nähe, also wenn man diesen Flur durchgeht wo die Klos sind. Also gleiches Stockwerk, nur n Stück weiter und dann die Treppe hoch. Und ... wie gesagt, ich hab mich um die Computer gekümmert und an dem Abend kam eben von der Chefin: Geh mal da hin, da spinnt einer von den Computern. Und ich geh da hin und mach halt mal alle Computer an, so reihum. Und dann seh ich auch gleich, der eine geht an ... da kommt was auf n Schirm, und geht dann gleich wieder aus. Die anderen sind okay. Super ... Patient schon gefunden. Und jedenfalls, ich wackel erst mal n bisschen an den Kabeln
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