"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
jungen Mann. Er war cleverer, als er gedacht hatte, auch wenn er nur aufgrund seiner Beziehung zu ihm in die Mordkommission gekommen war und einem guten halben Dutzend hervorragender Polizisten vorgezogen wurde.
»Und wie sind Sie darauf g ekommen?«, fragte Lenz stattdessen.
»Holger Piccard hat Dreck auf dem Boden g efunden, von Sparers Schuhen kann der demnach nicht stammen. Das ist meine Spur. Ich habe heute Morgen schon gemerkt, dass dieser Sparer ein äußerst penibler Mensch war. Seine Jacken sind aufgehängt. Alles ist ordentlich.« Dernbach hatte begonnen, die Schubladen aufzuziehen, aber er fand keine nennenswerten Beweisstücke. Lenz untersuchte das kleine Schlafzimmer. Ein gestreifter Schlafanzug lag säuberlich zusammengelegt auf der bunten Tagesdecke, die sich glatt über dem Bett spannte.
»In seinem Geldbeutel sind 48 Euro und 21 Cent«, rief Dernbach aus dem Wohnzimmer.
»Hier ist auch nichts.« Lenz schloss resigniert die Schränke und zog die Gummihandschuhe aus.
Das Handy des Hauptkommissars klingelte. »Ja? Ulli? Danke. Herr Lenz? Rösler ist jetzt im Büro.«
»Dann sollten wir zu ihm fahren.«
***
»Nun meine Herren, ich bin bereits aufgeklärt, Sie haben seine Akten?«
»Ja«, bestätigte Dernbach.
»Wenn Sie gestatten, würde ich gerne Ihre Diens tausweise sehen.«
»Oh, natürlich.«
»Ah ja, Dieter Dernbach und Kevin Lenz, Vielen Dank.«
Sie nahmen ihre Ausweise aus der Faust des G eschäftsführers wieder in Empfang.
»Wenn ich weiterhelfen kann.«
»Es ist nur der Vollständigkeit halber«, sagte Dernbach. »Könnte er beruflich einen Grund gehabt haben, sich das Leben zu nehmen?«
»Nein, also nicht, dass ich wüsste.«
»Wurde er abgemahnt oder drohten Sie ihm?«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich frage nur.«
»Nein, sicher nicht.« Rösler schüttelte den Kopf.
»Er hatte also weder eine unglückliche Liebe, noch betrieblichen Stress?«, fragte Lenz. Dernbach beobachtete den Mann während der Befragung genauer. Der Chef passte nicht zu seiner Frau. Rösler war fettleibig und hatte eine Halbglatze, die unter dem Licht des großen Fensters glänzte. Er wirkte unsportlich, ganz im Gegensatz zu seiner Frau, auch wenn beide etwa im selben Alter waren. Sein Maßanzug saß jedenfalls perfekt, das Jackett spannte sich glatt über ihn und verbarg die sicherlich fleischigen Arme.
»Unglückliche Liebe? Wie meinen Sie das denn?« Er lehnte sich gefährlich weit im Lede rstuhl zurück, der laut knarrte und knackte, aber nicht nachgab. Dernbach wartete darauf, dass der Mann mit einem dumpfen Knall auf dem Boden landete und seine Sekretärin ihm beim Aufstehen behilflich sein musste.
»Es hätte mit Sicherheit einen Abschiedsbrief g egeben«, erklärte Lenz mit sachlichem Ton, ohne den Geschäftsführer aus den Augen zu lassen.
»Ah, ja, verstehe, Sie ... Sie haben also keinen solchen ... Brief ... gefunden?«
»Nein, sollte es einen geben?«
Clever! , dachte Dernbach und horchte auf. Da war Lenz offenbar auf eine Mine getreten.
»Wie? Keine Ahnung. Sie waren in seiner Wohnung.« Die Reaktion von Rösler war hektisch und u nbeherrscht, fand Dernbach.
»Können wir seinen Computer sehen?«, fragte er.
»Nun, äh, ich meine, das sind streng vertrauliche Daten. Die gesamte Buchhaltung, E-Mail-Verkehr und so weiter. Ich brauche da eine richterliche Anordnung.«
»Da haben Sie recht. Die werden wir einholen.« Dernbach griff nach seinem Handy und b esprach sich mit seiner Mitarbeiterin so laut, dass der Chef des Stahlhandelsunternehmens alles mitbekam. Demnach würde der Durchsuchungsbefehl nur noch eine Frage von Minuten sein. Rösler hatte seine Hände nicht unter Kontrolle, sie klopften unrhythmisch und nervös auf die Schreibtischplatte. Die Sekretärin servierte Kaffee, an dem sich die Polizisten bedienten.
»Dann warten wir auf die Anordnung zur Durc hsuchung.« Rösler stand auf. »Wenn ich Sie bitten dürfte, so lange im Konferenzzimmer Platz zu nehmen.« Dernbach zog die Augenbrauen hoch. Er hatte sich gerade ausgeschenkt und stellte die volle Tasse zurück auf den Tisch. »Wie Sie meinen«, sagte er.
»Ich sorge selbstverständlich für Nachschub!«, ve rsprach die Sekretärin.
»Den verbuchen wir bei uns als Schmierstoffe und Betriebsmittel.« Rösler lachte. »Ich hoffe, Sie ve rstehen den Begriff Schmierstoff nicht falsch, ich meinte ...«
»Kein Problem.« Dernbach sah Lenz an.
»Entschuldigen Sie, so sehr mir der Tod meines Mitarbeiters
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