"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
Wochen, um genau zu sein.«
»Da hatten Sie einen guten Riecher. In Zivil habe ich Sie nicht gleich erkannt. Also?« [1]
»Äh, was, bitte?«
»Selbstmord?«
Kevin Lenz sah sich um. Die kleine Wohnung war picobello aufgeräumt. Alles glänzte vor Sauberkeit, bis auf die dunkelbraunen Blutflecken und graue Hirnmasse, die die Wand sprenkelten.
»Die Wucht des Schusses hat ihn über die Stuh llehne gehoben.«
»Danke Holger.«
»Ah, Doktor Piccard, sehr erfreut.«
»Sieh da, der junge Wenz, guten Morgen.«
»Lenz, Herr Doktor, Kevin Lenz.«
»Ja, ja. Herr Fischer schwärmt von Ihnen.«
»Nun, der Polizeipräsident neigt, was das angeht, gerne zu Übertreibungen.«
»Sie sind sein Neffe, nicht wahr?«
»Nein, unsere Mütter sind befreundet.«
»Ah ja, das Saarland ist klein. Wo kommen Sie denn her? Sie sprechen ja gar keinen saa rländischen Dialekt?«
»Wenn isch will, konn isch dass ah!«
Der Gerichtsmediziner klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Gut. Aber Ihr Deutsch ist akzentfrei.«
»Ich habe in Hamburg studiert.«
»Also, wie es aussieht, hat sich Albert Sparer selbst in den Kopf geschossen.«
»Davon bin ich nicht überzeugt, entschuldigen Sie.« Lenz streckte den Rücken gerade durch.
»Wie?«
»Er ist der Cousin des Nac hbarn meines Vaters.«
Dernbach trat dazu: »Ja, ja, bei uns kennt jeder jeden. Aber das schützt ihn nicht vor Selbs tmord.«
»Wie dem auch sei, ich glaube nicht, dass er sich u mgebracht hat. Ich habe ihn gekannt«, erwiderte Lenz entschlossen. »Sagen Sie, kann man den nicht zudecken?«
»Ich bin fertig«, sagte der Mann mit der Kamera. Doktor Piccard en tfaltete betont langsam ein großes blaues Tuch über dem Kopf von Albert Sparer. »Daran gewöhnen Sie sich noch«, sagte der Arzt mit einem Grinsen im Gesicht. Dernbach zog Lenz von dem Stuhl weg und blickte aus dem Fenster: »Hatte er Verwandte?«
»Soweit ich weiß, nein.«
»Soweit Sie wissen!«, brummte Dernbach.
»Mein Vater hat nie etwas e rwähnt und Erwin auch nicht. Seine Mutter kam 2001 bei einem Autounfall ums Leben und sein Vater starb 1997 in Italien an einem Herzinfarkt. Er hatte keine Geschwister, und, soweit uns bekannt ist, auch keine Kinder. Nur Erwin.«
»Erwin?«
»Unser Nachbar.«
»Na, dann auf zu ihm, befragen Sie ihn.«
»Habe ich schon auf dem Hinweg erledigt.«
Dernbach hob die Augenbrauen.
»Also, die Väter von Albert und Erwin Sparer waren Brüder. Erwin ist der Nachbar meines Vaters. Er hat meinen Vater angerufen, weil sein Cousin gestern nicht wie vereinbart zum Essen gekommen sei und er auch nicht erreichbar wäre. Mein Vater wiederum hat mich informiert. Darum bin ich heute Morgen zuerst zu Erwin Sparer, dann hierher und gegen 10.30 Uhr habe ich Sie alarmiert.«
»Geniale Kurzfassung einer langen Ahnenreihe!«, sagte Doktor Piccard beiläufig.
»Beruf?« Dernbach betrachtete interessiert die Möbel, fasste sie aber nicht an.
»Er war Buchhalter bei Rösler und Söhne.«
»Ah, was tun die?«
»Stahlhandel.«
»Im Saarland? Sie machen Witze. Die Stahl-Ära ist lange vorbei.«
»Wie man es nimmt, wir sollten nachfragen.«
»Ja, gut. Und, was noch?«
»Er hat dort seit seiner Au sbildung gearbeitet, seit 35 Jahren.«
»Wann ist er geboren?«
»Erwin meint, 1955.«
»58 Jahre alt«, sagte Holger Piccard. »Das käme hin.«
»Drohte ihm eine Entlassung?«
»Und wenn, dann wäre er arbeit slos, in zwei Jahren in Frührente und mit ein paar Münzen weniger sicher auch zufrieden. Das kann es nicht gewesen sein.« Lenz verschränkte die Arme vor der Brust.
»Na gut, Herr Wenz, dann zeigen Sie mal, was Sie im Norden so g elernt haben. Was denken Sie? Wo fangen wir an?« Dernbach ließ ihn deutlich spüren, was er davon hielt, einen Grünschnabel an die Seite bekommen zu haben.
»Lenz, Herr Hauptkommissar.«
»Ob ich das noch lerne?« Dernbach grinste.
»Bei Rösler.«
»Wie?« Dernbach sah ihn verwirrt an.
»Seinem Chef. In Saarbrücken Bu rbach. Dort fangen wir an.«
***
»Albert Sparer?« Die Sekretärin sah ungläubig von ihrem Computerbildschirm auf die Ausweise.
»Wir würden gerne mit Ihrem Chef sprechen.« Der nbach steckte den Ausweis ein, Lenz hielt seinen noch eine Weile zwischen den Fingern eingeklemmt.
Die Frau rutschte unruhig auf dem Stuhl, schwitzte und rieb sich die Nase. »Herr Rösler ist nicht da.«
»Kann ich Ihnen helfen?« Eine elegante Frau Mitte dreißig kam auf die Polizisten zu. »Ich bin Céline Rösler«, hauchte sie und
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