"Saarland:Krimiland": Fünf Autoren, Fünf Fälle (German Edition)
nahegeht, die Firma muss weiterlaufen!«
»Natürlich.«
Im Besprechungszimmer besah sich Dernbach alte Fotos an den Wänden.
»Völklingen?«, fragte Lenz.
»Nein, das ist die alte Burbacher Hütte in Hochbetrieb. Das muss in den Siebzigern gewesen sein.«
Die Sekretärin brachte das Tablett mit dem Kaffee.
»Sagen Sie, Stahlhandel im Saarland, geht das noch?«, fragte Dernbach sie.
»Nun ja, die Saarstahl AG hat ihren Vertrieb au sgelagert, wie man so sagt.«
»Und Sie kaufen deren Produkte und handeln damit?«
»Wir sind Agenten.«
»Das bedeutet, wenn jemand Stahl will, kontaktiert er Sie, Sie ve rhandeln den Preis mit den Erzeugern und kassieren eine Provision?«
»Wenn es zum Abschluss kommt, ja.«
»Und Sparer? Hatte der was mit dem Verkauf zu tun?«
»Nein, der hat nur die Bücher g eführt.«
»Ah!«, sagte Lenz und sah aus dem großen Fenster. »War er gut?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, in seinem Job?« Dernbach nahm die Tasse von eben und schlürfte die heiße Brühe. Genauso gut wie heute Morgen , dachte er.
»Ich denke schon, er war über 30 Jahre im Betrieb, am längsten von uns allen.«
»Und der Chef?«
»Herr Rösler? Der ist erst seit zwei Jahren hier. Seit der Senio rchef an einem Herzinfarkt gestorben ist.«
»Ah! Und? Ist er ein guter Chef?«
»Nun, was erwarten Sie von mir als Antwort? Selbstverständlich! Er versteht sein Handwerk.«
In diesem Augenblick flog die Tür auf. Ein Mann in einem weißen Pulli und dunkler Anzugshose stürmte herein, er hatte keine Augen für die Polizisten. »Sabine. Ich muss mit dir redde.«
»Doch nicht jetzt, Karl.«
»Doch, das do geht zu weit, was denkt der sich?«
»Karl. Mir hann Besuch.«
»Guten Tag, die Herren. Wie um alles in der Welt ...« Karl zog die Frau nach draußen und hielt die Tür einen Spalt offen. Lenz war sofort an dem Schlitz und lauschte. »Wie will der do mit nem Schema mei Arbeit bewerte? Das iss unmöglich. Und mei Gehalt soll dran hänge.«
»Karl, das ist nitt der g eeignete Zeitpunkt.«
»Du bischt Betriebsrätin. Unternimm was.«
»Joh! Isch komm joh schon.« Sie riss die Tür auf. Lenz drehte sich reflexartig zu einem Bild und schien es zu betrachten. »Entschuldigung, Herr Kommissar. Also Karl, das kannst du so nitt mache.« Sie schloss die Tür und war verschwunden.
Dernbach sah Lenz an. »Wie bei uns: B ewertungen über Bewertungen. Oh, Sie haben diese Ablage aber schön angelegt. Zwei Pluspunkte. Wie böse, dieser Sittenstrolch läuft immer noch frei herum, minus drei. Und dieser Papierkorb ist sauber aufgeräumt. Einen Punkt. Was kommt dabei raus?«
»Null!«, sagte Lenz.
»Wie?«
»Bei der Rechnung kommt eine Null heraus.«
Dernbach lachte: »Ja, wahrscheinlich. Hm, die führen also ein Bewertungsschema ein und wollen die Löhne danach richten.«
»Wo hatte Sparer eigentlich sein Büro?« Lenz öffnete die Tür.
»Vorsicht, wir haben noch keinen Durchsuchungsbefehl.«
»Wir fragen ja nur. Wir e rmitteln.« Lenz ging zu einer Tür und las das Schild. Erst an der vierten Tür fanden sie: »Buchhaltung«. Er klopfte und trat ein.
»Guten Tag, Sie wünschen?« Eine junge Frau mit langen, schwarzen Haaren sah sie freun dlich an.
»Wir sind von der Polizei.« Der nbach hielt seinen Ausweis hoch. »Dernbach und Lenz.«
»Ah, wegen Albert, nicht wahr?«
»Ja. Genau.«
»Kommen Sie, setzen Sie sich.«
»War das hier sein Büro?«
»Nein, das ist nebenan.«
»Ich bin fertig!«, sagte ein Mann mit einem pickeligen Gesicht, der in dieser Sekunde aus dem Büro des Chefbuchhalters kam. Er schien der Pubertät gerade entronnen. »Der PC ist ...«
»Klaus!«, rief sie entsetzt, »Die Herren sind von der Polizei.«
»Ah. Also ich ... habe den PC ...«
»Sie haben ihn doch nicht g elöscht? Oder?« Dernbach war aufgesprungen.
»Nein, ich meine, ich ...«
»Gesichert, für den Fall, dass Sie ihn mitnehmen möchten«, sagte die Buchhalterin schnell.
»Warum sollten wir ihn mi tnehmen wollen?«, fragte Dernbach,
Lenz hakte nach: »Warum haben Sie das g emacht?«
»Nur zur Sicherheit. Wir müssen ja weiterarbeiten, Sie verstehen?«
»Ja, das hat heute schon mal jemand gesagt.« Dernbach betrat das Büro. Auf dem Bildschirm waren die Icons verschiedener Programme.
»Sagen Sie, Frau, äh ...«
»Schneider.«
»Frau Schneider, nach welchen Maßstäben wollte Herr Rösler denn die Leistung eines Buchhalters b eurteilen?«
»Nach dem Kenntnisstand. Albert sollte eine Zusat zqualifikation
Weitere Kostenlose Bücher