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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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auf
einen Felsvorsprung, stand einen Augenblick mit
gebreiteten Armen. Die noch über den Kamm in seinem
Rücken lugenden Sonnenstrahlen hüllten seine Gestalt,
insbesondere sein Haupt mit der dichten Haartracht, in eine
flirrende Aureole. Ein tausendstimmiger Jubel brach sich
am Fels.
Yoshua ließ die Arme sinken. Augenblicklich verebbte
der Lärm. Die meisten der Leute knieten, das Gesicht dem
Künder zugewandt, geblendet vom Licht.
„Ich habe eine Idee“, sagte AusGarmi drängend. Und
ohne AmUlzos Reaktion abzuwarten, nahm sie den Toner
auf, öffnete die Luke und ließ sich zu zwei Dritteln
hinausfließen. „Rück’ ein Stück an ihn ran!“ forderte sie.
AmUlzo, ihre Absicht erkennend, folgte.
„Judäer…“, rief Yoshua – und brach überrascht ab. Wie
eine Sturmbö brauste das Wort über die Köpfe hinweg die
Hänge hinab, reflektiert noch durch die Felswand und
gerichtet durch den flachen Boden des Gleiters, der
nunmehr in geringem Abstand direkt über dem Redner
stand. Der Ruf brach sich in gegenüberliegenden Bergen,
rollte gleichsam durch das Tal, hallte nach.
AusGarmi lachte und drehte dann doch die Lautstärke
etwas zurück.
Yoshua hatte sich schnell gefangen. Schließlich war er auf
allerlei Wunderbares in seinem Umfeld vorbereitet.
„Judäer“, wiederholte er. Und noch immer erreichte sein
Ruf in gewaltiger Stärke den Letzten unten am Fuß des
Berges.
„Sieh zu, dass du eine bequeme Lage findest“, spottete
AmUlzo. „Es wird eine Weile dauern. Zwischendurch den
Toner wegnehmen kannst du nun nicht mehr.“
„Keine Sorge“, antwortete AusGarmi lächelnd. „Es macht
doch Eindruck – oder?“ Offensichtlich war sie stolz auf
ihren Einfall.
„Höret das Wort des Herrn“, fuhr Yoshua eindringlich mit
klarer Stimme fort. „Wohlgefällig schaut er auf euch, da ihr
so zahlreich gekommen seid. Durch euch wird sein Wille
weitergetragen werden, auf dass der Letzte unter den
Menschen den Weg zur Erlösung, zu seinem Reich finde.“
Und er ermutigte die Menschen; sie seien das Salz und das
Licht der Erde und sollten Obacht geben, dass sie nicht
kraftlos würden. Er forderte zum Frieden auf; der da tötet,
den soll der Zorn des Herrn treffen und das Gericht über ihn
kommen. Er sagte aber auch: „Glückselig sind die
Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen!“
„Das“, kommentierte AmUlzo an dieser Stelle, „schafft
ihm erbitterte Feinde bei der Obrigkeit. Sie werden
keineswegs zulassen, dass sie ihre Pfründen verlieren. Und
hör dir an, wie die Menge diese Visionen bejubelt. Wenn
das erst einmal in Bewegung gerät… Ich hätte nie gedacht,
AusGarmi, dass sich die Kunde derartig verselbstständigen
könnte. Yoshua ist von seiner Mission überzeugt, besessen.
Wir sind nunmehr nur noch Staffage…“
„Na, na“, warf AusGarmi scherzhaft ein. Ernsthaft setzte
sie hinzu: „Wir haben wahrscheinlich ihren eigenen
allgemeinen Intelligenzquotienten unterschätzt. Ich denke
heute: Wir haben mit unserem Eingriff in seine Erbmasse
lediglich einen Impuls gegeben, der sein eigenes Potential
aktiviert hat. Du siehst ja, niemand hat ihm derart
umstürzlerische Gedanken eingegeben. Aber, etliche
werden nach wie vor Beweise seiner – exotischen Herkunft
fordern, Wunder also.“
„Er kann nicht überall gleichzeitig sein. Die Kunde von
den Wundern wird wie diese selbst wirken. Doch er bringt
sich mit seinen revolutionierenden Prophezeiungen in
höchste Gefahr!“
AusGarmi und AmUlzo lauschten dem Künder weiter
höchst aufmerksam, und AmUlzo hörte
– auch der
Lautstärke von Yoshuas Rede wegen – das Signal des
Rufers nicht sogleich. Erst als sich das
Alarmlicht
automatisch zuschaltete, wurde er aufmerksam. Nachdem er
VonEtali erblickt hatte, war ihm sogleich klar, dass etwas
Unvorhergesehenes, Schlimmes geschehen sein musste.
„Er ist tot“, sagte sie niedergeschlagen.
AmUlzo fragte nicht zurück; er wusste sofort, wer tot war.
Nach einer Weile fragte er: „Wie ist es geschehen?“
VonEtali verstand. Eigentlich wollte der Gefährte wissen,
warum die Tötung des Yoshisch nicht zu verhindern
gewesen war.
„Ich war in seiner unmittelbaren Nähe, konnte ihn stets
hinter den Gitterstäben beobachten. Es war, weil sich nichts
tat, nervend genug, von den äußeren Umständen in einem
solchen Gefängnis ganz zu schweigen. Nun, dann kam ein
einzelner Mann, trug eine Schale, und ich dachte nicht
anders, er bringe dem Gefangenen Nahrung, wie es täglich
zweimal geschah. Mir fiel nicht auf, dass es

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