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Saat des Himmels

Saat des Himmels

Titel: Saat des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mehrere Tage keinen Schwanz gefangen hatte.
Dieser, namens Patros, hat sich danach seinem Gefolge
anschließen dürfen. Blinde hat er sehend gemacht, eine
Frau vom Blutfluss geheilt und Aussätzige…“
„Hast du das alles gesehen und miterlebt?“, unterbrach
Ben Nusa unwirsch.
„Von den Fischen und Broten habe ich gegessen. Dass ein
Lahmer wieder gehen konnte, habe ich gesehen. Und mit
dem, der tot war, habe ich gesprochen. Viele andere waren
dabei, als er über das aufgewühlte Wasser des Sees lief.
Von dem Wein, den er aus Wasser machte, habe ich
getrunken. Er war genauso sauer wie jener, den mein
Onkel…“
„Wie macht er diese Wunder?“, unterbrach Keiphes, ohne
dass sich in seinem Gesicht ein einziger Muskel regte.
Der Mann blickte verunsichert. „Wie meinst du das,
Herr?“
„Helfen seine Begleiter oder – andere, vielleicht Geister
oder Dämonen…?“
„Dämonen… Nein, nein!“ Der Mann wehrte ängstlich ab.
„Mit den Speisen war es so, dass er aus einem Korb immer
wieder Brot und Fisch hervorholte, diese brach und
verteilte. Den Lahmen hat er in einer Hütte geheilt, sodass
man nicht sehen konnte, wie er es gemacht hat.“
„Aha!“, rief einer der Begleiter des Ben Nusa
wichtigtuerisch.
„Ich bin ihm also gefolgt – bis ans Meer. Und von Dorf zu
Dorf wurden es immer mehr Menschen, die ihn erwarteten,
zu ihm kamen, ihn zu sehen, zu berühren und vor allem
zuzuhören. Viele kommen und wollen Heilung. Aber nicht
alle genesen sofort. Die mahnt er, zu glauben, und es werde
sich durch die Gnade des Allmächtigen die Gesundung
einstellen, wenn sich die Betroffenen der Großmut als
würdig erweisen.“
„Schon gut!“ Keiphes winkte ab. Es schien, als seien seine
Gedanken anderwärts. „Gib ihm den Lohn“, wies er nach
einer Pause einen seiner Begleiter an.
Der Angesprochene warf dem devot verweilenden Spion
einen scheppernden Lederbeutel zu, den dieser geschickt
auffing. „Danke, Herr“, sagte er und ging rückwärts, sich
mehrmals verbeugend, der Tür zu.
„Du wirst diesen falschen Messias natürlich weiter
beobachten und mir berichten“, forderte Keiphes. „Halt,
warte!“, rief er dann, als jener bereits den Ausgang erreicht
hatte. „Versuche, wenn es dir schon nicht gelungen ist, in
seine Gefolgschaft aufgenommen zu werden, einen daraus
zu gewinnen, der bereit ist, dem Frieden in unserem Land
einen Dienst zu erweisen. Es wird sein Schade nicht sein.
Hier…“, er gab abermals seinem Begleiter einen Wink,
„eine kleine Anzahlung für denjenigen, der sich
bereitfindet, uns, wenn wir es wollen, den Aufenthaltsort
dieses Yoshua zu nennen.“
Ein zweiter, kleinerer Lederbeutel durchquerte den Raum.
„Ich gebe mir Mühe, Herr!“
„Das würde ich dir auch raten – du weißt…!“ Die letzten
beiden Worte drückten zweifelsfrei eine massive Drohung
aus.
Mit einer angedeuteten Handbewegung entließ der
Oberste Priester seinen unterwürfigen Handlanger.

6.
Sie waren in der Nähe der Gemeinde, in der Yoshua
sein letztes Meeting abgehalten und auch übernachtet
hatte, gelandet.
    AmUlzo sortierte Aufzeichnungen, und AusGarmi nahm
eine Routineverbindung zu VonEtali auf, die, um
Langeweile zu überbrücken, in der Stadt Bauwerke ansah,
deren Konstruktion erforschte und die Ergebnisse dem
allgemeinen Forschungsbericht, der eines Tages im Eis zu
deponieren sein würde, beifügte. Zum eigentlichen Auftrag
gab es nichts Neues zu berichten: Der Delinquent
schmachtete in seiner unwirtlichen Zelle, und VonEtali
bedauerte, nicht eingreifen zu sollen.
    Später – längst waren in den Hütten die Öllampen
gelöscht, und keiner von den Bewohnern ließ sich mehr im
Freien blicken – glitten AusGarmi und AmUlzo die Wege
zwischen den Behausungen entlang, sahen in diese hinein,
entdeckten Yoshua, der, offenen Auges an eine Wand
gelehnt, aufrecht inmitten seiner schlafenden Begleiter saß
und anscheinend meditierte.
    An dem kleinen Weiher am Rande der Oase ließen sich
die beiden Nachtwandler nieder.
Saftiges taunasses Gras spross. Ein paar aufgeschreckte
Frösche plumpsten ins Wasser und kräuselten die glitzerige
Mondlichtbahn.
Eine Weile ruhten AusGarmi und AmUlzo stumm.
„Ich kann nur immer wiederholen: Ein wundervoller
Planet. Und dabei haben wir bislang lediglich kleinste
Stücke von ihm gesehen“, sagte AmUlzo. „Ich brenne
darauf, ihn weiter zu bereisen. Alles möchte ich von ihm
erfahren.“
„Wenn wir ihn verlassen können.“
„Ja – das wird wahrscheinlich bald sein, oder

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