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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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Zelt und legten einen Haufen Kleider auf den Kassentisch. Iris suchte nach den handgeschriebenen Preiszetteln und begann zu addieren. Das war kein übles Geschäft - der Kerl musste richtig Geld haben. Nadja würde sich freuen.
    »Gehört die dir?«, fragte Bastian und berührte mit den Fingerspitzen die Harfe. Prompt kam Iris aus dem Konzept und verrechnete sich.
    »Wem denn sonst.« Es klang ärgerlich, sogar in ihren eigenen Ohren. Aber was war das auch für eine hirnverbrannte Frage? »Und wenn es dir nichts ausmacht, fass bitte mein Instrument nicht an.« Sie sah Bastians Hand zurückzucken und verlor ein weiteres Mal den Faden beim Addieren.
    »Sorry. Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass es großartig geklungen hat. Du bist echt begabt.«
    Worauf du deinen Arsch verwetten kannst. »Danke.«
    Er ließ immer noch nicht locker. »Das ist doch eine Harfe, oder? Weil sie so klein ist, meine ich.«
    Iris seufzte und legte den Stift weg. »Es ist eine Bardenharfe, eine größere eignet sich nicht so gut, wenn man viel herumreist. Sie ist handlich und es ist alles dran, was man braucht. Hast du sonst noch Fragen oder kann ich jetzt weitermachen?«
    Kaum war Iris mit dem Zusammenrechnen fertig, nahm Sandra den Beleg an sich und rechnete nach.
    Zahlt doch endlich und verzieht euch. Iris blickte sehnsüchtig auf ihre Harfe. Sie wollte nichts lieber tun als weiterspielen, aber ohne den beiden Turteltäubchen eine private Vorstellung zu geben. Zum Glück hatte Sandra ohnehin etwas anderes vor.
    »Wir sollten uns beeilen, sonst verpassen wir die Gaukler und das wäre richtig schade.«
    Iris war kurz versucht, das Wechselgeld extra langsam und umständlich herauszugeben, aber dann siegte ihr eigener Wunsch nach Ungestörtheit über das Bedürfnis, Sandra ein wenig zu piesacken. Obwohl …
    »Sind denn die Tänze schon vorbei?«, fragte sie Bastian, während sie Zehncentmünzen aus der Kasse klaubte. »Dann hast du sicher Lisbeth gesehen. Ist sie nicht großartig?«
    »Tänze? Nein, die müssen wir verpasst haben. Ich kenne Lisbeth noch gar nicht.«
    »Wirklich? Das verstehe ich nicht. Sandra, du hängst doch sonst ständig mit ihr zusammen.«
    »Ich hänge überhaupt nicht. Was ist jetzt, hast du das Wechselgeld beisammen? Wir wollten eigentlich nicht den ganzen Abend hier stehen.«
    »Bitte sehr.« Fünf Euro zwanzig wanderten in denkbar kleinen Münzen aus Iris' Hand in Bastians. Er verzog keine Miene, steckte alles in die Hosentasche und zwinkerte Sandra zu.
    »Also?«
    Sie strahlte, nahm seinen Arm und zog ihn fort, auf die Festwiese zu. Iris schnitt ihnen eine Grimasse, da drehte der Musterknabe sich noch mal um. »Danke und bis später!«, rief er. Dann verschwanden die beiden hinter einer der Buden.
    Iris hob die Harfe vom Tisch, überprüfte, ob sie noch gut gestimmt war, und begann, wieder zu spielen. Carolan's Dream lief durch ihre Finger in die Saiten - auch eine schöne Melodie, um zu tanzen. War das kleine Mädchen noch da?
    Sie sah hoch, erhaschte einen Schimmer von hellem Rot, eine rasche, huschende Bewegung, und erstarrte. Ihre Finger verkrampften sich, entlockten dem Instrument einen misstönenden Akkord.
    Er war hier. Er hatte sie beobachtet. War blitzschnell hinter dem Stand mit den Holzkreiseln verschwunden, als er ihren Blick bemerkt hatte.
    Iris duckte sich hinter den Verkaufstisch, packte mit bebenden Fingern ihre Harfe in die Tasche. Weg hier, sofort! Ihr Herz raste, sie atmete viel zu schnell, gleich würde ihr übel werden. Nein. Ganz ruhig. Nachdenken.
    Doch es ging nicht. Panik flatterte in ihr wie ein gefangener Vogel. Rennen war das Einzige, was helfen würde, rennen, so schnell sie konnte. In Bewegung bleiben. Iris sprang auf und lief los, an den wenigen verdutzten Zuhörern vorbei.
    Etwas packte sie am Arm. Sie schrie, wehrte sich, trat danach »Iris!«
    Die falsche Stimme. Der falsche Geruch. Sie hob ihren Blick. »Paul?«
    Er sah sie mit bestürzter Miene an. »Was ist denn passiert?«
    Sie würde ihm nicht vertrauen, obwohl es verlockend war. Sie würde niemandem vertrauen.
    »Nichts. Ich habe nur … nichts.«
    Pauls Sorgenfalten vertieften sich. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    Ein Gespenst wäre großartig. »Nein. Schau mal, da kommt Nadja. Ich muss ihr die Kasse übergeben, okay?«
    Er nickte. »Kommst du dann mit zum Feuer?«
    »Mal sehen.« Unwillkürlich glitt ihr Blick wieder zu den Schatten hinter der Bude. Alles in ihr schrie nach Flucht. Aber

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