Saeculum
Selbst wenn die Ärzte irgendwann glauben, dass er geheilt ist, kann das ein Irrtum sein.«
Natürlich wusste er das. Die Erinnerung an den Kerker war mit einem Mal wieder da. Die Erinnerung an eine Möglichkeit.
»Tut es dir leid?«, fragte er. Auf der Anrichte piepste die Mikrowelle drei Mal.
»Was denn?«
»Dass wir ihn nicht haben verbluten lassen.«
Iris drehte sich weg, nahm ein Küchenhandtuch und holte den heißen Teller mit der dampfenden Lasagne heraus. Sie trug ihn ins Wohnzimmer und setzte sich an den Tisch, immer noch wortlos.
»Nein«, sagte sie endlich. »Obwohl ich mir in den letzten Wochen manchmal nicht sicher war. Aber wenn man zwischen Leben und Tod wählen kann, sollte man sich im Zweifelsfall für das Leben entscheiden. Finde ich. Ende der Ansprache, guten Appetit.«
Sie teilte die Lasagne mit ihrer Gabel in kleine Stücke und pustete den aufsteigenden Dampf weg.
Nach dem Essen holte sie ihre Harfe aus dem Vorzimmer.
»Du willst jetzt noch üben?«, protestierte Bastian.
»Nein, keine Sorge. Setz dich hin und hör zu.«
Sie nahm das Instrument auf den Schoß, spielte ein paar Läufe, dann begann sie mit etwas Neuem. Einem Stück, das abwechselnd heiter und melancholisch, schnell und getragen war, das von Dur nach Moll und wieder zurück wechselte.
Als sie fertig war, sah sie Bastian erwartungsvoll an.
»Schön«, sagte er. »Wunderschön. Das hast du früher nie gespielt.«
Sie lächelte kryptisch. »Konnte ich auch nicht, ich habe es nämlich letztens erst geschrieben.«
Das überraschte ihn. »Wirklich? Du komponierst?«
»Wenn etwas mich sehr inspiriert - dann ja.«
Aha. Bastian hob erwartungsvoll die Augenbrauen, doch eine ausführlichere Erklärung bekam er nicht.
»Dann lass dich ruhig häufiger inspirieren«, sagte er schließlich. »Dein neues Stück könnte mein Lieblingslied werden.«
»Das will ich schwer hoffen. Immerhin ist es deins.«
»Meins?«
Sie stellte die Harfe weg, lächelte, ganz nah an seinem Gesicht. Streichelte sein Haar. Brachte ihren Mund bis an sein Ohr. » Planxty Bastian« , flüsterte sie.
Ich danke...
... einmal mehr Ruth Löbner, für die beste Schreibbegleitung, die man haben kann ...
... Oliver Plaschka, für eine sehr amüsante Einführung in die Welt des Live-Rollenspiels ...
... meiner Lektorin Ruth Nikolay, dank der das Lektorat von 500-Seiten-Wälzern mehr Vergnügen als Arbeit ist ...
... dem Loewe Verlag, bei dem ich mich sowohl schriftstellerisch als auch menschlich wunderbar aufgehoben fühle ...
... meiner Agentur, der AVA international - namentlich Roman Hocke und Dr. Uwe Neumahr, die aus dem Bummelzug meiner Autorenlaufbahn einen ICE gemacht haben ...
... und meiner Familie, die so beharrlich an mich glaubt.
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