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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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hach«, sagte Steinchen mit verträumter Stimme. »Neben Essen die schönste Sache im Leben. Ist übrigens jemand hungrig? Ich habe köstliche Würstchen und hervorragende Speckstreifen, so der Himmel will und sie nicht bereits verkohlt sind.« Er holte einen Spieß aus dem Feuer.
    Bastian, bei dem der würzige Duft von einer Sekunde auf die andere unerwartete Hungergefühle auslöste, griff freudig zu. Das Fleisch zischte noch vor Hitze; mit Bedauern stellte er den Holzteller beiseite und wartete voller Ungeduld darauf, dass die leichte Brise, die nun aufkam, es abkühlen würde.
    Doch dann lernte er Lisbeth kennen und das Essen erkaltete unberührt.

    Sie war schön, und zwar so sehr, dass man befürchtete, etwas zu verpassen, wenn man für einen Moment den Blick abwandte. Bastian ertappte sich dabei, wie er sie anstarrte und nach einem Makel suchte, verlor sich dann jedoch in den Linien und Schwüngen ihres Gesichts. Am beeindruckendsten waren ihre Augen. Bernsteinfarben und außerordentlich lang gezogen, wie die einer ägyptischen Königin, umgeben von dichten, geschwungenen Wimpern. Um ihren Hals trug sie ein rundes, gold glänzendes Medaillon, in das zwei verschlungene Drachen eingraviert waren. Immer wieder wanderte ihre Hand zu dem Schmuckstück und drehte es an der Kette hin und her, ihre andere Hand lag auf Georgs Knie, ihr Kopf an seiner Schulter. Sie hatte dem Feuer den Rücken zugewandt und lächelte, wenn Georg ihr übers Haar strich. Bastian fragte sich unwillkürlich, wie es wäre, an seiner Stelle zu sein. Ihr Mund - Er zuckte zusammen, als er eine Berührung im Nacken spürte. Sandras Hand. »Na? Hypnotisiert?«
    »Nein. Ach was. Nur nachdenklich und -«
    »Schon okay, das geht allen so. Irgendwann gewöhnst du dich daran.«
    Sie beugte sich zu ihrer Freundin. »Lisbeth? Das ist Bastian, ich hab dir von ihm erzählt, erinnerst du dich? Bastian, das ist Lisbeth.«
    Er wischte sich die Hände an seiner Hose ab. Auch von Nahem war an Lisbeth kein Fehler zu finden. Volle, geschwungene Lippen. Haar wie geschmolzene Bitterschokolade. Nur ihr Händedruck, kalt und weich, irritierte ihn.
    »Hallo, Bastian. Schön, dich kennenzulernen.«
    »Ja. Äh … danke.« In ihm tauchte das idiotische Bedürfnis auf, ihr etwas zu schenken, damit sie ihn mochte. Er kniff kurz die Augen zusammen.
    Sandra kicherte. »Jetzt hat es ihm die Sprache verschlagen. Wieder ein Opfer deiner Optik.«
    »Hör auf«, sagte Lisbeth leise.
    Georg zog sie näher an sich, wortlos. Verständlich, es musste hart sein, wenn die eigene Freundin ständig begafft wurde. Und dabei zu wissen, was jeder dachte: Warum der? Georg war nicht hässlich, nein, aber er war … unauffällig. Eines dieser Gesichter, das man sofort wieder vergaß.
    »Ich habe mir Gewandung gekauft«, sagte Bastian, um das Thema zu wechseln. »Sandra hat mir richtig Lust aufs Mittelalterspielen gemacht. Meint ihr, zwei Hemden und zwei Hosen sind genug für fünf Tage? Ich brauche Tipps, ich bin blutiger Anfänger.«
    »Du kommst wirklich mit?« Der Blick, mit dem Georg Bastian von oben bis unten taxierte, war nicht unbedingt schmeichelhaft. »Hat Sandra dir gesagt, dass diese Art von Con nichts für Neulinge ist?«
    »Ich mag Herausforderungen.«
    Lisbeth und Georg wechselten einen schwer zu deutenden Blick, aus dem vieles sprach, Begeisterung war nicht dabei.
    »Eigentlich nehmen wir nie Leute mit, die wir nicht gut kennen«, sagte Lisbeth.
    »Paul hat nichts dagegen, also wird es wohl okay sein«, erklärte Sandra.
    »Möglich«, erwiderte Georg. »Aber - hast du Bastian überhaupt beschrieben, wie es abläuft? Wie hart es werden kann?«
    »Ja, ja. Er weiß, dass es keine Federkernmatratzen gibt und keine weich gespülten Frotteehandtücher.«
    Lisbeth lachte kurz auf. »Er hat also keine Ahnung, worauf er sich einlässt.«
    Moment mal. Auch wenn Bastian noch nie zuvor mittelalterliches Camping praktiziert hatte, war er noch lange kein Weichei. »Nett, dass ihr euch Sorgen macht«, sagte er etwas patzig, »aber nicht nötig. Ich habe schon Rafting gemacht und gehe gelegentlich in die Berge - ich habe keine Probleme mit ein bisschen Natur und nass geworden bin ich auch schon mal.«
    Lisbeth holte tief Luft. »Du hast sicher recht«, sagte sie und stand abrupt auf. »Ich hoffe, Sandra hat dir auch gesagt, dass unsere Conventions nicht so richtig … legal sind. Bis bald, Bastian.«
    »Ja«, antwortete Bastian verdattert. Er sah ihr und Georg nach, wie sie

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