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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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vielleicht konnte Paul … Sie brauchte Gewissheit. »Paul, kannst du mir einen Gefallen tun?«
    »Gern. Welchen?«
    »Kannst du für mich einen Blick hinter den Stand mit den Kreiseln werfen? Ich glaube, dort steht jemand.«
    Er sah sie prüfend an und ließ ihren Arm los. »Sicher. Kein Problem.«
    Iris fühlte, wie ein Zittern in ihr hochstieg, und versuchte, es zu unterdrücken, was es aber nur noch schlimmer machte. Sie beobachtete Paul, wie er auf die Bude zuging und hinter ihr verschwand. Gleich würde er wieder auftauchen, gleich. Eigentlich jetzt. Iris hielt die Luft an, lauschte - doch da war nichts.
    »Paul?«, flüsterte sie. Wo blieb er nur?
    Da war er, kam auf Iris zu und hob die Schultern. »Da ist niemand. Und hinter der nächsten auch nicht.«
    »Wieso hast du so lange gebraucht?«
    »Ich habe gründlich gesucht, auch hinter dem Verkaufstresen. Wen glaubst du denn gesehen zu haben?«
    »Egal, nicht so wichtig. Und es war wirklich niemand dort?«
    »Ganz sicher nicht.«
    »Danke.«
    Sie übergab der leicht beschwipsten Nadja die Einnahmen des Abends und drückte ihre Harfentasche an sich. Paul war immer noch da, wirkte nach wie vor besorgt.
    »Lass uns zum Feuer gehen«, sagte Iris.

 
    S ie ist lästig, aber harmlos«, erklärte Sandra. Bastian saß mit ihr auf einer der niedrigen alten Mauern. Der nächtliche Markt lag vor ihnen, dunkel bis auf die Lagerfeuer, die vor den Zelten brannten, wie kleine Geschwister des großen Feuers in der Mitte der Wiese. Auch auf den Zinnen der Burg hatte man Fackeln entzündet, die tanzende Schatten über die Mauern schickten. »Ihr mögt euch nicht besonders«, konstatierte Bastian. Sandra vollführte einige unbestimmte Bewegungen mit den Händen und lachte. »Würde ich so nicht sagen. Ich habe keine Meinung zu Iris. Wäre auch schwierig, sie spricht nie über sich selbst. Ich weiß nicht einmal, wie alt sie ist, ich weiß nur, dass sie richtig bissig werden kann, wenn ihr etwas nicht passt.«
    »Jedenfalls spielt sie fantastisch Harfe. Geht sie auf eine Musikhochschule oder so?«
    »Wie gesagt, keine Ahnung.« Sie sprang von der Mauer, zog ihn mit sich und steuerte auf das große Feuer zu, um das Marktbesucher und Händler herumsaßen, Bierkrüge oder Trinkhörner in den Händen.
    Bastian blinzelte in die Flammen. Iris' Harfenmusik klang immer noch in ihm nach. Etwas an dem Mädchen beschäftigte ihn. Er schätzte, dass sie zwei, vielleicht drei Jahre jünger war als er selbst. Achtzehn ungefähr oder auch erst siebzehn. Sandra hatte recht, sie war schwer einzuordnen.
    Er beobachtete den Tanz der Flammen, ließ sich von ihrem Flackern hypnotisieren. Schon bald spannte die Haut in seinem Gesicht vor Hitze. Sandra war mit Steinchen in ein Gespräch über Giftpilze vertieft, während ein Stück weiter zwei als Knappen verkleidete Jungen sich unterhielten und mit jedem Wort lauter wurden.
    »… weil ich diesmal angeblich nicht ins Team passe. Es ist kein Platz mehr, sagen sie. Ein Witz, ehrlich. Paul und Carina können mir wirklich mal den Buckel runterrutschen. Ich war immerhin schon zweimal mit.«
    Der Name Paul ließ Bastian die Ohren spitzen.
    »Was heißt, du passt nicht ins Team?«
    »Woher soll ich das wissen? Sie wollen die Gruppe klein halten, angeblich. Ich glaube, die lügen. Ich habe gehört, sie nehmen einen gewissen Bastian mit - den kennt hier kein Mensch, aber für ihn ist Platz.« Kurze Pause. »Ich fühle mich einfach verarscht. Die können mich alle mal.«
    »Hast recht. Mir war Saeculum noch nie sympathisch. Lauter Spinner, wenn du mich fragst.«
    Die beiden standen auf und gingen davon. Bastian sah ihnen nach und fühlte sich seltsam schuldig. Warum hatte man ihn eingeladen teilzunehmen, wenn dafür erfahrene Spieler zu Hause bleiben mussten? Nur wegen Sandra? Er setzte sich näher zu ihr und legte einen Arm um sie.
    »Sag mal«, raunte er ihr ins Ohr, »bist du sicher, dass Paul und die anderen einverstanden sind, wenn ich zu eurer Convention mitkomme? Ich habe den Eindruck, dass die Plätze sehr knapp sind.«
    Sie rieb ihre Nase sanft an seiner und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich bin sicher. Paul hat dir heute ein wenig auf den Zahn gefühlt und ist begeistert von dir. Das hat er mir gesagt. Ich glaube, er ist froh, wenn jemand in der Gruppe unsere Kratzer versorgen kann.«
    Deswegen also die intensive Fragestunde. Na gut. Bastian schmiegte sich an Sandra und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren, saugte ihren Duft auf.
    »Liebe,

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