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Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
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hielt Bastian an sich, um Paul nicht einen Bierkrug um die Ohren zu schlagen. »Verschwinde.«
    »Nein. Nicht, bevor wir uns in Ruhe unterhalten haben.«
    »Ich muss arbeiten. Und ich will nicht mit dir reden.« Er drehte sich um und ging wieder die Tische abwischen, notierte eine neue Bestellung an Tisch sieben, füllte Gläser mit Wasser, Cola und Bier, bevor er in der Küche zwei Schinkenpizzas in Auftrag gab.
    Wenn er Paul lang genug ignorierte, würde er gehen. Und falls nicht - eine knappe Stunde noch, dann konnte Bastian selbst abhauen.
    Als er das nächste Mal zur Bar kam, hatte Paul etwas vor sich liegen, ein Blatt Papier in einer Klarsichthülle. Bastian warf nicht einmal einen Blick darauf. Er würde sich von Paul nicht mehr in die Falle locken lassen, nie wieder. Während er saubere Gläser zurück ins Regal räumte, hörte er, wie Paul Luft holte.
    »Es gibt Neues von Simon«, sagte er.
    Unwillkürlich wandte Bastian den Kopf.
    »Er ist in die Psychiatrie eingewiesen worden, schon vor drei Wochen. Wird wohl länger dort bleiben, er hat nämlich eine Krankenschwester angegriffen. Wir wollten es dir sagen, aber du bist nie ans Telefon gegangen.«
    Wir. Der Vater und sein neu gefundener Sohn. Bastian schüttelte grimmig den Kopf, doch er fühlte, wie Erleichterung ihn warm durchflutete. Simon war aus dem Verkehr gezogen.
    »Wie steht es um sein Bein?«, fragte er und biss sich auf die Unterlippe, kaum dass er den Satz zu Ende gesprochen hatte. Bravo, Paul. Geschafft. Da hast du dein Gespräch.
    »Viel besser. Unser Vater hat alles perfekt hingebogen, niemand weiß, wie Simon zu der Wunde gekommen ist. Wenn er etwas von einem Schwertkampf und einem geheimen Burgverlies erzählt, halten sie es für Symptome seiner Krankheit.«
    Bastian nickte seinen Gläsern zu. »Leute, die Vater in die Quere kommen, haben meist lange an den Folgen zu leiden«, murmelte er.
    Pauls Augen weiteten sich. »Hast du Mitleid mit Simon? Er ist wirklich psychisch gestört, mit etwas Glück kommt er als gesunder Mensch wieder aus der Klinik.«
    »Schon klar.« Bastian öffnete die Besteckschublade und sortierte die frisch gespülten Messer ein. »Eigentlich dachte ich dabei auch mehr an dich.«
    Das Geräusch, das Paul von sich gab, irgendwo zwischen Schnauben und Lachen, ließ ihn den Kopf heben.
    »Um mich muss sich niemand Sorgen machen«, sagte Paul.
    »Davon kann keine Rede sein, aber -«
    »Ich weiß genau, worauf ich mich eingelassen habe.« Mit den Fingerspitzen strich Paul über die Klarsichthülle, die auf dem Tresen lag. »Ich wundere mich, dass du gar nicht neugierig bist, wie die Dinge zwischen unserem Vater und mir weitergegangen sind.«
    Bastian ertappte sich dabei, wie er die Gläser, die er gerade eingeräumt hatte, wieder ausräumte. Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Neugier war die eine Sache. Nicht zu unterschätzen, zugegeben. Sie war ihm wochenlang auf Schritt und Tritt gefolgt wie ein großer, sabbernder Hund.
    Doch Abscheu war stärker. Allein der Gedanke, sich die Ausreden seines Vaters und Pauls Rechtfertigungen anhören zu müssen, hatte ihm Übelkeit verursacht. Aber jetzt saß Paul hier und es war wider Erwarten einigermaßen erträglich. Ich lasse mich zum zweiten Mal von ihm einlullen. Der Gedanke kam und verschwand wieder.
    »Er hat mir das Geld gegeben«, fuhr Paul unaufgefordert fort. »Alles. Nur in der Sache mit der Vaterschaftsanerkennung bleibt er stur.« Wieder strich Paul über das Papier in der Hülle. »Bis jetzt.«
    Der sabbernde Neugier-Hund in Bastian siegte. »Was hast du da?«
    Paul drehte das Blatt so, dass Bastian lesen konnte, was darauf stand. Abstammungsnachweis und darunter eine Tabelle, vierspaltig, mit Buchstabenkürzeln und einer Menge Zahlen. Genotypdateien.
    »Wie hast du ihn dazu gebracht, den Test zu machen?«
    Pauls Lächeln drückte tiefe Zufriedenheit aus. »Ich war mit ihm etwas trinken.«
    »Du hast ihn besoffen gemacht?«
    »Ich habe das Glas mitgehen lassen.«
    Bastian sank auf den Barhocker hinter dem Tresen. Clever, absolut clever. Ein bisschen Speichel genügte, vielleicht auch noch ein Haar, das er ihrem Vater von der Jacke gezupft hatte …
    Paul trank seinen letzten Schluck Orangensaft. »Natürlich könnte ich vor Gericht nichts damit anfangen.«
    Hinten, an Tisch zwei, winkte jemand mit einem Geldschein. Bastian hob die Hand in einer Komme-gleich-Geste.
    »Wozu dann der Aufwand?«, fragte er.
    »Für mich. Ehrlich gesagt, habe ich ziemlich hoch

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