Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Saeculum

Titel: Saeculum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poznanski Ursula
Vom Netzwerk:
sicher. Es würde mich nicht wundern, wenn dein Leben ab nun unter einem guten Stern stünde.«
    »Ach. So plötzlich?« Wäre eine nette Abwechslung.
    »Das kann schnell gehen. Wenn du dich nicht gegen das Schicksal sträubst, sondern im Gleichklang mit dem Universum und den guten Kräften schwingst.«
    Okay, der Boden der Tatsachen war für Doro schlicht unerreichbar.
    »Dann schwing mal schön und so«, sagte Iris, nickte Doro zum Abschied zu, hielt aber plötzlich in der Bewegung inne. Ein vertrauter Kopf war kurz aus der Menge aufgetaucht.
    Konnte natürlich auch ein Irrtum sein. Iris streckte sich und stellte sich auf die Zehenspitzen. Nein, es stimmte, da war sie wieder. Kein Zweifel. Offenbar hatten heute doch mehr Saeculum-Mitglieder den Weg zum Markt gefunden, als Iris gedacht hatte.
    Sie ließ Doro stehen und bahnte sich einen Weg durch die Menschentrauben, wobei die Harfentasche auf ihrem Rücken sich als höchst lästig erwies.
    Sieh mal an, kein Mieder, keinen Rock. Jeans und Langarmshirt. Iris grinste, als sie Sandra von hinten auf die Schulter tippte. Sandra fuhr herum, ein erwartungsvolles Strahlen im Gesicht, das sich bei Iris' Anblick unmittelbar verdüsterte.
    »Ach, Scheiße. Ausgerechnet du.«
    »Ich wusste, du würdest dich freuen«, sagte Iris grinsend. »Geht mir genauso. Was macht das Leben, wie läuft es mit dem Lügen, Betrügen und Erpressen? Immer noch ein florierendes Geschäft, stimmt's?«
    Sandra starrte sie mit unverhohlenem Widerwillen an, zwang dann aber mit sichtlicher Mühe ein Lächeln auf ihr Gesicht. »Ich habe ein echtes Problem«, raunte sie, so leise, dass Iris es in dem Trubel kaum hören konnte. »Es ist … ich habe gehofft, Paul hier zu treffen, ich dachte, er … also, er hat doch früher nie einen Mittelaltermarkt verpasst.« Sie sah zu Boden. Es musste ihr unglaublich schwerfallen, Iris so persönliche Dinge zu beichten.
    »Ich habe ihn nicht gesehen, und darüber bin ich wirklich sehr froh.«
    Sandra ignorierte die Spitze. »Das Dumme ist, ich kann ihn nicht erreichen, sein Handy ist ständig aus. Und er meldet sich nicht mehr bei mir.« Die Worte drängten hastig aus ihr heraus. »Ich mache mir Sorgen.«
    »Na ja. Er hat jetzt jede Menge Geld. Kann doch sein, dass er auf Hawaii ist und Hula tanzen lernt.«
    Sandra sah sie aus großen Augen an. »Dann hätte er mich auf jeden Fall mitgenommen. Wir sind doch -«, sie unterbrach sich und blickte zur Seite. Jede andere hätte Iris jetzt leidgetan.
    »Ich kann dir nicht weiterhelfen«, sagte sie. »Aber ich habe vorhin Lisbeth gesehen, am Stand mit den Ledersachen. Vielleicht versuchst du es bei ihr?« Der letzte Satz kam nicht ganz ohne Schärfe heraus. Sandra schien es nicht zu bemerken, sie wischte den Vorschlag mit einer abfälligen Geste beiseite.
    »Lisbeth habe ich längst gefragt, sie hat keine Ahnung. Übrigens hat sie sich von Georg getrennt, schon vor ein paar Wochen, wusstest du das?«
    »Nein.« Aber ich finde es richtig gut. »Und mit dir spricht sie noch? Nach allem, was war?«
    Wachsamkeit trat in Sandras Augen. »Wovon redest du?«
    Es war in der Harfentasche, immer noch. Mit einem warmen Gefühl der Genugtuung holte Iris das Medaillon hervor und ließ es vor Sandras Nase hin- und herschwingen.
    Sandra verbarg ihren Schreck gut. Sie blinzelte nur kurz, dann zog sie ein übertrieben verwirrtes Gesicht. »Wo hast du das denn her?«
    »Bastian hat es gefunden. War in dem Kerkerloch, in das er geworfen wurde. Du musst es wohl verloren haben.« Iris beugte sich vor. »Warum? Warum nimmst du einer chronisch Kranken ihre Medikamente weg?«
    Sandra stritt es nicht ab, antwortete aber auch nicht. Sie schüttelte den Kopf, als wäre die Anschuldigung völlig abwegig, betrachtete den Boden zu ihren Füßen, mied den Blick auf das Medaillon, das sanft zwischen ihnen pendelte und sich drehte; die eingravierten Drachen wirkten beinahe lebendig.
    »Ich weiß, dass du es warst«, sagte Iris leise. »Und ich kann dir gerne verraten, was dir durch den Kopf gegangen ist. Lisbeths gutes Aussehen nervt dich tierisch, oder? Wenn ihr beide zusammensteht, sehen alle nur sie an, niemand dich.«
    Sandras Augen verengten sich. Sie blickte zur Seite, als hätte sie dort, hinter der Bude mit den gebrannten Mandeln, etwas Hochinteressantes entdeckt. Doch so leicht würde Iris sie nicht davonkommen lassen.
    »Du kanntest Lisbeths Schwäche, als Einzige in der ganzen Gruppe. Du wusstest, dass es mit ihrer Schönheit ganz schnell

Weitere Kostenlose Bücher