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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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rufen wir von unsern Freunden
    Die klügsten auf, und machen ihnen kund,
    Was wir zu tun gedenken, und was leider
    Geschehn: so kann der schlangenart’ge Leumund,
    Des Zischeln von dem einen Pol zum andern,
    So sicher wie zum Ziele die Kanone,
    Den gift’gen Schuß trägt, unsern Namen noch
    Verfehlen, und die Luft unschädlich treffen.
    O komm hinweg mit mir! Entsetzen ist
    In meiner Seel’ und innerlicher Zwist.
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein andres Zimmer im Schlosse.
    Hamlet kommt.
    Hamlet
.
    – Sicher beigepackt. –
    Rosenkranz
und
Güldenstern
hinter der Szene.
    Hamlet! Prinz Hamlet!
    Hamlet
.
    Aber still – was für ein Lärm? Wer ruft den Hamlet?
    Oh, da kommen sie.
    Rosenkranz und Güldenstern kommen.
    Rosenkranz
.
    Was habt Ihr mit dem Leichnam, Prinz, gemacht?
    Hamlet
.
    Ihn mit dem Staub gepaart, dem er verwandt.
    Rosenkranz
.
    Sagt uns den Ort, daß wir ihn weg von da
    In die Kapelle tragen.
    Hamlet
.
    Glaubt es nicht!
    Rosenkranz
. Was nicht glauben?
    Hamlet
. Daß ich euer Geheimnis bewahren kann, und meines nicht. Überdies, sich von einem Schwamme fragen zu lassen! Was für eine Antwort soll der Sohn eines Königs darauf geben?
    Rosenkranz
. Nehmt Ihr mich für einen Schwamm, gnädiger Herr?
    Hamlet
. Ja, Herr, der des Königs Miene, seine Gunstbezeugungen und Befehle einsaugt. Aber solche Beamte tun dem Könige den besten Dienst am Ende. Er hält sie wie ein Affe den Bissen im Winkel seines Kinnbackens; zuerst in den Mund gesteckt, um zuletzt verschlungen zu werden. Wenn er braucht, was Ihr aufgesammelt habt, so darf er Euch nur drücken, so seid Ihr, Schwamm, wieder trocken.
    Rosenkranz
. Ich verstehe Euch nicht, gnädiger Herr.
    Hamlet
. Es ist mir lieb: eine lose Rede schläft in dummen Ohren.
    Rosenkranz
. Gnädiger Herr, Ihr müßt uns sagen, wo die Leiche ist, und mit uns zum Könige gehn.
    Hamlet
. Die Leiche ist beim König, aber der König ist nicht bei der Leiche. Der König ist ein Ding –
    Güldenstern
. Ein Ding, gnädiger Herr?
    Hamlet
. Das nichts ist: Bringt mich zu ihm! Versteck’ dich, Fuchs, und alle hinterdrein!
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Ein andres Zimmer im Schlosse.
    Der König tritt auf, mit Gefolge.
    König
.
    Ich lass’ ihn holen, und den Leichnam suchen.
    O wie gefährlich ist’s, daß dieser Mensch
    So frank umhergeht! Dennoch dürfen wir
    Nicht nach dem strengen Recht mit ihm verfahren:
    Er ist beliebt bei der verworrnen Menge,
    Die mit dem Aug’, nicht mit dem Urteil wählt,
    Und wo das ist, wägt man des Schuld’gen Plage,
    Doch nie die Schuld. Um alles auszugleichen,
    Muß diese schnelle Wegsendung ein Schritt
    Der Überlegung scheinen: wenn die Krankheit
    Verzweifelt ist, kann ein verzweifelt Mittel
    Nur helfen, oder keins.
    Rosenkranz kommt.
    Was ist geschehn?
    Rosenkranz
.
    Wo er die Leiche hingeschafft, mein Fürst,
    Vermögen wir von ihm nicht zu erfahren.
    König
.
    Wo ist er selber?
    Rosenkranz
.
    Draußen, gnäd’ger Herr;
    Bewacht, um Eu’r Belieben abzuwarten.
    König
.
    So bringt ihn vor uns!
    Rosenkranz
.
    He, Güldenstern! bringt den gnädigen Herrn herein!
    Hamlet und Güldenstern kommen.
    König
.
    Nun, Hamlet, wo ist Polonius?
    Hamlet
.
    Beim Nachtmahl.
    König
.
    Beim Nachtmahl?
    Hamlet
. Nicht wo er speist, sondern wo er gespeist wird. Eine gewisse Reichsversammlung von politischen Würmern hat sich eben an ihn gemacht. So ’n Wurm ist Euch der einzige Kaiser, was die Tafel betrifft. Wir mästen alle andere Kreaturen, um uns zu mästen; und uns selbst mästen wir für Maden. Der fette König und der magre Bettler sind nur verschiedne Gerichte; zwei Schüsseln, aber für eine Tafel: das ist das Ende vom Liede.
    König
. Ach Gott! ach Gott!
    Hamlet
. Jemand könnte mit dem Wurm fischen, der von einem König gegessen hat, und von dem Fisch essen, der den Wurm verzehrte.
    König
. Was meinst du damit?
    Hamlet
. Nichts als Euch zu zeigen, wie ein König seinen Weg durch die Gedärme eines Bettlers nehmen kann.
    König
. Wo ist Polonius?
    Hamlet
. Im Himmel. Schickt hin, um zuzusehn: Wenn Euer Bote ihn da nicht findet, so sucht ihn selbst an dem andern Orte! Aber wahrhaftig, wo Ihr ihn nicht binnen dieses Monats findet, so werdet Ihr ihn wittern, wann Ihr die Treppe zur Galerie hinaufgeht!
    König
zu einigen aus dem Gefolge. Geht, sucht ihn dort!
    Hamlet
. Er wird warten, bis ihr kommt.
    Einige aus dem Gefolge ab.
    König
.
    Hamlet, für deine eigne Sicherheit,
    Die uns so wert ist, wie uns innig kränkt,
    Was du begangen hast, muß

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