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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ins Bett: es gilt ein Fleckchen,
    Worauf die Zahl den Streit nicht führen kann;
    Nicht Gruft genug und Raum, um die Erschlagnen
    Nur zu verbergen. Oh, von Stund’ an trachtet
    Nach Blut, Gedanken, oder seid verachtet!
    Ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Helsingör. Ein Zimmer im Schlosse.
    Die Königin und Horatio treten auf.
    Königin
.
    – Ich will nicht mir ihr sprechen.
    Horatio
.
    Sie ist sehr dringend; wirklich, außer sich.
    Ihr Zustand ist erbarmenswert.
    Königin
.
    Was will sie?
    Horatio
.
    Sie spricht von ihrem Vater; sagt, sie höre,
    Die Welt sei schlimm, und ächzt und schlägt die Brust;
    Ein Strohhalm ärgert sie; sie spricht verworren
    Mit halbem Sinn nur: ihre Red’ ist nichts,
    Doch leitet ihre ungestalte Art
    Die Hörenden auf Schlüsse; man errät,
    Man stückt zusammen ihrer Worte Sinn,
    Die sie mit Nicken gibt, mit Winken, Mienen,
    So daß man wahrlich denken muß, man könnte
    Zwar nichts gewiß, jedoch viel Arges denken.
    Königin
.
    Man muß doch mit ihr sprechen: sie kann Argwohn
    In Unheil brütende Gemüter streun.
    Laßt sie nur vor!
    Horatio ab.
    Der kranken Seele, nach der Art der Sünden,
    Scheint jeder Tand ein Unglück zu verkünden.
    Von so betörter Furcht ist Schuld erfüllt,
    Daß, sich verbergend, sie sich selbst enthüllt.
    Horatio kommt mit Ophelia.
    Ophelia
.
    Wo ist die schöne Majestät von Dänmark?
    Königin
.
    Wie geht’s, Ophelia?
    Ophelia
singt.
    Wie erkenn’ ich dein Treu-lieb
    Vor den andern nun?
    An dem Muschelhut und Stab
    Und den Sandelschuh’n.
    Königin
.
    Ach, süßes Fräulein, wozu soll dies Lied?
    Ophelia
.
    Was beliebt? Nein, bitte, hört!
    Singt.
    Er ist lange tot und hin,
    Tot und hin, Fräulein!
    Ihm zu Häupten ein Rasen grün,
    Ihm zu Fuß ein Stein.
    Oh!
    Königin
.
    Aber sagt, Ophelia –
    Ophelia
.
    Bitt’ Euch, hört:
    Singt.
    Sein Leichenhemd weiß wie Schnee zu sehn –
    Der König tritt auf.
    Königin
. Ach, mein Gemahl, seht hier!
    Ophelia
singt.
    Geziert mit Blumensegen,
    Das unbetränt zum Grab mußt’ gehn
    Von Liebesregen.
    König
. Wie geht’s Euch, holdes Fräulein?
    Ophelia
. Gottes Lohn! recht gut! Sie sagen, die Eule war eines Bäckers Tochter. Ach, Herr! wir wissen wohl, was wir sind, aber nicht, was wir werden können. Gott segne Euch die Mahlzeit!
    König
. Anspielung auf ihren Vater.
    Ophelia
. Bitte, laßt uns darüber nicht sprechen; aber wenn sie Euch fragen, was es bedeutet, so sagt nur:
    Singt.
    Auf morgen ist Sankt Valentins Tag,
    Wohl an der Zeit noch früh,
    Und ich, ’ne Maid, am Fensterschlag
    Will sein Eu’r Valentin.
    Er war bereit, tät an sein Kleid,
    Tät auf die Kammertür,
    Ließ ein die Maid, die als ’ne Maid
    Ging nimmer mehr herfür.
    König
. Holde Ophelia!
    Ophelia
. Fürwahr, ohne Schwur, ich will ein Ende machen:
    Singt.
    Bei unsrer Frau und Sankt Kathrin!
    O pfui! was soll das sein?
    Ein junger Mann tut’s, wenn er kann,
    Beim Himmel, ’s ist nicht fein.
    Sie sprach: Eh’ Ihr gescherzt mit mir,
    Gelobt Ihr mich zu frein.
    Er antwortet:
    Ich bräch’s auch nicht, beim Sonnenlicht!
    Wärst du nicht kommen herein.
    König
. Wie lang’ ist sie schon so?
    Ophelia
. Ich hoffe, alles wird gut gehn. Wir müssen geduldig sein: aber ich kann nicht umhin zu weinen, wenn ich denke, daß sie ihn in den kalten Boden gelegt haben. Mein Bruder soll davon wissen, und so dank’ ich Euch für Euren guten Rat. Kommt, meine Kutsche! Gute Nacht, Damen! gute Nacht, süße Damen! gute Nacht! gute Nacht! Ab.
    König
.
    Folgt auf dem Fuß ihr doch: bewacht sie recht!
    Horatio ab.
    Oh, dies ist Gift des tiefen Grams: es quillt
    Aus ihres Vaters Tod. Und seht nun an,
    O Gertrud! Gertrud! wenn die Leiden kommen,
    So kommen sie wie einzle Späher nicht,
    Nein, in Geschwadern. Ihr Vater umgebracht;
    Fort Euer Sohn, er selbst der wüste Stifter
    Gerechten eignen Banns; das Volk verschlämmt,
    Schädlich und trüb im Wähnen und Vermuten
    Vom Tod des redlichen Polonius;
    Und töricht war’s von uns, so unterm Husch
    Ihn zu bestatten; dann dies arme Kind,
    Getrennt von sich und ihrem edlen Urteil,
    Ohn’ welches wir nur Bilder sind, nur Tiere.
    Zuletzt, was mehr als alles in sich schließt:
    Ihr Bruder ist von Frankreich insgeheim
    Zurückgekehrt, nährt sich mit seinem Staunen,
    Hält sich in Wolken, und ermangelt nicht
    Der Ohrenbläser, um ihn anzustecken
    Mit gift’gen Reden von des Vaters Tod;
    Wobei Verlegenheit, an Vorwand arm,
    Sich nicht entblöden wird, uns zu verklagen
    Von Ohr zu Ohr. O liebste Gertrud, dies
    Gibt

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