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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wie ein Traubenschuß an vielen Stellen
    Mir überflüss’gen Tod.
    Lärm hinter der Szene.
    Königin
.
    O weh! was für ein Lärm?
    Ein Edelmann kommt.
    König
.
    Herbei! Wo sind die Schweizer? Laßt die Tür bewachen!
    Was gibt es draußen?
    Edelmann
.
    Rettet Euch, mein Fürst:
    Der Ozean, entwachsend seinem Saum,
    Verschlingt die Nied’rung ungestümer nicht,
    Als an der Spitze eines Meuterhaufens
    Laertes Eure Diener übermannt.
    Der Pöbel nennt ihn Herrn, und gleich als finge
    Die Welt erst an, als wär’ das Altertum
    Vergessen, und Gewohnheit nicht bekannt,
    Die Stützen und Bekräft’ger jedes Worts,
    Schrein sie: »Erwählen wir! Laertes werde König!«
    Und Mützen, Hände, Zungen tragen’s jubelnd
    Bis an die Wolken: »König sei Laertes!
    Laertes König!«
    Königin
.
    Sie schlagen lustig an auf falscher Fährte.
    Verkehrt gespürt, ihr falschen Dänenhunde!
    Lärm hinter der Szene.
    König
.
    Die Türen sind gesprengt.
    Laertes kommt bewaffnet. Dänen hinter ihm.
    Laertes
.
    Wo ist denn dieser König? – Herrn, bleibt draußen!
    Dänen
.
    Nein, laßt uns mit herein!
    Laertes
.
    Ich bitt’, erlaubt mir!
    Dänen
.
    Gut, wie Ihr wollt.
    Sie ziehen sich hinter die Tür zurück.
    Laertes
.
    Dank euch! Besetzt die Tür! –
    Du schnöder König, gib mir meinen Vater!
    Königin
.
    Guter Laertes, ruhig!
    Laertes
.
    Der Tropfe Bluts, der ruhig ist, erklärt
    Für Bastard mich; schilt Hahnrei meinen Vater,
    Brandmarkt die Metze meiner treuen Mutter
    Hier zwischen ihre reinen keuschen Brau’n.
    König
.
    Was ist der Grund, Laertes, daß dein Aufstand
    So riesenmäßig aussieht? – Laßt ihn, Gertrud,
    Befürchtet nichts für unsere Person:
    Denn solche Göttlichkeit schirmt einen König:
    Verrat, der nur erblickt, was er gewollt,
    Steht ab von seinem Willen. – Sag, Laertes,
    Was bist du so entrüstet? – Gertrud, laßt ihn! –
    Sprich, junger Mann!
    Laertes
.
    Wo ist mein Vater?
    König
.
    Tot.
    Königin
.
    Doch nicht durch ihn.
    König
.
    Laßt ihn nur satt sich fragen!
    Laertes
.
    Wie kam er um? Ich lasse mich nicht äffen.
    Zur Hölle, Treu’! Zum ärgsten Teufel, Eide!
    Gewissen, Frömmigkeit, zum tiefsten Schlund!
    Ich trotze der Verdammnis; so weit kam’s:
    Ich schlage beide Welten in die Schanze,
    Mag kommen, was da kommt! Nur Rache will ich
    Vollauf für meinen Vater.
    König
.
    Wer wird Euch hindern?
    Laertes
.
    Mein Wille, nicht der ganzen Welt Gebot:
    Und meine Mittel will ich so verwalten,
    Daß wenig weit soll reichen.
    König
.
    Hört, Laertes,
    Wenn Ihr von Eures teuren Vaters Tod
    Das Sichre wissen wollt: ist’s Eurer Rache Schluß,
    Als Sieger in dem Spiel, so Freund als Feind,
    Gewinner und Verlierer fortzureißen?
    Laertes
.
    Nur seine Feinde.
    König
.
    Wollt Ihr sie denn kennen?
    Laertes
.
    Den Freunden will ich weit die Arme öffnen,
    Und wie der Lebensopf’rer Pelikan
    Mit meinem Blut sie tränken.
    König
.
    So! nun sprecht Ihr
    Als guter Sohn und echter Edelmann.
    Daß ich an Eures Vaters Tod schuldlos,
    Und am empfindlichsten dadurch gekränkt,
    Soll Eurem Urteil offen dar sich legen,
    Wie Tageslicht dem Aug’.
    Dänen
hinter der Szene.
    Laßt sie hinein!
    Laertes
.
    Was gibt’s? was für ein Lärm?
    Ophelia kommt, phantastisch mit Kräutern und Blumen geschmückt.
    O Hitze, trockne
    Mein Hirn auf! Tränen, siebenfach gesalzen,
    Brennt meiner Augen Kraft und Tugend aus! –
    Bei Gott! dein Wahnsinn soll bezahlt uns werden
    Nach dem Gewicht, bis unsre Waagschal’ sinkt.
    O Maienrose! süßes Kind! Ophelia!
    Geliebte Schwester! – Himmel, kann es sein,
    Daß eines jungen Mädchens Witz so sterblich
    Als eines alten Mannes Leben ist?
    Natur ist fein im Lieben: wo sie fein ist,
    Da sendet sie ein kostbar Pfand von sich
    Dem, was sie liebet, nach.
    Ophelia
singt.
    Sie trugen ihn auf der Bahre bloß,
    Leider! ach leider!
    Und manche Trän’ fiel in Grabes Schoß –
    Fahr’ wohl, meine Taube!
    Laertes
.
    Hätt’st du Vernunft, und mahntest uns zur Rache,
    Es könnte so nicht rühren.
    Ophelia
. Ihr müßt singen: »’nunter, hinunter! und ruft Ihr ihn ’nunter.« Oh, wie das Rad dazu klingt! Es ist der falsche Verwalter, der seines Herrn Tochter stahl.
    Laertes
. Dies Nichts ist mehr als Etwas.
    Ophelia
. Das ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken: ich bitte Euch, liebes Herz, gedenkt meiner! und da ist Rosmarin, das ist für die Treue.
    Laertes
. Ein Sinnspruch im Wahnsinn: Treue und Andenken bezeichnet.
    Ophelia
. Da ist Fenchel für Euch und Aglei – da ist

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