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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Weib.
    Lodovico, Desdemona und Gefolge treten auf.
    Lodovico
.
    Heil’, würd’ger General!
    Othello
.
    Willkommen, Herr!
    Lodovico
.
    Euch grüßt Venedigs Herzog und Senat.
    Er übergibt ihm einen Brief.
    Othello
.
    Ich küsse seines Willens Dokument.
    Desdemona
.
    Was bringt Ihr Neues, Vetter Lodovico?
    Jago
.
    Es freut mich höchlich, Euch zu sehn, Signor!
    Willkommen hier in Cypern!
    Lodovico
.
    Ich dank’ Euch. Was macht Leutnant Cassio, Herr?
    Jago
.
    Er lebt, Signor.
    Desdemona
.
    Mein Vetter, er ist schlimm mit meinem Gatten
    Zerfallen; doch Ihr werdet sie versöhnen.
    Othello
.
    Seid Ihr des so gewiß?
    Desdemona
.
    Wie, Herr?
    Othello
liest.
    »Dies zu vollbringen säumt nicht, wenn Ihr wollt –«
    Lodovico
.
    Er rief dich nicht; die Brief beschäft’get ihn.
    Ist eine Feindschaft zwischen deinem Herrn und Cassio?
    Desdemona
.
    Ja! recht betrübte. Ich gäbe viel darum,
    Sie auszusöhnen, denn ich liebe Cassio.
    Othello
.
    Feuer und Schwefel!
    Desdemona
.
    Herr!
    Othello
.
    Bist du bei Sinnen?
    Desdemona
.
    Wie? zürnst du?
    Lodovico
.
    ’s ist der Brief, der ihn bewegt;
    Denn, wie ich glaube, ruft man ihn zurück,
    Und Cassio wird statt seiner Gouverneur.
    Desdemona
.
    Fürwahr! Das freut mich.
    Othello
.
    In der Tat?
    Desdemona
.
    Wie, Herr?
    Othello
.
    Mich freut’s, dich toll zu sehn.
    Desdemona
.
    O mein Othello! –
    Othello
.
    Teufel!
    Schlägt sie.
    Desdemona
.
    Das hab’ ich nicht verdient.
    Lodovico
.
    Herr General,
    Das würde keiner in Venedig glauben,
    Und schwür’ ich auch, ich sah’s. Das geht zu weit.
    Bittet ihr’s ab, sie weint.
    Othello
.
    Oh, Teufel! könnte
    Die Erde sich von Weibertränen schwängern,
    Aus jedem Tropfen wüchs’ ein Krokodil; –
    Mir aus den Augen!
    Desdemona
.
    Ich geh’, Euch nicht zu ärgern.
    Will abgehn.
    Lodovico
.
    In Wahrheit, ein gehorsam Weib! –
    Ich bitt’ Euch, gnäd’ger Herr! ruft sie zurück!
    Othello
.
    Frau –
    Desdemona
.
    Mein Gemahl?
    Othello
.
    Was wollt Ihr mit ihr, Herr?
    Lodovico
.
    Wer? Ich, Herr?
    Othello
.
    Ihr wünschtet ja, daß sie umkehren möchte:
    Umkehren kann sie, und doch vorwärts gehn,
    Und wieder drehn: und weinen kann sie, weinen, –
    Und ist gehorsam, wie Ihr sagt – gehorsam,
    Ja, sehr gehorsam. Immer fort geweint! –
    Was dies betrifft, – o recht geschickt im Heucheln! –
    Ich bin zurückberufen. – Geh du fort:
    Ich schicke gleich nach dir. – Herr, dem Befehl gehorch’ ich
    Und kehre nach Venedig. – Fort! – hinaus! –
    Desdemona geht ab.
    Cassio bekommt mein Amt. Und, Herr, heut abend
    Ersuch’ ich Euch mit mir zu Nacht zu speisen.
    Willkommen hier in Cypern! – Ziegen und Affen! –
    Ab.
    Lodovico
.
    Ist dies der edle Mohr, den der Senat
    Sein eins und alles nennt? Der edle Geist,
    Dem Leidenschaft nicht regt? Des feste Tugend
    Kein Pfeil des Zufalls, kein Geschoß des Glücks
    Streift und durchbohrt? –
    Jago
.
    Er hat sich sehr geändert.
    Lodovico
.
    Ist er nicht wohl? Hat sein Verstand gelitten?
    Jago
.
    Er ist so, wie er ist: ich darf nicht schelten.
    Gott geb’, er wäre, was er könnte sein;
    Jetzt ist er’s nicht.
    Lodovico
.
    Was? seine Frau zu schlagen!
    Jago
.
    Gewiß, das war nicht fein; doch wünscht’ ich, wär’
    Der Schlag sein ärgstes Tun!
    Lodovico
.
    Ist er oft so?
    Sagt, oder hat der Brief sein Blut erhitzt,
    Daß er sich heut nur so verging?
    Jago
.
    Ach leider!
    Nicht wär’s gewissenhaft von mir, erzählt’ ich,
    Was ich erfuhr und sah. Habt acht auf ihn:
    Sein eigner Wandel wird ihn so bezeichnen,
    Daß Ihr mein Wort entbehren könnt. Bemerkt ihn
    Nur mehr, wenn Ihr mit ihm zusammen seid!
    Lodovico
.
    Es schmerzt mich, daß ich mich in ihm getäuscht.
    Sie gehn ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein andres Zimmer auf dem Schlosse.
    Othello und Emilia treten auf.
    Othello
.
    So habt Ihr nichts gesehn?
    Emilia
.
    Auch nie gehört, noch Argwohn je geschöpft.
    Othello
.
    Ja, du sahst Cassio und sie beisammen.
    Emilia
.
    Doch sah ich dann kein Unrecht, und dann hört’ ich
    Jedwede Silbe, die gewechselt ward.
    Othello
.
    Was? flüsterten sie nie?
    Emilia
.
    Nein, gnäd’ger Herr!
    Othello
.
    Und schickten nie dich fort?
    Emilia
.
    Niemals.
    Othello
.
    Um Fächer, Maske, Handschuh’ ihr zu holen?
    Emilia
.
    Nein, gnäd’ger Herr!
    Othello
.
    ’s ist seltsam.
    Emilia
.
    Ich wollt’ auf ihre Tugend meine Seele
    Zum Pfande setzen: wenn Ihr anders denkt,
    Gebt nicht dem Argwohn Raum, der Euch betört!
    Wenn dies ein Schelm Euch in den Kopf gesetzt,
    Dem lohn’s der

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