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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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eingestehn. – Ich zittre davor! – Natur würde sich nicht in so verfinsternde Qualen verhüllen, wäre es nicht Vorbedeutung. Nicht Wahnbilder, die mich so erschüttern! – Hu! Nasen, Ohren und Lippen: ist es möglich? Eingestehn, –Tuch, – o Teufel! –
    Er fällt in Ohnmacht.
    Jago
.
    Sei wirksam, Gift,
    Sei wirksam! Also fängt man gläub’ge Narren:
    Manch wackre, keusche Frau kommt grade so
    Ganz schuldlos ins Geschrei. – Auf, gnäd’ger Herr! –
    Othello! – Gnäd’ger Herr! – Was wollt Ihr, Cassio? –
    Cassio tritt auf.
    Cassio
.
    Was gibt’s?
    Jago
.
    Der Feldherr stürzte jetzt in Krämpfen hin;
    Dies ist seit gestern schon sein zweiter Anfall.
    Cassio
.
    So reib’ ihn um die Schläfe!
    Jago
.
    Nein, laß ab:
    Laß ihn in seiner Starrsucht ungestört;
    Sonst schäumt er vor dem Mund und rast alsbald
    In wilder Tobsucht. Sieh, er rührt sich wieder;
    Entferne dich auf einen Augenblick,
    Er wird sich schnell erholen; wenn er fort ist,
    Hätt’ ich mit dir ein wichtig Wort zu reden. –
    Cassio ab.
    Wie ist Euch? Habt Ihr nicht den Kopf verletzt?
    Othello
.
    Sprichst du mit mir Hohn? –
    Jago
.
    Euch höhnen? Nein, bei Gott!
    Ich wollt’, Ihr trügt Euer Schicksal wie ein Mann.
    Othello
.
    Gehörnter Mann ist nur ein Vieh, ein Untier.
    Jago
.
    So gibt es manches Vieh in großen Städten,
    Und manch vornehmes Untier.
    Othello
.
    Gestand er’s ein?
    Jago
.
    Mein Feldherr! Seid ein Mann!
    Denkt, jeder bärt’ge Mensch, ins Joch gespannt,
    Zieht neben Euch. Millionen leben rings,
    Die nächtlich ruhn auf preisgegebnem Lager,
    Das sie ihr eigen wähnen: Ihr steht besser.
    Oh, das ist Satansfest, Erzspaß der Hölle,
    Ein üppig Weib im sichern Eh’bett küssen,
    Und keusch sie glauben! Nein, Gewißheit will ich:
    Und hab’ ich die, weiß ich, sie ist verloren.
    Othello
.
    Du sprichst verständig! Ja, gewiß!
    Jago
.
    Geht auf die Seite, Herr:
    Begebt Euch in die Schranken der Geduld!
    Indes Ihr ganz von Eurem Gram vernichtet
    (Ein Ausbruch, wenig ziemend solchem Mann),
    Kam Cassio her; ich wußt’ ihn wegzuschaffen
    Und Euren Anfall triftig zu entschuld’gen;
    Dann lud ich ihn zurück auf ein Gespräch;
    Was er verhieß. Nun bergt Euch irgendwo,
    Und merkt den Hohn, den Spott, die Schadenfreude
    In jeder Miene seines Angesichts;
    Denn beichten soll er mir aufs neu’ den Hergang,
    Wo, wann, wie oft, wie lange schon und wie
    Er Euer Weib geherzt und herzen wird;
    Merkt, sag’ ich, sein Gebärdenspiel! O still doch! – Sonst denk’ ich, Ihr seid ganz und gar nur Wut
    Und nichts von einem Manne.
    Othello
.
    Hörst du’s, Jago?
    Ich will höchst schlau jetzt den Geduld’gen spielen,
    Doch, hörst du’s? dann den Blut’gen.
    Jago
.
    So ist’s recht –
    Jedes zu seiner Zeit. – Nun tretet seitwärts!
    Othello tritt beiseite.
    Jetzt will ich Cassio nach Bianca fragen,
    Ein gutes Ding, das, ihre Gunst verkaufend,
    Sich Brot und Kleider anschafft: dies Geschöpf
    Läuft Cassio nach; und ’s ist der Dirnen Fluch,
    Nachdem sie zehn getäuscht, täuscht einer sie:
    Er, wenn er von ihr hört, erwehrt sich kaum
    Laut aufzulachen. Sieh, da kommt er her: –
    Cassio tritt auf.
    Und wie er lächelt, soll Othello wüten;
    Und seine ungelehr’ge Eifersucht
    Wird Cassios Lächeln, Scherz und leichtes Wesen
    Ganz mißverstehn. – Nun, Leutenant, wie geht’s?
    Cassio
.
    So schlimmer, weil du mir den Titel gibst,
    Dessen Verlust mich tötet.
    Jago
.
    Halt’ Desde mona fest, so kann’s nicht fehlen.
    Beiseit.
    Ja, läge dies Gesuch in Biancas Macht,
    Wie schnell wärst du am Ziel!
    Cassio
.
    Das arme Ding! –
    Othello
beiseit.
    Seht nur, wie er schon lacht! –
    Jago
.
    Nie hab’ ich so verliebt ein Weib gesehn.
    Cassio
.
    Das gute Närrchen! Ja, sie liebt mich wirklich.
    Othello
beiseit.
    Jetzt leugnet er’s nur schwach und lacht’s hinweg!
    Jago
.
    Hör’ einmal, Cassio, –
    Othello
beiseit.
    Jetzt bestürmt er ihn,
    Es zu gestehn; nur fort; – recht gut, recht gut! –
    Jago
.
    Sie rühmt sich schon, du nimmst sie bald zur Frau;
    Ist das dein Ernst?
    Cassio
.
    Ha, ha, ha, ha!
    Othello
beiseit.
    Triumphierst du, Römer? triumphierst du?
    Cassio
. Ich sie zur Frau nehmen? – Was! Eine Buhlschwester? Ich bitt’ dich, habe doch etwas Mitleid mit meinem Witz; halt’ ihn doch nicht für so ganz ungesund! Ha, ha, ha! –
    Othello
beiseit. So, so, so; wer gewinnt, der lacht.
    Jago
. Wahrhaftig, die Rede geht, du würd’st sie heiraten.
    Cassio
. Nein, sag mir die Wahrheit!
    Jago
. Ich will

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