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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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eifersücht’ge Grille,
    Die Euch betrifft.
    Desdemona
.
    O liebe Zeit! – ich gab ihm niemals Anlaß.
    Emilia
.
    Das ist den Eifersücht’gen einerlei,
    Sie sind nicht stets aus Anlaß eifersüchtig,
    Sie eifern, weil sie eifern; ’s ist ein Scheusal,
    Erzeugt von selbst, geboren aus sich selbst.
    Desdemona
.
    Gott schütz’ Othello vor dem Scheusal!
    Emilia
.
    Amen!
    Desdemona
.
    Ich will ihn suchen; Cassio, bleibt hier nah;
    Ist er gestimmt, betreib’ ich Eure Bitte,
    Und will es bis zum Äußersten versuchen.
    Cassio
.
    Ich dank’ in Demut, gnäd’ge Frau!
    Desdemona und Emilia ab.
    Bianca tritt auf.
    Bianca
.
    Gott grüß’ dich, Cassio!
    Cassio
.
    Wie kommst du hierher?
    Was treibst du, meine allerschönste Bianca?
    Just wollt’ ich zu dir kommen, liebes Herz.
    Bianca
.
    Und ich war eben unterwegs zu dir.
    Was? Eine Woche konnt’st du außen bleiben?
    Sieben Tag’ und Nächte? – Achtmal zwanzig Stunden,
    Und acht noch? Und einsame Liebesstunden,
    Langweil’ger als der Zeiger, hundertmal?
    O läst’ge Rechnung!
    Cassio
.
    Zürne nicht, mein Kind:
    Mich drückte schwere Sorg’ in all den Tagen;
    Doch werd’ ich dir zu ungestörter Zeit
    Die lange Rechnung tilgen. – Liebste Bianca,
    Er gibt ihr Desdemonas Tuch.
    Zeichne dies Muster ab!
    Bianca
.
    Ei, woher kam dies?
    Das ist ein Pfand von einer neuen Freundin.
    Dein Wegsein schmerzte, doch der Grund noch mehr:
    Kam es so weit? Nun gut, schon gut! –
    Cassio
.
    Geh, Mädchen,
    Wirf den Verdacht dem Teufel ins Gesicht,
    Von dem er kam! Nun, bist du eifersüchtig,
    Dies sei von einer Liebsten mir geschenkt? –
    Nein, glaub’ mir’s Bianca! –
    Bianca
.
    Nun, woher kam’s?
    Cassio
.
    Ich weiß nicht, Kind, ich fand’s auf meinem Zimmer.
    Die Stickerei gefällt mir: eh’ man’s fordert
    (Was bald geschehn kann), wünscht’ ich’s nachgezeichnet:
    Da nimm’s und tu’s, und laß mich jetzt allein!
    Bianca
.
    Allein dich lassen? und warum?
    Cassio
.
    Ich muß hier warten auf den General;
    Und nicht empfehlend wär’ mir’s, noch erwünscht,
    Fänd’ er mich so begleitet.
    Bianca
.
    Und warum nicht?
    Cassio
.
    Nicht, daß ich dich nicht liebte.
    Bianca
.
    Nur, daß du mich nicht liebst.
    Ich bitt’ dich, bring’ mich etwas auf den Weg,
    Und sag mir, kommst du wohl heut abend zeitig?
    Cassio
.
    Ich kann ein kurzes Stück nur mit dir gehn,
    Weil ich hier warte: doch ich seh’ dich bald.
    Bianca
.
    Schon gut; man muß sich fügen in die Zeit.
    Sie gehn ab.
    ¶

VIERTER AUFZUG
Erste Szene
    Zimmer auf dem Schlosse.
    Othello und Jago.
    Jago
.
    Wie dünkt Euch das?
    Othello
.
    Was soll mich dünken?
    Jago
.
    Was,
    Sich heimlich küssen?
    Othello
.
    Ein verbotner Kuß! –
    Jago
.
    Oder nackt im Bett mit ihrem Freunde sein,
    Wohl stundenlang und mehr, in aller Unschuld? –
    Othello
.
    Im Bette, Jago, und in aller Unschuld? –
    Das hieße Heuchelei ja mit dem Teufel! –
    Wer keusch sein will und solches tut, des Tugend
    Versucht der Teufel, und er selbst den Himmel.
    Jago
.
    Wenn sie nichts taten, war der Fehl nicht groß;
    Doch, wenn ich meiner Frau ein Tuch verehrt –
    Othello
.
    Nun dann? –
    Jago
.
    Nun, dann gehört’s ihr, gnäd’ger Herr: und folglich
    Darf sie’s verschenken, mein’ ich, wenn sie will.
    Othello
.
    Sie ist Gebieterin auch ihrer Ehre;
    Darf sie die auch verschenken? –
    Jago
.
    Die Ehr’ ist nur ein unsichtbares Wesen,
    Und oft besitzt sie der, der sie nicht hat:
    Allein das Tuch –
    Othello
.
    Bei Gott! mit Freuden hätt’ ich das vergessen: –
    Du sagtest, – oh, es schwebt um mein Gedächtnis,
    So wie der Rab’ um ein verpestet Haus,
    Verderben dräu’nd, – er habe jenes Tuch.
    Jago
.
    Nun was denn?
    Othello
.
    Das ist doch nicht gut, gewiß! –
    Jago
.
    Sagt’ ich noch gar, ich sah ihn Euch beschimpfen,
    Oder hört’ ihn sagen, – wie’s denn Schurken gibt,
    Die, wenn sie durch ihr ungestümes Werben,
    Oder durch frei Vergaffen eines Weibes
    Sie zwangen oder kirrten, nimmer ruhn,
    Bis sie geschwatzt, –
    Othello
.
    Hat er so was gesagt?
    Jago
.
    Das hat er, gnäd’ger Herr! Doch seid versichert,
    Nicht mehr, als er abschwören wird.
    Othello
.
    Was sagt’ er?
    Jago
.
    Daß er bei ihr, – ich weiß nicht, wie er sagte, –
    Othello
.
    Was? Was? –
    Jago
.
    Gelegen –
    Othello
.
    Bei ihr?
    Jago
.
    Bei ihr, auf ihr, wie Ihr wollt.
    Othello
. Bei ihr gelegen! auf ihr! Das Tuch – diese Geständnisse – das Tuch! – Eingestehn, und dann für die Mühe gehängt werden; zuerst gehängt, dann

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