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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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lebe.
    Othello
.
    Sonst tät’ es mir auch leid. Du sollst noch leben;
    Denn wie ich fühl’, ist Tod Glückseligkeit.
    Lodovico
.
    O du, Othello! sonst so groß und gut,
    Umgarnt von Schlingen eines Bösewichts!
    Was soll man von dir sagen?
    Othello
.
    Was man will:
    Daß ich ein ehrenvoller Mörder sei;
    Denn nichts tat ich aus Haß, für Ehre alles.
    Lodovico
.
    Halb hat der Sklav’ sein Bubenstück bekannt.
    Habt Ihr mit ihm in Cassios Tod gewilligt?
    Othello
.
    Ja.
    Cassio
.
    Teurer Herr, ich gab Euch niemals Grund.
    Othello
.
    Ich glaub’ es, und ich bitt’ um dein Verzeihn.
    Wollt Ihr von diesem Teufel wohl erfragen,
    Warum er Seel’ und Leib mir so verstrickt? –
    Jago
.
    Fragt mich um nichts mehr: was ihr wißt, daß wißt ihr.
    Von dieser Stund’ an rede ich kein Wort.
    Lodovico
.
    Was? Nicht zum Beten?
    Gratiano
.
    Folter wird dich’s lehren.
    Othello
.
    Gut, du tust so am besten.
    Lodovico
.
    Ihr sollt erfahren, Herr, was sich begab:
    Noch, glaub’ ich, wißt Ihr’s nicht: Hier ist ein Brief,
    Der sich in Roderigos Tasche fand,
    Und hier ein zweiter. Jener dort enthält,
    Wie Roderigo aufgefordert ward
    Zu Cassios Tod.
    Othello
.
    Nichtswürdiger!
    Cassio
.
    Höchst heidnisch, höchst verrucht!
    Lodovico
.
    Ein andrer Brief, verstimmt und voller Zweifel,
    Gefunden auch bei ihm; und diesen, scheint’s,
    Wollt’ Roderigo an den Schurken senden,
    Doch kam indes wohl Jago selbst zu ihm,
    Ihn zu beruhigen.
    Othello
.
    Meuchlerischer Hund! –
    Wie kamst du, Cassio, denn zu jenem Tuch
    Von meiner Frau? –
    Cassio
.
    Ich fand’s auf meinem Zimmer;
    Und er gestand in diesem Augenblick,
    Daß er’s dort fallen ließ aus eigner Absicht,
    Zu schlechtem Zweck.
    Othello
.
    O Tor! O blöder Tor!
    Cassio
.
    Dann ferner steht in Roderigos Brief
    Der Vorwurf, wie ihn Jago aufgehetzt,
    Mir auf der Wacht zu trotzen, was bewirkte,
    Daß ich entsetzt ward, und noch sagt’ er eben
    (Erwacht vom Scheintod), daß ihn Jago reizte,
    Mich anzufallen, und ihn dann erstach.
    Lodovico
.
    Ihr müßt jetzt mit uns dieses Haus verlassen:
    Gewalt und Vollmacht sind Euch abgenommen;
    Cassio befiehlt in Cypern. Dieser Bube –
    Gibt’s irgendeine recht geschärfte Marter,
    Die lang ihn hinhält und erfind’risch quält,
    Die sei für ihn. Ihr bleibt in strenger Haft,
    Bis über Eure Tat berichtet ward
    Dem Staat Venedigs. Geht und führt ihn weg!
    Othello
.
    Gemach! – Nur noch zwei Worte, eh’ Ihr geht!
    Ich tat Venedig manchen Dienst, man weiß es:
    Nichts mehr davon! – In Euren Briefen, bitt’ ich,
    Wenn Ihr von diesem Unheil Kunde gebt,
    Sprecht von mir, wie ich bin – verkleinert nichts,
    Noch setzt in Bosheit zu: Dann müßt Ihr melden
    Von einem, der nicht klug, doch zu sehr liebte;
    Nicht leicht argwöhnte, doch, einmal erregt,
    Unendlich raste: von einem, dessen Hand,
    Dem niedern Juden gleich, die Perle wegwarf,
    Mehr wert als all sein Volk; des überwundnes Auge,
    Sonst nicht gewöhnt zu schmelzen, sich ergeußt
    In Tränen, wie Arabiens Bäume taun
    Von heilungskräft’gem Balsam – schreibt das alles;
    Und fügt hinzu: daß in Aleppo, wo
    Ein gift’ger Türk’ in hohem Turban einst
    ’nen Venetianer schlug und schalt den Staat, –
    Ich den beschnittnen Hund am Hals ergriff
    Und traf ihn – so!
    Er ersticht sich.
    Lodovico
.
    O blut’ges Ende!
    Gratiano
.
    Umsonst nun unser Wort.
    Othello
.
    Ich küßte dich,
    Eh’ ich dir Tod gab – nun sei dies der Schluß:
    Mich selber tötend sterb’ ich so im Kuß.
    Cassio
.
    Dies fürchtet’ ich – doch glaubt’ ihn ohne Waffen –:
    Denn er war hochgesinnt.
    Lodovico
.
    Spartan’scher Hund,
    Verderblicher als Hunger, Pest und Meer!
    Schau dort die trag’sche Bürde dieses Betts:
    Das ist dein Werk. Das Aug’ erliegt dem Anblick;
    Verhüllt ihn! Ihr, Gratiano, bleibt im Schloß,
    Und nehmt des Mohren Güter in Beschlag,
    Denn Ihr beerbt Ihn.
    Zu Cassio.
    Euch, Herr Gouverneur,
    Liegt ob das Urteil dieses höll’schen Buben;
    Die Zeit, der Ort, die Marter – schärft, o schärft sie ihm! –
    Ich will sogleich an Bord, und dem Senat
    Mit schwerem Herzen künden schwere Tat.
    Alle gehn ab.
    ¶

Personen
    Marcus
Antonius
, Octavius
Cäsar
und M. Ämilius
Lepidus
, Triumvirn
    Sextus
Pompejus
,
    Domitius
Enobarbus
,
Ventidius
,
Eros
,
Scarus
,
Dercetas
,
Demetrius
, und
Philo
, Freunde des Antonius
    Mäcenas
,
Agrippa
,
Dolabella
,
Proculejus
,
Thyräus
und
Gallus
, Freunde des Cäsar
    Menas
,
Menecrates
und
Varrius
, Freunde des Pompejus
    Taurus
,

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