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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Oberbefehlshaber unter Cäsar
    Canidius
, Oberbefehlshaber unter Antonius
    Silius
, ein Offizier in der Armee des Ventidius
    Euphronius
, ein Gesandter des Antonius an Cäsar
    Alexas
,
Mardian
,
Seleucus
und
Diomedes
, im Dienste der Cleopatra
    Ein
Wahrsager
    Ein
Bauer
    Cleopatra
, Königin von Ägypten
    Octavia
, Cäsars Schwester, Gemahlin des Antonius
    Charmion
und
Iras
, im Dienste der Cleopatra
    Hauptleute, Soldaten, Boten und Gefolge

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    Alexandria. Ein Zimmer in Cleopatras Palast.
    Demetrius und Philo treten auf.
    Philo
.
    Nein, dieser Liebeswahnsinn unsres Feldherrn
    Steigt übers Maß. Die tapfern, edlen Augen,
    Die über Kriegsreih’n und Legionen glühten,
    So wie der erzne Mars, sie heften sich
    Und wenden ihrer Blicke Dienst und Andacht
    Auf eine braune Stirn: sein Heldenherz,
    Das im Gewühl der Schlachten sonst gesprengt
    Die Spangen seiner Brust, fällt ab zur Schmach,
    Und ist zum Fächer worden und zum Blas’balg,
    Die lüsterne Zigeun’rin abzukühlen.
    Seht da, sie kommen!
    Trompetenstoß. Antonius und Cleopatra mit ihrem Gefolge und Verschnittnen, die ihr Luft zufächeln, treten auf.
    Bemerkt ihn recht, so seht Ihr dann in ihm
    Des Weltalls dritte Säule umgewandelt
    Zum Narren einer Buhlerin: schaut hin und seht! –
    Cleopatra
.
    Ist’s wirklich Liebe, sag mir denn, wie viel?
    Antonius
.
    Armsel’ge Liebe, die sich zählen ließe! –
    Cleopatra
.
    Ich will den Grenzstein setzen deiner Liebe!
    Antonius
.
    So mußt du neue Erd’ und Himmel schaffen.
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Zeitung aus Rom, Herr!
    Antonius
.
    O Verdruß! Mach’s kurz!
    Cleopatra
.
    Nein, höre sie, Antonius:
    Fulvia vielleicht ist zornig? Oder hat –
    – Wer weiß es? – der dünnbärt’ge Cäsar
    Sein Machtgebot gesandt: »Tu’ dies und das!
    Dies Reich erobre! Jenes mache frei!
    Tu’s gleich, sonst zürnen wir!«
    Antonius
.
    Wie nun! Geliebte!
    Cleopatra
.
    Vielleicht – nein doch, gewiß
    Darfst du nicht länger bleiben: Cäsar weigert
    Dir fernern Urlaub! Drum, Antonius, hör’ ihn! –
    Wo ist Fulvias Aufruf? Cäsars meint’ ich – beider?
    – Die Boten ruft! – So wahr ich Königin,
    Antonius, du erröt’st: dies Blut erkennt
    Cäsarn als Herrn; wo nicht, zahlt Scham die Wange,
    Wenn Fulvias Kreischen zankt. – Die Abgesandten! –
    Antonius
.
    Schmilz in die Tiber, Rom! Der weite Bogen
    Des festen Reichs, zerbrich! Hier ist die Welt,
    Thronen sind Staub: – die kot’ge Erde nährt
    Wie Mensch, so Tier: der Adel nur des Lebens
    Ist, so zu tun, wenn solch ein liebend Paar –
    umarmt sie
    Und solch Zwillingsgestirn es darf: worin
    (Bei schwerer Ahndung wisse das die Welt!)
    Wir unerreichbar sind.
    Cleopatra
.
    Erhabne Lüge!
    Wie ward Fulvia sein Weib, liebt’ er sie nicht? –
    So will ich Törin scheinen und nicht sein; –
    Anton bleibt stets er selbst.
    Antonius
.
    Nur nicht, reizt ihn Cleopatra. Wohlan,
    Zu Liebe unsrer Lieb’ und süßen Stunden,
    Nicht sei durch herb Gespräch die Zeit verschwendet:
    Kein Punkt in unserm Leben, den nicht dehne
    Noch neue Lust. Welch Zeitvertreib zu Nacht? –
    Cleopatra
.
    Hör’ die Gesandten!
    Antonius
.
    Pfui, zanksücht’ge Königin!
    Der alles zierlich steht, Schelten und Lachen,
    Und Weinen; jede Unart kämpft in dir,
    Daß sie zur Schönheit und Bewund’rung wird. –
    Kein Bote! Einzig dein, und ganz allein! –
    Zu Nacht durchwandern wir die Stadt und merken
    Des Volkes Launen. Komm, o Königin,
    Noch gestern wünschtest du’s. – Sprecht nicht zu uns!
    Antonius mit Cleopatra und Gefolge ab.
    Demetrius
.
    Wie! schätzt Antonius Cäsarn so gering?
    Philo
.
    Zuzeiten, wenn er nicht Antonius ist,
    Entzieht sich ihm die große, würd’ge Haltung,
    Die stets ihn sollte schmücken.
    Demetrius
.
    Mich bekümmert’s,
    Daß er bekräftigt den gemeinen Lügner,
    Der so von ihm in Rom erzählt. Doch hoff’ ich
    Morgen auf ein verständ’ger Tun. – Schlaft wohl! –
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Daselbst. Ein andres Zimmer.
    Es treten auf Charmion, Iras, Alexas und ein Wahrsager.
    Charmion
. Herzens Alexas, süßer Alexas, ausbündigster Alexas, du allersublimiertester Alexas, wo ist der Wahrsager, den du der Königin so gerühmt? O kennte ich doch diesen Ehemann, der, wie du sagst, seine Hörner für Kränze ansieht! –
    Alexas
. Wahrsager! –
    Wahrsager
. Was wollt Ihr? –
    Charmion
. Ist dies der Mann? Seid Ihr’s, der alles weiß?
    Wahrsager
.
    In der Natur unendlichem Geheimnis
    Les’ ich ein

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