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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Sextus Pompejus
    Hat Cäsarn Trotz geboten, und beherrscht
    Das weite Meer: das wankelmüt’ge Volk
    (Des Gunst nie fest dem Wohlverdienten bleibt,
    Bis sein Verdienst vorüber) wirft nun schon,
    Was je Pompejus nur, der Große, tat,
    Auf seinen Sohn, der hoch in Macht und Namen,
    Und höher noch durch Mut und Kraft ersteht,
    Als Held des Heeres. Sein Ansehn, wächst es ferner,
    Bedroht den Bau der Welt. – Viel brütet jetzt,
    Das gleich dem Roßhaar nur erst Leben hat,
    Noch nicht der Schlange Gift. – Geh und verkünde
    Des Heers Hauptleuten, unser Wille fordre
    Schleunigen Aufbruch aller!
    Enobarbus
.
    Ich besorg’ es.
    Beide ab.
    ¶

Dritte Szene
    Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Alexas.
    Cleopatra
.
    Wo ist er?
    Charmion
.
    Ich sah ihn nicht seitdem.
    Cleopatra
.
    Sieh, wo er ist, wer mit ihm, was er tut
    (Ich schickte dich nicht ab): find’st du ihn traurig,
    Sag ihm, ich tanze; ist er munter, meld’ ihm,
    Ich wurde plötzlich krank. Schnell bring’ mir Antwort!
    Alexas ab.
    Charmion
.
    Fürstin, mir scheint, wenn Ihr ihn wirklich liebt,
    Ihr wählt die rechte Art nicht, ihn zur Liebe
    Zu zwingen.
    Cleopatra
.
    Und was sollt’ ich tun und lass’ es?
    Charmion
.
    Gebt immer nach, laßt Euch von ihm nur führen!
    Cleopatra
.
    Törichter Rat! Der Weg, ihn zu verlieren! –
    Charmion
.
    Versucht ihn nicht zu sehr; ich bitt’, erwägt:
    Wir hassen bald, was oft uns Furcht erregt.
    Antonius kommt.
    Doch seht, er kommt.
    Cleopatra
.
    Ich bin verstimmt und krank.
    Antonius
.
    Es quält mich, meinen Vorsatz ihr zu sagen.
    Cleopatra
.
    Hilf, liebe Charmion, hilf, ich sinke hin:
    So kann’s nicht dauern, meines Körpers Bau
    Wird unterliegen.
    Antonius
.
    Teure Königin ...
    Cleopatra
.
    Ich bitt’ dich, steh mir nicht so nah! –
    Antonius
.
    Was gibt’s?
    Cleopatra
.
    Ich seh’ in diesem Blick die gute Zeitung!
    Was sagt die Eh’gemahlin? Geh nur, geh!
    Hätte sie dir’s doch nie erlaubt, zu kommen!
    Sie soll nicht sagen, daß ich hier dich halte;
    Was kann ich über dich? Der Ihre bist du!
    Antonius
.
    Die Götter wissen ...
    Cleopatra
.
    Nie ward eine Fürstin
    So schrecklich je getäuscht. Und doch, von Anfang
    Sah ich die Falschheit keimen.
    Antonius
.
    Cleopatra ...
    Cleopatra
.
    Wie soll ich glauben, du seist mein und treu,
    Erschüttert auch dein Schwur der Götter Thron,
    Wenn du Fulvia verrietst? Schwelgender Wahnsinn,
    An solchen mundgeformten Eid sich fesseln,
    Der schon im Schwur zerbricht! –
    Antonius
.
    Geliebte Fürstin ...
    Cleopatra
.
    Nein, such’ nur keine Färbung deiner Flucht!
    Geh, sag Lebwohl: als du zu bleiben flehtest,
    Da galt’s zu sprechen: damals nichts von Gehn! –
    In unserm Mund und Blick war Ewigkeit,
    Wonn’ auf den Brau’n, kein Tropfen Blut so arm,
    Der Göttern nicht entquoll: und so ist’s noch,
    Oder, der größte Feldherr, du, der Welt,
    Wurdest zum größten Lügner.
    Antonius
.
    Mir das! Wie!
    Cleopatra
.
    Hätt’ ich nur deine Sehnen, daß du sähst,
    Auch in Ägypten gäb’s ein Herz ...
    Antonius
.
    Vernimm,
    Der Zeiten strenger Zwang heischt unsern Dienst
    Für eine Weile: meines Herzens Summe
    Bleibt dein hier zum Gebrauch. Unser Italien
    Blitzt rings vom Bürgerstahl: Sextus Pompejus
    Bedroht mit seinem Heer die Häfen Roms:
    Die Gleichheit zweier heim’schen Mächte zeugt
    Gefährliche Parteiung: – stark geworden,
    Liebt man die sonst Verhaßten: der verbannte
    Pompejus, reich durch seines Vaters Ruhm,
    Schleicht in die Herzen aller, die im Staat
    Jetzt nicht gedeihn, und deren Menge schreckt: –
    Und Ruhe, krank durch Frieden, sucht verzweifelnd
    Heilung durch Wechsel. Doch ein näh’rer Grund,
    Und der zumeist mein Gehn Euch sollt’ entschuld’gen,
    Ist Fulvias Tod.
    Cleopatra
.
    Wenn mich das Alter auch nicht schützt vor Torheit,
    Doch wohl vor Kindischsein. Kann Fulvia sterben? –
    Antonius
.
    Geliebte, sie ist tot.
    Sieh hier, in übermüß’ger Stunde lies
    Die Händel, die sie schuf: zuletzt ihr Bestes,
    Sieh, wann und wo sie starb!
    Cleopatra
.
    O falsches Lieben.
    Wo sind Phiolen, die du füllen solltest
    Mit Tau des Grams? Nicht Fulvias Tod beweinen,
    Zeigt mir, wie leicht du einst erträgst den meinen.
    Antonius
.
    Zanke nicht mehr. Nein, sei gefaßt zu hören,
    Was ich für Plan’ entwarf: sie stehn und fallen,
    Wie du mir raten wirst. Ja, bei dem Feuer,
    Das Nilus’ Schlamm belebt, ich geh’ von hier,
    Dein Held, dein Diener: Krieg erklär’ ich, Frieden,
    Wie dir’s gefällt.
    Cleopatra
.
    Komm, Charmion,

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