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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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erblickt: Pompejus’ Name schadet
    Mehr als sein Heer im offnen Krieg.
    Cäsar
.
    Antonius,
    Laß deine üpp’gen Becher! Als geschlagen
    Du zogst von Mutina, wo du die Konsuln
    Hirtius und Pansa erst besiegt, da folgte
    Der Hunger deinen Fersen: den bestandst du
    (Obgleich so zart gewöhnt) mit mehr Geduld,
    Als Wilde selbst vermöchten; ja, du trankst
    Den Harn der Rosse und den falben Schlamm,
    Der Vieh zum Ekel zwänge: dein Gaum verschmähte
    Die herbste Beere nicht auf rauhster Hecke:
    Ja, wie der Hirsch, wenn Schnee die Weide deckt,
    Nagt’st du der Bäume Rinden: auf den Alpen
    (Erzählt man) aßest du so ekles Fleisch,
    Daß mancher starb, es nur zu sehn: und alles
    (O Schande deinem Ruhm, daß ich’s erzähle!)
    Trugst du so heldenmütig, daß die Wange
    Dir nicht einmal erbleichte.
    Lepidus
.
    Schad’ um ihn! –
    Cäsar
.
    Die Schande treib’ ihn bald
    Nach Rom zurück: Zeit wär’s dem Zwillingspaar,
    Daß wir im Feld uns zeigten: dem gemäß
    Ruf’ mir den Rat zusammen, denn Pompejus
    Gedeiht durch unser Säumen.
    Lepidus
.
    Morgen, Cäsar,
    Werd’ ich vermögend sein, dir zu berichten,
    Was ich zu Meer und Land versammeln kann,
    Die Stirn der Zeit zu bieten.
    Cäsar
.
    Bis dahin
    Sei dies auch meine Sorge. Lebe wohl! –
    Lepidus
.
    Lebt wohl denn, Cäsar! Meldet man Euch mehr,
    Was sich im Ausland regt, ersuch’ ich Euch,
    Mir’s mitzuteilen.
    Cäsar
.
    Zweifelt nicht daran,
    Ich kenn’s als meine Pflicht.
    Alle ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Alexandria. Ein Zimmer im Palast.
    Es treten auf Cleopatra, Charmion, Iras und Mardian.
    Cleopatra
.
    Charmion. ...
    Charmion
.
    Eu’r Hoheit?
    Cleopatra
.
    Ach!
    Gib mir Mandragora zu trinken!
    Charmion
.
    Wie?
    Cleopatra
.
    Daß ich die große Kluft der Zeit durchschlafe,
    Wo mein Antonius fort ist!
    Charmion
.
    Allzuviel
    Denkt Ihr an ihn.
    Cleopatra
.
    Du sprichst Verrat.
    Charmion
.
    O nein!
    Cleopatra
.
    Du Hämling, Mardian!
    Mardian
.
    Was gefällt Eu’r Hoheit?
    Cleopatra
.
    Nicht jetzt dich singen hören: Nichts gefällt mir
    An einem Hämling. Es ist gut für dich,
    Daß ohne Saft und Mark dein freier Sinn
    Nicht fliehn mag aus Ägypten. – Kannst du lieben?
    Mardian
.
    Ja, gnäd’ge Fürstin.
    Cleopatra
.
    In der Tat?
    Mardian
.
    Nicht in der Tat: Ihr wißt, ich kann nichts tun,
    Was in der Tat nicht ehrsam wird getan.
    Doch fühl’ ich heft’ge Trieb’, und denke mir,
    Was Venus tat mit Mars.
    Cleopatra
.
    O liebe Charmion,
    Wo denkst du dir ihn jetzt? Sag, steht er? sitzt er?
    Wie, geht er wohl? Sitzt er auf seinem Pferd?
    O glücklich Pferd, Antonius’ Last zu tragen!
    Sei stolz, mein Pferd! Weißt du wohl, wen du trägst?
    Den halben Atlas dieser Erde, Schild
    Und Schutz der Welt! – Jetzt spricht er, oder murmelt:
    »Wo weilst du, meine Schlang’ am alten Nil?«
    Denn also nennt er mich. Jetzt weid’ ich mich
    Am allzusüßen Gift! Gedenke mein,
    Ob auch von Phöbus’ Liebesstichen braun
    Und durch die Zeit gerunzelt! Als du hier
    Ans Ufer tratst, breitstirn’ger Cäsar, war ich
    Wert eines Königs: Held Pompejus stand
    Und ließ sein Aug’ auf meinen Brauen wurzeln;
    Da warf sein Blick den Anker ein, er starb
    Im Anschaun seines Lebens.
    Alexas kommt.
    Alexas
.
    Herrin Ägyptens, Heil!
    Cleopatra
.
    Wie ganz unähnlich bist du Marc Anton!
    Doch sahst du ihn: die köstliche Tinktur
    Vergoldet dich mit ihrem Glanz.
    Wie geht es meinem edlen Marc Anton?
    Alexas
.
    Sein Letztes, Fürstin, war:
    Er küßte – vieler Doppelküsse letzter –
    Die Perle hier: sein Wort lebt mir im Herzen.
    Cleopatra
.
    Von dort muß es mein Ohr sich pflücken.
    Alexas
.
    »Freund«,
    So sagt’ er mir, »sprich du:
    Der treue Römer schickt der großen Königin
    Dies Kleinod einer Muschel: ihr zu Füßen,
    Dies Nichts zu bessern, streu’ ich Königreiche
    Vor ihren üpp’gen Thron: der ganze Ost,
    Sprich, soll sie Kön’gin nennen«: – nickt mir zu,
    Und steigt gelassen auf sein hohes Streitroß,
    Des helles Wiehern, was ich gern erwidert,
    Zu tier’schem Schweigen brachte.
    Cleopatra
.
    War er munter oder ernst?
    Alexas
.
    Der Jahrszeit gleich, die auf der Mitte schwebt
    Von heiß und kalt: er war nicht ernst noch munter.
    Cleopatra
.
    O wohl geteilte Stimmung! O bemerk’ ihn, Charmion!
    Bemerk’ ihn, Charmion, welch ein Mann! O merk’ ihn!
    Er war nicht ernst, denn die wollt’ er beglänzen,
    Die heiter sind durch ihn: er war nicht munter:
    Dies schien zu sagen, sein Erinnern weile
    Mit seiner Lust hier: sondern zwischen beiden.
    O

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